Problem von Anonym - 15 Jahre

Meinem Opa geht es nicht gut

Ich weiß nicht was ich machen soll bitte helft mir. Mein Opa kann durch einen Fehler des Krankenhauses nicht mehr laufen uns sitzt immer nur noch zu Hause rum. Er wohnt eine Etage über mir und ich höre immer wie er rumschreit oder weint. Meine Oma kümmert sich um ihn so gut sie kann. Letztens waren wir Mittags bei ihm oben und haben dort gegessen und da meinte er, dass 2012 das letzte jahr sein wird, dass wir mit ihm haben werden. Er hat sich damit abgefunden zu sterben aber ich will das nicht. Er war immer da, hat viel mit mir unternommen. Ich möchte nicht das er stirbt. Ich könnte eigentlich jeden Tag zu ihm nach oben gehen, aber ich traue mich nicht, weil ich nicht weiß worüber wir reden sollen. Auch weil er nach ein paar Minuten abschaltet und nicht mehr zuhört und weil er nicht mehr so gut reden kann. Ich will auch nicht das ich weinen muss wenn ich zu ihm hoch gehe, denn das soll er nicht sehen. Ich liebe ihn über alles und jeden Abend breche ich heulend zusammen, weil ich weiß das er bald stirbt und ihn dann nie wieder sehen, fühlen oder seine stimme hören kann. Ich weiß nicht was ich tun soll, er tut mir einfach so Leid wie er da oben alleine rumhockt und alle sich um ihn kümmern müssen...

Judith Anwort von Judith

Liebe Anonyme,

Danke fuer Deine Email. Es tut mir sehr leid, Dich so leiden zu sehen. Der Umgang mit dem Tod ist nicht einfach, weder vorher, noch nachher in der Trauer. Ein geliebter Mensch wird immer eine riesen Luecke hinterlassen. Und einen geliebten Menschen altern zu sehen, ist auch nicht einfach.

Ich rate Dir, einmal einen Blick hier hinein zu werfen.
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/13/Wie-gehe-ich-mit-dem-Tod-um.html
Wir bekommen oefters Zuschriften und Fragen zum Thema Tod von Angehoerigen. Vielleicht hilft Dir dieser Link. Sicher ist es auch wichtig, dass Du mit Deiner Familie ueber Deine Gefuehle redest. Deine Mutter bzw. Dein Vater sind sicher auch traurig, den eigenen Vater so leiden zu sehen. Vielleicht hilft ein offenes Gespraech Euch allen, besser mit der Situation umzugehen. Oder sprich mit einer anderen Person Deines Vertrauens, zB einem Lehrer ueber Deine Aengste.

Dann rate ich Dir, den Kontakt zu Deinem Opa weiter zu pflegen, wenn es nicht zu schmerzhaft fuer Dich ist. Du schreibst, dass Du nicht vor ihm weinen moechtest. Aber vielleicht ist das gar nicht so schlimm? Traenen zeigen doch auch, wie sehr Du ihn lieb hast. Traenen gehoeren dazu zum Leben. Und auch Schweigen ist in Ordnung. Vielleicht machst Du ihm eine Freunde, wenn Du einfach bei ihm sitzt, zB er guckt fern und du liest ein Buch. Einfach zum Gesellschaft leisten. Das sagt manchmal mehr als 1.000 Worte.

Fuer Deinen Opa ist das sicher auch nicht einfach. Vielleicht ist er auch traurig, dass er nicht mehr so beweglich ist wie frueher und er moechte nicht zur Last fallen. Umso mehr freut es ihn vielleicht, wenn Du einfach still da bist und ihm signalisierst, dass Du ihn akzeptierst und lieb hast.

Ich wuensche Dir ganz viel Staerke und dass Du mit Deiner Angst und Trauer nicht allein bleibst. Sprich darueber!

Alles Gute,
Judith