Problem von Anonym - 18 Jahre

Konsum

Hey ihr!

Ich hab da ein Problem, was mich in letzter Zeit enorm belastet.
Ich und mein Freund (24) sind mittlerweile seit fast einem Jahr zusammen und das recht glücklich, natürlich läuft es nicht immer perfekt, aber im Großen und Ganzen schon gut.
Ich liebe ihn über alles und tu alles für ihn. Er ist in den letzten Monaten der Mittelpunkt meines Lebens geworden und ich weiß gar nicht mehr, wie ich ohne ihn leben soll.

Vorab, wir nehmen beide Drogen (Hasch, Gras, Speed, Koks, XTC) und das auch schon eine ganze Weile.

Bei mir hält sich das ganze sehr in Grenzen, mein Freund hingegen kifft täglich mehrfach. Das ist für mich kein Problem, so habe ich ihn kennen gelernt und das stört mich überhaupt nicht.

Nun haben wir uns mehr oder weniger so abgesprochen, dass wir nur einmal im Monat Chemie nehmen. (Dazu soll gesagt sein, dass er vor drei Jahren stark abhängig war, dann komplett aufgehört hat und zwei, drei Monate nachdem wir uns kennen gelernt hatten wieder angefangen hat).

Unsere Absprache war für ihn auch kein Problem, die ersten Monate hat das wunderbar geklappt, so hatten wir einmal im Monat unseren Trip und den Rest der Zeit wurde nur gekifft.

Seit beinahe zwei Monaten häuft sich sein Chemie-Konsum nun. Wir schmeißen gemeinsam etwas und spätestens zwei Wochen danach ist er wieder dabei. Er weiß, dass ich es nicht gut finde, tut es jedoch immer wieder.
Es fing an, dass er mir erzählte, dass er zusätzlich nur zu besonderen Anlässen (z.B. Geburtstag) wieder Chemie nimmt, doch dabei blieb es nicht.
Sobald jemand etwas zum ziehen auftreiben kann, ist er dabei und ich weiß, dass er viel mehr schmeißen würde, wenn er das Geld dazu hätte.

Wir haben uns wegen der Drogen auch schon gestritten. Ich meinte zu ihm, dass ich das Gefühl hätte, dass ihm sein Dope wichtiger sei als ich, er dementierte dies.
Ich habe in diesen Monaten gelernt, dass ich mich aus seinem Konsum raushalten sollte, er lässt sich dort nicht hineinreden und ist mittlerweile alt genug, um zu entscheiden, was er tut.

Aber es macht mich so fertig, wenn ich weiß, dass er eben jetzt in diesem Moment wieder am Chemie nehmen ist, obwohl das gegen unsere Regelung spricht. Ich mache mir total Sorgen um ihn.
Ich weiß, dass er schon sein lebenlang Drogen nimmt und genug Erfahrung damit hat.
Ich kann gar nicht verstehen, warum mich das so nervt, immerhin bin ich auch am konsumieren, aber dass er dies so übertreiben muss finde ich furchtbar.

Was soll ich tun? Ich kann und möchte ihm das nicht verbieten, aber ich hatte gehofft, dass er, weil er genau weiß, dass mich sein übermäßiger Konsum stört, damit aufhört, bzw. ihn reduziert.

Wie kann ich am besten damit umgehen und das akzeptieren lernen? Irgendwie tut mir das auch weh, ich tu alles für ihn und nehme ihn mit allen seinen Fehlern und Macken (Was nicht wenige sind) und versuche alles zu tun, damit er zufrieden ist und er versucht nicht einmal den Schritt zu gehen und konsequent die Chemie zu reduzieren.

Ich hoffe ihr versteht mich etwas und habt vielleicht einen Tipp für mich.
Danke

Franzi Anwort von Franzi

Liebe Unbekannte,

ich freue mich, dass du dich an uns wendest!

Von Verständnis kann leider nicht die Rede sein!

Ich war selbst 7 Jahre in einer ähnlichen Situation wie ihr. Ich habe auch Drogen genommen und bin mitlerweile froh, dass ich damit nichts mehr zu tun habe.

Im Nachhinein habe ich sehr viel gelernt. Drogen-Beziehungen halten nicht ewig. Du kannst auf deinen Freund einreden so viel, wie du willst, er wird sich nicht ändern. Er ist mitlerweile 24 Jahre alt und konsumiert immer noch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Zug irgendwann abgefahren ist. Er hat den Sinn des Lebens noch nicht erkannt und wird es so schnell auch nicht, weil er keinen Grund hat, aufzuhören. Außerdem: Wieso soll er seinen Konsum einschränken, wenn du selbst auch was nimmst?

Es tut mir Leid, wenn ich das so sage, aber ich glaube nicht, dass dein Freund dich wirklich liebt. Das einzige, was für euch beide wichtig ist, sind die Drogen. Wenn es dir so wichtig ist, dass dein Freund weniger nimmt, warum hörst du dann nicht ganz auf?

Du kannst mir nicht erzählen, dass man Drogenkonsum einschränken kann! Eine Zeit lang mag das vielleicht gut gehen. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Sucht stärker ist, als der Wille. Einschränkungen sind also total unsinnig. Entweder hört man komplett auf, oder man lässt es bleiben.

