Problem von Anonym - 17 Jahre

Operation

Liebes Kummerkasten-Team,
Meine Eltern leben getrennt und ich lebe noch bei meinem Vater.
Jedes 2. Wochenende besuche ich meine Mutter.
Vor 4 Jahren erfuhren wir, dass meine Mutter eine angebohrene Veränderung in der Luftröhre hat. Es handelt sich dabei um eine Gewebeveränderung, also praktisch eine Verengung durch Gewebe, die an eine Stelle die Luftröhre um die Hälfte verengt. Nun steht es fest, dass dieses Gewebe meiner Mutter aus der Luftröhre operativ entfernt werden muss. Leider ist dies keine einfache Operation und es besteht die Gefahr, dass sie bei der Operation sterben könnte.
Lässt sie sich nicht operieren wird sie irgendwann ersticken...
Im Moment sind wir auf der suche nach einem geeignetem Arzt, einem wirklich erfahrenen, der keine Fehler macht. Das Problem liegt aber darin, dass diese Ärzte meistens in Großstädten tätig sind; zum beispiel in berlin; und es auch sehr kostenaufwendig ist, den richtigen Chirugen zu finden. Meine Mutter hat wenig Geld. Man kann sagen, sie verdient kaum mehr als wenn sie Hartz 4 beziehen würde. Jetzt machen wir uns Sorgen, ob wir uns die Operation überhaupt leisten können.
Letzten Freitag kam dann für mich noch ein Schock dazu. Ich habe mir im Alter von 8 Jahren meine beiden Schneidezähne ausgeschlagen, sie wurden mir wieder reingesetz und bis jetzt hatte ich auch keine Beschwehrden. Am Freitag sagte man mir, dass sich die Zähne langsam auflösen und ich Implantate oder eine andere Lösung benötige.
Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll...meine Mutter hat Todesangst um mich und um sich selbst..inzwischen brauch sie schon Beruhigungsmittel.
Ich würde ihr so gerne helfen, dass sie sich nicht mehr so einsam fühlt und nicht mehr solche Angst hat.
habt ihr irgendeinen Rat für mich, wie ich ihrin der ganzen Situation helfen kann ?
LG

Franzi Anwort von Franzi

Liebe Unbekannte,

ich freue mich, dass du dich an uns wendest!

Weißt du, eine OP ist keine schöne Sache, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dennoch will ich versuchen, dir die Angst etwas zu nehmen.

Dass ihr nach einem Spezialisten sucht, ist verständlich. Normalerwiese müsste der einweisende Arzt euch Adressen nennen können. Ich bin mir sicher, dass er weiß, welche Klinik geeignet ist. Zusätzlich würde ich euch raten, im Internet zu recherchieren. Es gibt spezielle Seiten, wo Kliniken bewertet werden. Dort könnt ihr euch sehr gut über Meinungen anderer Patienten informieren.

Vielleicht hilft es dir, wenn ich ein bisschen von mir erzähle. Meine Wirbelsäule ist versteift. Ich hatte 3 große Wirbelsäulen OP´s. Die 3. OP habe ich in einer Spezialklink machen lassen, weil die ersten beiden OP´s nicht so geworden sind, wie die hätten sein sollen. Leider habe ich immer noch wahnsinnige Schmerzen, so dass ich bald wieder in eine Klinik muss. Ich habe mich im Internet informiert und eine Klinik gefunden, die für mich in Frage kommen würde. Ich habe dem Professor eine Mail geschrieben und ihm meine Geschichte erzählt. Ich habe ihm sämtliche Befunde genannt und ihn gefragt, ob er mich stationär aufnehmen würde. Er schrieb mir, dass seine Klinik nicht optimal für mich ist und hat mir andere Adressen gegeben. Also habe ich mich wieder im Internet informiert und mir Meinungen von Patienten durchgelesen. Nun habe ich mich für eine Klinik entschieden, die 900km weit weg ist. Ich habe dort angerufen und gefragt, ob ich mit meiner Diagnose dort Hoffnung auf Besserung habe. Der Arzt war sehr nett und hat mir Vor- und Nachteile seiner Klinik genannt. Nach einem kurzen Gespräch war für mich klar, dass ich in dieser Klinik behandelt werden will. Mir wurden viele Papiere zugeschickt, die ich ausfüllen muss und mein Arzt musste mir einen Einweisungsschein ausstellen, auf dem genau diese Klinik steht, damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Ich muss lediglich die Fahrkosten selbst zahlen.

