Problem von Anonym - 17 Jahre

Schwester im Wachkoma

Hallo!

Meine ältere Schwester hatte im Oktober 2004 einen Autounfall bei dem sie sehr schwer verletzt wurde. Wir mussten lange zittern, ob sie das Ganze überlebt... zum Glück (oder eher leider?!) hat sie das, aber liegt nun im Wachkoma.
Mein ganzes Leben hat sich dadurch total verändert. Anfangs mussten wir jeden Tag in die Klinik fahren. Mittlerweile ist sie zu Hause, und alles dreht sich natürlich nur um sie, meine Mutter muss sich den ganzen Tag um sie kümmern. Aber meine Schwester ist natürlich nicht mehr wie vorher... sie kann sich nicht mitteilen und ist total hilflos. Man muss sie füttern, wickeln, waschen,... und die Ärzte machen einem wenig Hoffnung auf große Verbesserung.
Auch wenn es hart klingt, aber für mich ist meine Schwester schon gestorben. Ich komm mit der ganzen Situation einfach nicht mehr klar, denn meine Schwester war mir früher sehr wichtig. Wenn ich daran zurückdenke wie sie vorher war - selbstbewusst, immer nen Spruch auf lager, witzig... und jetzt?!
Ich helfe meiner Mutter auch kaum bei der Pflege und rede wenig mit meiner Schwester. Ich kann es einfach nicht. Ich versuch mich einfach von allem abzuwenden und mich in meine eigene Welt zu flüchten... aber so kann es ja nicht weitergehn...
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich rede mit niemanden darüber, es geht einfach nicht... Haltet ihr es für sinnvoll wenn ich zu einem Psychologen gehe um mir dort mal alles von der Seele zu reden?
Liebe Grüße

Anwort von Susi

Grüß Dich!

Welch schwerer Schicksalsschlag, den Du und Deine Eltern da erleben! Deine Schwester schwebt zwischen Leben und Tod, zum Sterben zuviel und zum Leben zu wenig, wie es scheint. Ich denke, dass Ihr alle fest zusammenhalten müsst. Auch wenn es für Dich gewisse Einschränkungen bedeutet.
Es mag sein, dass sich Deine Schwester nicht mehr äußern kann, aber es ist auch nicht sicher, dass sie gar nichts mitkriegt vom Umfeld! Kannst Du Dich nicht überwinden, Deiner Mutter bei der Pflege zu helfen, weil es nicht mehr 'Deine Schwester' ist oder weil es Dich ein bisschen anekelt? Deine Schwester ist nun hilflos wie ein Baby und ich denke, dass sie dankbar wäre, wenn Du ihr quasi diesen "Dienst" erweisen würdest. Klar ist sie jetzt nicht mehr wie vorher, das allein zu akzeptieren muss unglaublich schwer fallen. Aber sie ist nunmal nicht tot und Du kannst noch nicht 'abschließen'. Bevor Du zu einem Psychologen gehst - wie wäre es denn, wenn Du Dich mal an einen Seelsorger wendest. Den gibt es in jedem Krankenhaus und natürlich auch in der Kirche. Du kannst mit ihm reden, Dir vielleicht den einen oder anderen Rat holen. Vielleicht findest Du einen Weg für Dich, wie Du das Leben mit Deiner jetzt so veränderten Schwester gestalten kannst.
Lass Deine Mutter nicht allein mit dieser Last! Du kannst ihr zeigen, dass Dir Deine Familie wichtig ist.
Wenn Du möchtest, dann klicke mal auf den Link unten in der Antwort. Die Seite wurde von Angehörigen eines Wachkoma-Patienten erstellt. Evtl. kannst Du dort auch Hilfe finden!

Ich wünsche Euch viel Kraft und alles Gute!
Ganz ganz liebe Grüße
Susi


http://www.8ung.at/wachkoma/