Ich sehe für dein Problem eigentlich nur 2 Lösungen. Entweder du bist ein gutes Beispiel und hörst komplett auf, in der Hoffnung dass dein Freund mitzieht, oder du trennst dich von ihm, wenn du das nicht akzeptieren kannst. So wirst du auch sehen können, was für deinen Freund wirklich wichtig ist. Entweder er hört auf, weil er dich liebt, oder er macht weiter, weil ihm die Drogen wichtiger sind.

Habt ihr schonmal darüber geredet, gemeinsam aufzuhören? Wenn dir die Beziehung so wichtig ist, solltest du ihn überreden, gemeinsam mit dir aufzuhören. Das bringt allerdings nur etwas, wenn ihr beide fest davon überzeugt seid, das zu wollen.

Glaub mir, du wirst so viel mit ihm reden können, wie du willst.Aber es bringt dir überhaupt nichts, weil dein Freund für seinen Körper alleine zuständig ist. Wenn er Drogen nehmen will, macht er das ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Mensch der Drogen konsumiert, hört nur auf, wenn er selbst dazu bereit ist und nicht, weil eine andere Person das gerne möchte.

Dass er sich an eure Abmachung nicht hält, ist in meinen Augen absolut normal. Wenn er den ganzen Tag am Kiffen ist, fehlt ihm ein Stück weit die Motivation. Warum also nicht noch ´ne Nase, damit man wieder in die Gänge kommt?! Dass er dadurch langfristig gesehen nur Probleme bekommt, sieht er nicht.

Tut mir beide mal den Gefallen und lasst mal eure Knochendichte messen. Dadurch, dass ich 7 Jahre Chemie in mich reingestopft habe, sind meine Knochen total kaputt gegangen. Nun haben sie die Dichte einer 80 jährigen und ich muss immer aufpassen, damit ich mir nichts breche. Einmal bin ich ziemlich blöd gefallen und dabei habe ich mir mal eben einen Wirbel gebrochen. Es ist ein scheiß Gefühl, wenn die Ärzte sagen, dass man nie wieder laufen kann! Und das nur, weil man früher Drogen genommen hat.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du deinen Freund liebst. Aber er ist für sein Leben alleine verabtwortlich. Du kannst nichts tun! Geh mit gutem Beispiel voran und zeig ihm, dass man auch ohne Drogen Spaß haben kann!

Und wenn er das dann immer noch nicht einsieht, solltest du dich trennen, damit du wenigstens nicht das gleiche Schicksal tragen musst, wie ich. Nur so wirst du auch erkennen, ob du ihm wichtig genug bist, um die Beziehung fortzuführen.

Ich weiß, dass das unheimlich hart ist. Aber meinst du nicht, dass du zu jung bist, dein Leben zu versauen?

Glaub mir, ich kenne aus meiner Zeit noch genug Leute, mit denen ich damals zu tun hatte. Ein Großteil ist vernünftig geworden. Aber viele haben den Absprung nicht geschafft. Sie haben keine Arbeit und sind Stammgast im Knast. Diese Leute kriegen ihr Leben einfach nicht auf die Reihe, weil die Drogen ihr Leben bestimmen.

Findest du es schön, wenn etwas die Macht über dein Leben hat? Würdest du nicht viel lieber unabhängig sein?
Mich würde es echt ankotzen, wenn ich jeden Morgen erstmal was ziehen muss, damit ich wach bin. Mich würde es auch ziemlich ankotzen, wenn ich mir jedesmal was reinschmeißen müsste um Spaß zu haben.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es ziemlich schwer ist, damit aufzuhören. Ich weiß aber auch, dass es machbar ist. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn die Serotonin-Produktion wieder von alleine arbeitet und nicht durch Drogen angekurbelt wird.

Lass deinen Freund einfach machen, was er will. Er muss alleine darauf kommen, dass er einen Fehler macht. Ich denke, dass du im Moment ohne ihn besser dran wärst. Eure Beziehung hat nur einen Sinn, wenn ihr beide drogenfrei seid!

Zum Übertreiben: Ich denke nicht, dass dein Freund übertreibt. Es ist vielmehr so, dass der Körper sich an eine bestimmte Dosis schnell gewöhnt. Wenn er dann beim nächsten mal was nimmt, ist diese Dosis nicht mehr ausreichend. Also wird wieder mehr konsumiert. Hinzu kommt die psychische Sucht. Alles´was schön ist, soll sich wiederholen. Deshalb ist es für deinen Freud auch so schwer, auf Chemie zu verzichten. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man was nimmt. Warum soll er auf dieses Gefühl verzichten, wenn es doch so toll ist? Er ist psychisch abhnängig! Die Drogen sind sein Leben! Ich denke, dass es bei deinem Freund nur Sinn macht, in eine Therapie zu gehen. Du schreibst selbst, dass er schon immer Drogen genommen hat. Dementsprechend groß ist die psychische Abhängigkeit. Für ihn ist nichts schöner als Drogen. Wie kann er dich also lieben, wenn doch für ihn die Drogen am wichtigsten sind? Erklär mir mal bitte, wie das funktionieren soll! Klar, auf seine Weise liebt er dich. Aber er wird immer die Drogen vorziehen.

Findest du es schön, immer nur an 2. Stelle zu stehen? Mach ihm klar, dass das so nicht geht!

Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig wachrütteln.

Alles Liebe,
Franzi