Bei einer OP ist es so, dass man sich vor der OP einmal in der Klinik vorstellen muss, damit die Ärzte abschätzen können, was auf sie zu kommt, während sie operieren. Wenn man eine längere Anfahrt hat, findet am selben Tag meistens ein Geschpräch mit dem NArkosearzt statt, damit man nicht ein 2.mal hinfahren muss.
Um dort hinzukommen, kann man günstige Angebote der Bahn nutzen oder bei jemandem mitfahren. Schau mal hier nach: www.mitfahrgelegenheit.de
Dort kann man bei anderen Leuten mitfahren und kann so viel Geld sparen, weil man nicht den vollen Preis zahlt. Natürlich kann man, wenn man ein Auto hat, auch eine Fahrt anbieten.
Bei der Bahn gibt es zur Zeit die Möglichkeit, Ticktes für 29? zu bekommen. Man muss die nur rechtzeitig kaufen. In meinem Fall ist das die beste Möglichkeit, weil ich mit dem Zug wesentlich schneller bin, als mit dem Auto. Außerdem würde ich wesentlich mehr zahlen, wenn ich selbst mit dem Auto fahre.

Ich weiß selbst, wie es ist, nicht viel Geld zu haben. Aber da deine Mutter chronisch krank ist, lohnt es sich, einen Antrag bei der Krankenkasse zu stellen, damit sie keine Praxisgebühr, keine Zuzahlung für Medikamente, Hilfs-& Heilmittel und kein Krankenhaustagegeld zahlen muss. Da sie nicht viel Einkommen hat, ist die Mindestgrenze sehr niedrig gehalten. Fragt also bei der Krankenkasse nach einem Antrag für Kostenbefreiung. So würde sie schon mal eine Menge Geld sparen.

Also nochmal eine kleine Checkliste:

- bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenbefreiung stellen.

- beim Arzt nach geeigneten Kliniken fragen.

- im Internet recherchieren, welche Klinik einem am besten gefällt und was andere Patienten über die Klinik schreiben.

- in der Klinik anrufen oder eine Mail schreiben und ihnen die Diagnose nennen und fragen, wie die Chancen auf Heilung sind.

- Ggf. Unterlagen zuschicken lassen (falls man die Unterlagen zurück schicken muss, sollte auf dem Einweisungsschein genau DIESE Klinik stehen.)

- Termin für die Voruntersuchung machen (möglichst nicht zeitnah, damit man genügend Zeit hat, die Fahrt so günstig wie möglich zu organisieren) und gleich nach dem Narkosearzt gespräch fragen, damit man nicht ein 2.mal hin muss.

- Bei der Voruntersuchung nach einem OP Termin fragen.

- fragen, wie lange man in etwa in der Klinik bleiben muss.

- Hin- und Rückfahrt organisieren.

Um dich braucht deine Mutter keine Angst haben. Implantate werden mitlerweile unter örtlicher Betäubung gemacht. Natürlich ist auch das ein Eingriff, der mit Sicherheit nicht einfach ist. Aber es gibt lange nicht so viele Risiken, wie bei deiner Mutter. Für deine Mutter ist es nun erstmal ganz wichtig, dass sie sich auf sich konzentriert.
Versuche, ihr bei der Klinikauswahl zu helfen. Setzt euch zusammen hin und schaut, welche Klinik für sie in Frage kommen würde. Außerdem kannst du versuchen, sie ein bisschen abzulenken. Macht euch einen schönen Nachmittag. Geht ein bisschen spazieren, trinkt gemeinsam Kaffee, spielt irgendwelche Gesellschaftsspiele... Wichtig ist auch, dass du ihr erklärst, dass sie sich keine Sorgen über die Kosten machen soll. Selbst wenn die Krankenkasse den Antrag nicht schnell genug bearbeitet, kann sie die Krankenhausrechnung in Raten zahlen. Sie müsste in dem Fall 10? pro Tag zahlen. Wenn man offen und ehrlich ist, lässt das Krankenhaus sich auf eine Ratenzahlung ein. Vielleicht hat sie ja irgendjemanden, der sie finanziell etwas unterstützen könnte?
Auch über die Risiken muss sie sich keine Sorgen machen. Wenn sie in eine Spezialklinik geht, haben die Ärzte sehr viel Erfahrung. Was für andere Ärzte eine große Herausforderung wäre, ist für Spezialisten ein Routineeingriff. Sie müssen zwar über sämtliche Risiken informieren, aber es passiert in den seltensten Fällen etwas.
Notfalls rate ich deiner Mutter dazu, sich Unterstützung in einer Beratungsstelle oder beim Psychologen zu holen, damit sie eine neutrale Person hat, mit der sie über ihre Sorgen reden kann. Ich selbst gehe auch regelmäßig zu einer Beratungsstelle und muss ganz ehrlich sagen, dass es mir wirklich hilft. Ich kann dort über meine Sorgen und Ängste reden. Außerdem haben die Mitarbeiter dort sehr nützliche Tipps. Sie helfen mir auch bei Anträgen oder unterstützen mich, wenn ich so starke Schmerzen habe, dass ich mich nicht um meinen Sohn und den Haushalt kümmern kann. Ich bin mir sicher, dass deine Mutter dort auch sehr viel Unterstützung bekommt.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen...

Alles Liebe und Gute Besserung! Lass den Kopf nicht hängen! Wenn ihr zusammenhaltet, schafft ihr es, diese schwierige Situation zu meistern!

Franzi