Problem von Anonym - 16 Jahre

Ich werde vernachlässigt und schlecht behandelt

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Eigentlich ist mein ganzes Leben ein Problem. Meine Eltern hassen mich, ich bleib wahrscheinlich sitzen und ich kann wirklich niemandem vertrauen. Früher bevor ich eingeschult wurde haben meine Eltern mich schon gehasst. Meine Mutter hat mich oft tagelang im Bad eingesperrt oder den ganzen Tag in meinem Zimmer, wo so ein komisches blaues Toilettending war. Währenddessen sind irgendwelche Kinder in meinem Alter vorbeigekommen mit denen meine Mutter im Spielzimmer gespielt hat. Ich musste danach immer alles aufräumen. Sie hat sich nie für mich interessiert. Wenn ich meinen Vater nur angesprochen habe hat er mich immer zusammengeschrien und geschlagen. Ich habe jahrelang den Vodka aus dem Keller verschwinden lassen um das überhaupt ein wenig zu überstehen. An meinem 5. Geburtstag durfte ich dann das erste Mal mit irgendwelchen Kindern spielen. Ich hab mich irgendwie darauf gefreut keine Ahnung wieso. Zumindest habe ich mich mit Timo (der jetzt in meiner Klasse ist) gestritten und bin heulend auf mein Zimmer gerannt. Den ganzen Tag über ist niemand gekommen um nach mir zu sehen. Ich wurde immer ruhiger und habe tagelang oft kein einziges Wort gesagt, nichtmal in der Schule. In der 2. Klasse habe ich dann ein paar Freunde gefunden (aus der 4.) mit denen ich die ersten Zigaretten geraucht und hin und wieder was gestohlen habe. Ab da ging mein Leben ziemlich bergab. Drogen, Diebstähle, Einbrüche, Anzeigen.... Aber als ich unter 13 war war ich noch nicht strafmündig und ich mochte diese Zeit. Wenn ich nach Hause kam, was ziemlich selten war haben meine Eltern mich geschlagen und eingesperrt aber es hat mir nicht mehr so viel ausgemacht. Als ich in die 6. Klasse kam waren meine Freundinnen weggezogen oder ich hatte garkeinen Kontakt mehr zu ihnen. Ich fing an Schlafmohntee zu kochen und Subutex und Tetrazepam von der Mutter einer Klassenkameradin zu entwenden. Irgendwann im Frühjahr war dann nichts mehr von meinen Vorräten da. 9 Monate fast jeden Tag auf Opiaten und dann... nichts mehr... das war scheiße! Meine Eltern haben mir für mein Zimmer Heizung und Strom abgedreht, Fernseher, Computer, Radio und Fahrrad weggeschlossen und ich war die ganze Zeit eingesperrt. Hinzu kamen gewisse Entzugssymptome. Die ganzen Sommerferien durfte ich dann nicht das Haus verlassen. Also wieder den Alkohol meiner Eltern getrunken und irgendwelche Pflanzen aus dem Garten meiner Mutter gefressen in der Hoffnung das irgendeine eine Wirkung hat (Katzenminze, Tagetes, Goldmohn, ...). Danach hatte ich nur noch mit den falschen Leuten zu tun. Ich habe so extrem dämliche Dinge getan nur um überhaupt Freunde zu haben, die nicht über Tokio Hotel reden und rum heulen weil ihre Eltern ihnen keine Playstation kaufen wollen. Ich habe nie Taschengeld bekommen und sie haben mir auch nie was teures geschenkt. Zu Weihnachten krieg ich immer noch Socken und Unterwäsche. Alles andere muss ich selbst kaufen. Ich hab ja noch Klamotten, die passen doch noch. Wenn ich zu Hause bin beleidigen mich meine Eltern die ganze Zeit und sagen wir wie kaputt ich aussehen würde und wieso ich nicht so wie Timo sein könnte. Das haben die sich schon immer gewünscht. Warum haben die mich nicht schon längst weggegeben? Ich weiß auch das ich ohne Makeup mindestens 10 Jahre älter aussehe und bin überzeugt davon das mein Gehirn und irgendwelche anderen Organe längst zerfressen wurden. Aber ich kann dieses ganze ungesunde einfach nicht sein lassen (in letzter Zeit vor allem Amphetamine). Ich hab es zwar probiert. Aber länger wie ein paar Wochen nie ausgehalten. Nach 3 Wochen fange ich an Panikattaken zu bekommen und bin nur noch am weinen, ohne überhaupt nen Grund dafür zu haben. Ich fühle mich als würden die Wände auf mich zukommen und ich merke, dass ich niemanden habe und ganz allein bin. Ich fühle mich richtig beobachtet. Mit den Lehrern kann ich nicht reden, auf gar keinen Fall! Beim Jugendamt sollte ich besser nicht erscheinen, ich war vor ein paar Jahren schon mal da. Die haben meine Eltern angerufen und die haben mich zusammengeschlagen. Davon habe ich immer noch eine Narbe die mich daran erinnern kann. Und Freunde? so richtige Freunde sind das auch nicht. Ich kann zwar was mit denen unternehmen und so aber ich denke nicht das ich mich auf die verlassen kann. Ich habe Angst das mein Gehirn schon so geschädigt ist das ich überhaupt kein normales Leben mehr führen kann. Ich habe Angst das wenn ich zum Arzt gehe er mich gleich wegsperren lässt und ich nie wieder aus der Psychiatrie raus gelassen werde oder er mir das ganze gar nicht glaubt.
Was soll ich jetzt tun?
Ich glaub ich hab echt psychische Probleme bekommen. Irgendwie erscheint mir meine Situation ausweglos, aber ich hab es ja auch erst dazu kommen lassen.

