Problem von Sarah - 24 Jahre

Krankhafte Eifersucht

Liebes Kummerkasten-Team,
ich glaube, mit mir stimmt etwas grundlegendes nicht. Vielleicht könnt ihr mir ja sagen, was mit mir los ist.
Folgendes ist mein Problem: Menschen, die mir wichtig sind, will und kann ich nicht teilen. Mir tut zum Beispiel das Herz weh wenn ich von meiner besten Freundin höre, was sie alles mit ihren Freunden in Freiburg unternommen hat. Eigentlich sollte ich ihr das gönnen, dass sie im Süden so schnell Anschluss gefunden hat, seit sie weggezogen ist. Aber ich mich einfach nicht für sie freuen, im Gegenteil, ich finde es beschissen, dass fremde Menschen jetzt das Glück haben, sie jeden Tag sehen zu können. Das macht mich fertig!
Oder meine Mutter, die ich am liebsten auch für mich allein hätte, die ich aber mit drei weiteren Geschwistern teilen muss. Ich wünschte, es gäbe meine Geschwister nicht!
Was ist mit mir los? So gehts mir immer, wenn ich jemanden gern hab. Bin ich vielleicht einfach ein egoistischer und schlechter Mensch?

Dana Anwort von Dana

Liebe Sarah!

Zuerstmal: nein, du bist kein egoistischer und schlechter Mensch. Überhaupt nicht.
Ich glaube, die Dinge sind bei dir etwas anders gelagert.

Menschen nicht "teilen" zu wollen, hängt meist mit der Angst/Panik zusammen, sie zu verlieren. "Was, wenn sie dann da unten Freunde hat?? Sie wird mich vergessen!! Sie wird kaum mehr was mit mir machen! Sie wird all die anderen lieber mögen!" Am liebsten also eine Schutzmauer um die Lieben bauen, damit sie weder Vergleichsmöglichkeiten haben, noch die Chance bekommen, andere Menschen zu kontaktieren.

Und diese Verlustangst (auch das "Nichtgönnen" fällt in diese Kategorie) basiert meist auf Selbstzweifeln. Das bedeutet, das Problem liegt tief in dir drin. Hast du Angst, nicht "attraktiv" (und damit meine ich nicht hübsch) genug zu sein, um deine Freundin als Freundin zu behalten? Hast du Angst, deine Mutter könnte ihre Liebe nicht aufteilen? Hast du Angst, du wirst nicht geliebt oder bist so, dass man dich schnell vergisst oder hintenan stellt?

Ich glaube, dir fehlt einfach Selbstvertrauen. Denn jemand, der in sich ruht, weiß, dass die Menschen, die er liebt und die ihn lieben, sich nicht einfach abwenden. Und dadurch wird man locker und "großzügig". Man kann die Menschen dann mit anderen teilen, weil man weiß: es ändert NICHTS an der Liebe/Zuneigung zu mir. Nur wenn man Angst hat, irgendwas könnte sich ändern oder man sich über sich selbst überhaupt nicht sicher ist (warum sollte denn jemand mich lieben, wenn er mehrere Möglichkeiten hat?), dann klammert man, wird eifersüchtig, wird neidisch auf andere menschliche Zusammenstellungen.

Ich denke, es wäre wichtig zu lernen, dass du um deiner selbst Willen geliebt und gemocht wirst, egal, wer sich da noch tummelt und egal, wer noch Liebe und Aufmerksamkeit bekommt. Vielleicht bekommst du diesen Lernschritt alleine hin, sicher aber würde eine Verhaltenstherapie helfen, das solltest du allerdings alleine entscheiden. Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich genau mit solchen "einprogrammierten Mustern", die im Kopf einfach falsch ablaufen. Du selbst hast das schon erkannt, weshalb du uns ja geschrieben hast. Das ist ein guter erster Schritt.

Wenn du den Mut hast, sprich mit deiner Mutter offen darüber. Hilfe zu erbitten, ist nichts Peinliches. Auch könntest du deiner Freundin sagen, dass sie erstmal das Thema "andere Freunde" zurück stellen könnte, weil du sie so sehr vermisst. Das versteht sie sicher. Aber insgesamt gilt es daran zu arbeiten, mit der Liebe und Zuneigung, die du bekommst, zufrieden zu sein und darauf zu vertrauen, DASS du geliebt und gemocht wirst. Das ist nämlich ein schönes Geschenk, das man dargeboten bekommt und sich nehmen darf...aber nie einfordern sollte. Freu dich daran und schau auf dich selbst. Du bist ein Mensch, der Liebe und Zuneigung verdient und bekommt. Egal, wer sie noch bekommt.

Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Weg!

Dana