Problem von Sandra - 25 Jahre

Ich kann nicht mehr

Hallo,

vorweg möchte ich sagen, dass ich 25 und mein Mann 51 Jahre alt ist.
Ich habe im August 2007 meine erste Tochter zur Welt gebracht. Eigentlich lief immer alles super, sie war sehr pflegeleicht und auch sonst hat alles wunderbar geklappt. Dann haben wir uns entschieden, noch ein Kind zu bekommen, damit die "große" kein Einzelkind bleibt.
ich wurde also kurz darauf wieder schwanger und verlor das Kind im Februar 2009 in der 9 SSW. Damals hatte mein Mann mir vorgehalten, dass es meine Schuld wäre, dass ich das Kind verloren habe. Ich sah das ein wenig anders, denn ich denke nach wie vor, dass es Streßbedingt war. Ich habe nächtelang geweint und er hat es einfach ignoriert. Außer dem vorwurf hat er nie wieder etwas über diese Schwangerschaft gesagt, auch auf meinen Wunsch hin, dass er doch bitte mal mit mir darüber reden solle, sagte mein Mann nur "Da gibts nix mehr zu reden"
Nun ja, ich habe mich damit abgefunden. Meine FÄ empfohl mir, mindestens 3 Monate zu warten, damit sich mein Körper wieder "erholen" könnte. Leider hat das nichts ganz funktioniert. Wir hatten zwar mit Kondom verhütet, aber das war für uns beide das erste mal und es ist schief gelaufen. Also wurde ich direkt wieder schwanger. Die zweite SS verlief alles andere als gut, ich war gestresst, hatte mehr "Schmerzen" und überhaupt wuchs mir langsam alles über den Kopf. Ich habe meinen Mann immer wieder um Hilfe gebeten, aber er meint, wenn er arbeiten ginge, müsse ich mich um den Rest kümmern und ich wollte doch unbedingt noch ein Kiind.
Im November 2008 kam dann unsere zweite Tochter zur Welt. Die Geburt war wesentlich anstrengender als die erste. Die erste Geburt dauert insgesamt ca. 7 Stunden mit einsetzen der ersten Wehen bis hin zur Geburt. Die zweite dauerte knapp 13 Stunden. Da die 2 eine Hausgeburt war, war mein Mann zu Hause, eine Bekannte hatte die "große" zu sich geholt, damit sie davon nichts mitbekommt. Nach der Geburt hat mein Mann mich so gut wie gar nicht unterstützt. Bereits am gleichen Abend musst eich mich schon wieder hinstellen und bügeln und mich um den Haushalt kümmern. Unsere Tochter kam an einem Donnerstag zur Welt, am Freitag rief der Chef meines Mannes an und fragte wie es aussieht. Da sagte mein Mann ganz trocken: "Meiner Frau gehts gut, ich komme am Montag wieder zur Arbeit!"
Da ist mir alles aus dem Gesicht gefallen. Er hat mich nie gefragt, wie es mir geht, dass habe ich ihm später auch vorgehalten. Da sagte er nur "Wenn Du bügeln kannst, gehts dir doch gut"
Das habe ich dann einfach so hingenommen. Nun ja, es war eine sehr schwere Zeit mit zwei kleinen Kindern, die große fing gerade an, richtig zu laufen und die kleine hat sehr sehr viel geschrieen. Immer wieder war ich so fertig, dass ich meinen Mann angerufen habe und ihn angeschrieen hab "Mach das du nach Hause kommst und dich um deine Plagen kümmerst, ich kann nicht mehr" Ich weiß, dass das nicht in Ordnung war, aber ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen, es wurde mir einfach zu viel. Mein Mann fordert einen perfekt geführten Haushalt und gleichzeitig muss ich mich um zwei kleine Kinder kümmern. Aber auch da habe ich immer wieder die Kraft aufgebracht, unter tränen und Schmerzen mich um meine Kinder zu kümmern. Ihm war das anscheinend egal bzw. hat er das auch so vorausgesetzt. Ich habe nie ein Lob bekommen, nie die Möglichkeit einmal auszuschlafen oder auch mal einen Tag für mich zu haben. Gar nichts. Anscheinend steht mir das nicht zu.
Mittlerweile ist die "kleine" ruhiger geworden, dafür dreht die große jetzt richtig auf. Sie hat nun die Phase, in der sie ihren Grenzen testen will und die kleine ist in der Zeit, wo sie mehr Zuwendung haben möchte und mehr beschäftigt werden will. ich bin nun am Ende meiner Kräfte, denn ich schaffe das Spagat wischen Haushalt, Kindern, Wäsche und dem ganzen anderen Kram wie Überweisungen tätigen, mich um die Medikamente für meinen Mann kümmern etc. einfach nicht mehr.
Ich verstehe, dass er abends auch fertig ist, zumal er morgens um 4 Uhr aufsteht und um 5 Uhr das Haus verlässt. Er arbeitet den ganzen Tag hart (in einer Metall- und Stahlbaufirma) und kommt abends gegen 18 Uhr nach Hause. Aber er denkt ich habe den ganzen Tag nichts gemacht, nur vor dem PC gehockt und mir den Hintern breit gesessen. Dabei verlange ich doch "nur" das ich auch mal ein paar Minuten abschalten kann. Wenn er dann nach Hause kommt, steht sein Kaffee schon auf dem Tisch und ich fange an zu kochen. Er ist keine 10 Minuten zu Hause, da hat er auch schon das erste mal hinter der "großen" her geschrieen, weil sie vielleicht auf der Eckbank rum springt oder irgendwas anderes gemacht hat. Ich will nicht abstreiten, dass ich mittlerweile auch viel hinter ihr her schreie, aber dann denke ich mir, dass ich diesen Zirkus von morgens halb sieben bis abends um 18 Uhr alleine ertragen muss. Ich habe keine freunde, niemanden, wo ich hin gehen kann, oder den ich mal besuchen kann. Ich bin den ganzen Tag mit den Kindern alleine und habe das Gefühl das ich langsam verblöde.Ich bin einfach am Ende meiner Kräfte und denke in letzter Zeit sehr viel darüber nach, meinen Mann und meine Kinder zu verlassen. Auf der anderen Seite denke ich mir, es sind doch Kinder, sie können doch nichts dafür. Und ich liebe meine Kinder ja auch über alles. Dann denke ich mir, ich sollte meine Kinder nehmen und gehen. Da mein Mann mich sowieso nicht unterstützt, kann ich genauso gut allein erziehend sein. Aber dann denke ich widerrum, ich kann meinen Kindern doch nicht den Vater nehmen ?!
Ich befinde mich im Moment in so einer Art Teufelskreis, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß, ich sehe keinen Ausweg mehr und Unterstützung oder Verständnis brauche ich von meinem Mann nicht erwarten.
Dann kommt noch hinzu, dass unsere Ehe ebenfalls am Ende ist. Wir sind eigentlich nur noch der Kinder wegen zusammen. Wir leben nur noch nebeneinander her. Liebe empfinde ich für ihn gar nicht mehr, ehr Mitleid. Beim Sex spüre ich nichts mehr, sondern liege nur noch gelangweilt da und warte, dass er endlich fertig ist. Wenn ich sexuelle Wünsche äußere, fragt er mich, was ich eigentlich von ihm erwarte. Passieren tut da nicht viel, es eigentlich immer das gleiche rumgefummel. Nach dem Sex fragt er mich dann, was los wäre, weil ich so dahin liegen würde, so lustlos wäre. Dann sage ich einfach "nichts. War schön" und er ist beleidigt und sagt "ja, es ist gut" Dann ist das Thema auch durch und er schläft ein. Dann liege ich noch ewig wach und stelle mir die Frage, warum ich das alles noch mit mache. Denke mir, Gott sei Dank es ist wieder rum. Wann wird er denn das nächste mal wollen? Wird er wieder was machen, was mir weh tut?
Dann schlafe ich unter Tränen ein und es ist wieder ein Tag rum.
Es gäbe noch soviel zu erzählen, aber ich habe nun keine Zeit mehr, meine Kinder sind wach und ich muss mich um sie kümmern, zumal nun in den Ferien auch noch die 11 jährige Tochter meines Mannes da ist. Um die muss ich mich dann auch noch kümmern, wieder noch mehr Wäsche und Arbeit, aber gedankt kriege ich es nicht....

