Problem von Gregor - 36 Jahre

Bindungsangst & Gefühlskälte

Liebes Team,
ich habe folgendes Problem: Meine letzte 3-jährige Partnerschaft ging Ende April in die Brüche und ich musste aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Im Büro war eine neue Arbeitskollegin (33), die im Februar bei uns begonnen hatte. Sie wohnte mit einer Freundin dort, mit der Sie sich aber nicht mehr so gut verstand und so beschlossen wir gemeinsam eine WG zu gründen.

Anfangs gab es die Befürchtung, das Arbeit und WG zu eng seien, aber wir verstanden uns sehr gut und unternahmen auch gemeinsam sehr viel. Sie ist ein sehr Cosmopolitischer Typ - sie reiste viel, lebte aus dem Koffer und hatte nie Verantwortung. Sie hatte nur eine echte Beziehung mit einem Londoner, mit dem Sie ein Jahr zusammenlebte. Die Geschichte mit ihm machte mich insofern etwas stutzig, das Sie - obwohl nach Ihrer Aussage alles perfekt war - einfach nach Österreich zurückging, nur weil Sie in London keinen Job mehr fand. Er sagte einmal zu Ihr: "Du tust ja sowieso was du willst". Ich fragte Sie dann, ob Sie auch wieder flüchten würde - aber Sie meinte es wäre Zeit etwas zur Ruhe zu kommen.

Alles verlief harmonisch zwischen uns - wir unternahmen auch viele gemeinsam und so kam es, das wir gemeinsam Sex hatten - und eine Art Beziehung. Sie betrieb am Anfang recht viel Antiwerbung für sich - Sie küsst nicht gerne, sei ein Sexmuffel und habe Akne, die wieder auftauchen könnte. Mir war das egal - ich war einfach verliebt. Dann kam dazu, das Sie recht oft erwähnte, das Männer Schweine und schwach sein - mit einem radikalen Unterton - was Sie in Ihrer Familie reflektiert bekam - Mutter stark & Vater Fremdgeher und schwach. In der ersten Zeit kamen immer sehr viele nette SMS, Mails & viel körperliche Nähe. Doch Sie verletzte mich Zwischenzeitliche mit sprachlichen Aussagen. Sie meinte nur, ich solle nicht alles auf mich persönlich reflektieren. Und dann kam schon teilweise diese Emotionslosigkeit. Ich wollte mich schon trennen von Ihr, da ich diese Kälte nicht aushielt - und da zeigte Sie zum ersten Mal wirklich viele Emotionen und hielt mich fest. Sie sagte einmal, es würde nichts ausmachen schwanger zu werden.

Jetzt nach 3,5 Monaten ist Sie in der 6 Woche schwanger - ich freue mich auf das Kind - Sie hat die Panik, das Ihr Leben vorbei ist und Sie schliesst geistig mit mir ab. Sie sagt, das hätte alles nicht passieren dürfen - aber Sie will auch nicht abtreiben. Jetzt ist keine Nähe, kein Sex nichts mehr - aber dazwischen selten gestreut kleine Zuneigungszeichen. Kommunikativ verstehen wir uns auch gut, wenn wir noch unterwegs sind - ich darf halt kein Thema ansprechen, das uns und unsere Zukunft betrifft. Es heisst dann immer "Mach keine Pläne und zerrede nicht alles".

Ich hätte gerne eine Familie und hatte mir Vater werden emotional schöner vorgestellt. Ich konfrontiere Sie jetzt nicht mehr und lasse los. Sie trifft sich ständig mit anderen Leuten - Zuneigung und Sex sind momentan kein Thema - wir schlafen auch schon in getrennten Zimmern. Ich denke mir, das ist jetzt ein Phase und wir könnten es schaffen - aber wir sollten auch die Chance von uns beiden bekommen. Ich habe das Gefühl, Sie will nicht abhängig sein, frei & und ohne Verantwortung und Sie läuft einem Traum nach. Es fällt schwer so zu Leben, vor allem da ich soviele Kompromisse eingegangen bin und Sie mich mit Ihrer Art in die Arme einer anderen Frau treibt, die mir Wärme gibt und zeigt das Sie mich mag.

Sie hat auch diese Langweiler-Theorie - am besten ein Typ, der keine Emotionen zeigt und alles mit Humor übertüncht - der britische-Stil. Jetzt sitze ich hier, fühle mich zu zweit einsam und habe kein Rezept. Ich will Sie aber auch nicht so einfach aufgeben - schon gar nicht, wenn Sie Mutter unseres Kindes wird.

Anwort von Sabine

Hallo Gregor!

Soll ich ehrlich sein? Eine sehr komplizierte Frau hast Du Dir da an Land gezogen. Einerseits kann ich ihre Enttäuschung in ihren Erfahrungen verstehen und andererseits finde ich es unfair wie sie sich der allgemeinen Männerwelt und speziell Dir gegenüber verhält. Sie erwartet ein Kind von Dir und sollte langsam eigentlich damit anfangen Vertrauen zu Dir aufzubauen. Die Vertrauensbasis ist sehr wichtig. Wenn sie es denn auch will. Du beschreibst sie aber eher dahingehend, dass sie niemanden an sich ranlassen möchte.
Im Grunde sehe ich nur zwei Möglichkeiten (aus meiner Sicht als Außenstehende):
- fallenlassen, weil Du mit ihrer Art nicht zurecht kommst und es Dich verletzt
- ihre Art akzeptieren und auf ihre Worte hören, dass es nicht speziell auf Dich bezogen ist.
Vielleicht täte eine klare Aussprache euch auch gut. Schwer einzuschätzen, ob sie es kann, da Du sie sehr kompliziert beschreibst. Sie sollte in der Lage sein Dir zu sagen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt.
Durch das Kind seid ihr nunmehr immer etwas aneinander gebunden. Wie sieht es jedoch in den Herzen von euch aus? Diese Frage sollte vorab zuerst geklärt werden. Speziell von ihr, finde ich zumindest.

Lieben Gruß