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

deine Geschichte liest sich wie ein schlechter Film. Furchtbar, wenn sowas Realität ist.

Du hast eine sehr schlimme Vergangenheit und anscheinend ändert sich in der Gegenwart auch gerade gar nichts. Du hast mit dem Jugendamt schlechte Erfahrungen gemacht (übelst!! Dieses Jugendamt gehört angezeigt!) und hast Angst vor dem Hausarzt.

Ich kann dir nur raten, dich schnellstens von diesem Zuhause zu entfernen. Du bist weiblich, hast du mal an ein Frauenhaus gedacht? Da können Frauen hin, die daheim vernachlässigt und schlecht behandelt werden, da können Frauen hin, denen Gewalt droht oder die schwanger sind und nicht wissen, wohin.

Oft kommen dort viele Frauen unterschiedlichster Probleme zusammen, es bilden sich Freundschaften und vor allem: man wird gut versorgt. Viele Menschen, die sich mit den Problematiken auskennen, helfen da mit und vor allem: du bist unerreichbar für deine Eltern.

Wenn du bei Google "Frauenhaus" und den Namen deiner Stadt eingibst, wirst du hoffentlich fündig, Frauenhäuser sind inzwischen weit verbreitet. Wenn es in deiner Stadt keins gibt, probiere die nächste Stadt in deiner Nähe aus. Und wenn du eine Adresse rauskriegst, pack das Nötigste in deine Schultasche und geh direkt da hin. Du wirst dort auf jeden Fall Hilfe bekommen. Wenn du deine Geschichte erzählst, wirst du sicher auch da aufgenommen. Jemanden mit solch einer Vergangenheit lässt man da nicht vor der Tür stehen.

Du merkst ja selbst, dass Alkohol und Drogen nicht helfen, sie decken nur alles zu. Das ist aber im Endeffekt einfach keine Lösung. Ich bin froh, dass du noch die Kraft hast, dir selbst helfen zu wollen, denn du bist es allemal wert!

Ich sehe das Frauenhaus als gute Chance, in Ruhe und Frieden deine Schule zu beenden und ein gutes Dach über dem Kopf zu haben. Menschen, die auf dich Acht geben, gibt es da...und vielleicht wirklich die ein oder andere Freundin. Frauenhäuser sind eine gute Einrichtung und gerade Frauen wie du haben da eine Chance.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute! Kämpfe weiter für dich, du bist es einfach wert!

Liebe Grüße,

Dana