Ich hoffe, Ihr könnt mir ein paar hilfreiche Tips geben, wie ich mein Leben und mich wieder besser in den Griff bekomme. Ich danke Euch schon im Voraus für Eure Bemühungen!

Liebe Grüße

Sandra

Jeanett Anwort von Jeanett

Liebe Sandra,

das war ja ein richtiger Hilfeschrei. Ich kann dich gut verstehen, sowas hält keine Frau auf Dauer durch. Jeder braucht auch mal eine Auszeit. Such dir unbedingt auch mal eine Freundin, vielleicht eine, die auch Kinder im Alter von deinen hat.

Es ist auch nicht gut, wenn deine Kinder immer nur auf dich fixiert sind. Wie alt ist denn die Große inzwischen? Spätestens wenn sie 3 wird, braucht sie auch die Gesellschaft von anderen Kindern. Und da hast du dann die Gelegenheit, auch andere Mütter kennenzulernen.

Deinem Mann würde ich dann schon mal die Pistole auf die Brust setzen. Wer hat denn als Mann schon das Glück, so eine junge Frau zu haben? Dieses Glück muss er sich auch verdienen. Du kannst jederzeit wieder jemanden finden und ein neues Leben anfangen, auch mit zwei Kindern. Für ihn sieht das allerdings anders aus.

Tu also auch mal was für dich, das ist auch für das Klima innerhalb der Familie wichtig. Deinen Kindern tut es auch gut, wenn sie eine zufriedene und glückliche Mama haben.

Sprich doch mal mit deinem Mann und sag ihm, dass er auch etwas für das Familienleben und für die Ehe tun muss, wenn er nicht irgendwann allein weiterleben will.

Ich wünsch dir alles Gute!
Liebe Grüße, Jeanett