Problem von Darukku - 16 Jahre

Beschwerden, Depressionen, Probleme in vielerlei Dingen

Schönen Abend die Damen und Herren des Kummerkasten Teams.

Einst schrieb ich euch, bekam eine recht annehmbare Antwort muss ich gestehen, die sogar teilweise geholfen hat.
Da das in einer gewissen Weise überstanden ist, scheint mir, wurden mir meine richtigen Probleme bewusst. Es ist jetzt 23:48 Uhr, ich wollte baldigst ins Bett verschwinden und möchte nicht, dass der morgige Montag seine Runde macht, sodass ich gezwungen bin, das örtliche Gymnasium zu besuchen, in dessen ich mich mehr als nur unwohl fühle, in welchem ich kaum etwas lerne, nicht mal möchte, und letzten Endes einen Freund dort zu Gesicht bekomme -

Das ist nicht das Problem. Ich höre gerade ein wunderschönes Musikstück, der Soundtrack selbst, sprich, die Komposition entstammt aus dem Touhou Projekt, einer japanischen Spieleserie, die allerdings nicht für das Spiel, sondern für de atemberaubende Musik markant ist, während auf alle Stücke kein Copyright gesetzt ist, was folglich bedeutet, es gibt wahrscheinlich Milliarden von Arranges von denen. Nebenbei ist die Seite "Rainymood.com" offen, die den Zweck beinhält, ein Regenwetter in den Ohren zu simulieren und ich muss sagen, es ist so entspannend, so wunderschön, so erfüllend - Und ich weiß, dass ich gehen muss, ich bin müde.

Da kommen wir der Sache schon näher. Ich schreibe von diesen "belanglosen" Dingen, da sie zusammenhängend mit meinem "Problem" sind.

Jeden Abend wird mir schlecht, jede Nacht schlafe ich, als wäre die gesamte Nacht ein Auge offen.
Ich bin ein Zeichner, Maler, ich male am Pc mit Photoshop und bin alles andere als erfolgreich mit meinen Bildern. Ich wünsche mir jede Linie, ein Meisterwerk schaffen zu können, spüre aber, dass meine Hände nicht die Berechtigung und nicht den Zweck des Schaffens, sondern Gegenteiliges innehalten.

Ich werde am morgigen Tag wieder in die Stadt mit dem Zug fahren, die mir missfällt - Nein, welche von meinem Hass in meinen Augen rot gefärbt wird. Es ist nicht so, als würde es mir hier nicht gefallen, eher empfinde ich es als grauenhafte Qual, hier zu sein und zu wissen (noch) nicht weg zu können.
Je länger ich hier bin, desto eher wird mir klar, dass ich bald gehen muss. Die Stadt, in der ich lebe ist nicht groß, sie ist nicht sonderlich bekannt für irgendetwas, sie liegt in Bayern, fernab von größeren Städten - Aber auch nicht diese würden etwas zu meiner Genugtuung beitragen.
Je öfter ich die Gesichter, die Straßen dieser Stadt sehe, desto eher weiß ich, dass sich hier absolut nichts ändern wird, heißt, ich werde hier niemals finden, wonach ich suche.
Man nannte mich den Jüngling, von fern her gereist, um zu finden, was er in alten Zeiten verloren hat. Ja, ich bin nur zur Hälfte Deutscher, nicht, dass ich etwas gegen Deutsche, Deutschland oder Ähnliches hätte, keineswegs. Ich bin zur Hälfte Thai. Und fühle mich fehl am Platz. Ich sollte nicht hier sein und werde hier nicht zufrieden sein.
Ich besuche eine Schule, die für Sprachbegabte und Musikanten markant ist, jene Schüler spielen entweder passabel ihr Musikinstrument, andere widerum lernen erfolgreich die französische Sprache.
Zu Beginn widmete ich mich dem musischen Zweig, bis zu dem Tag, an dem ich kein Klavier mehr spielen wollte und jenen Zweig aufgegeben habe - Ich war ein Naivling und dumm, ein Kind, das noch nicht wusste, dass es eines Tages wunderschönste Musik, Klavierstücke und dergleichen kennenlernen würde und seine Vergangenheit bis ins Kleinste bereuen würde. Stattdessen wollte es die von ihm verhasste Sprache Französisch lernen (ich habe absolut nichts gegen Franzosen), da ihm klar wurde, dass er es einfach nicht kann.
Möglicherweise hätte ich einfach von Anfang an mitlernen sollen, aber bro, it's too late for regrets.
Möglicherweise werde ich dieses Jahr (10. Klasse) nicht erfolgreich abschließen, allein, weil ich nach der 3. Schulaufgabe nun auf 6 in Fr. stehe - Ich möchte nicht aufgeben, allerdings habe ich auch in anderen Fächern einige Probleme, die eigentlich behebbar mit etwas mehr Zeit wären, allerdings wird Französisch mir immer im Weg stehen, NEIN DIE SCHULE WIRD MIR IMMER IM WEG STEHEN.
Mir sagte man, das Abitur sei eines Tages mein Master Schlüssel, ich könnte jeden Weg einschlagen, doch ich weiß nicht einmal, was ich eines Tages, nachdem ich die Schule verlassen habe, überhaupt tun will, was ich studieren will, nichts. Meine Talente lagen in der Vergangenheit in der Malerei/Zeichnerei, doch ich kam die letzten wenigen Jahre nicht zum Üben, man darf sich denken, was im Weg stand, sicherlich nicht meine Faulheit, obgleich sie existiert.
Zitat: "Wenn ich diesen Beruf hätte, ich würde mich innerhalb der nächsten 5 Tage erhängen." - Das sagte ich oft. Das hat den gewissen Grund, dass ich viele Jobs, Berufe und dergleichen häufig als... "minderwertig" (falsches Wort), als einfach unpassend, zu unspektakulär, zu "unwichtig" (alles ist irgendwo wichtig, wieder falsches Wort), ich hab ein wenig den inneren Wunsch, in der Weltgeschichte ein Kapitel zu belegen, muss ich gestehen. Nicht, dass ich gern im Mittelpunkt stehe, im Gegenteil, ich halte mich oft abseits und beobachte still, zeichne auf und ziehe an meinen Fäden.
Ich möchte dieses Jahr nach Japan fahren, da ich ein kleiner Fanatiker bin. Es gibt da einen Wettbewerb, ich hätte einen Monat noch um 3 spektakuläre Bilder herauszuhauen. Ich persönlich schätze ein, dass das Niveau etwa.. so hoch wie das von banpai_akira sein müsste (darf gegoogelt werden, krankhaft schöne Bilder), und das innerhalb des nächsten Monats zu erreichen.. sollte eigentlich drin sein. Man darf raten, wer im Weg steht. Der erste Preis ist die Fahrt nach Japan. ^^

Ich bin fehl am Platz und sollte nach Hause. Zuhause ist nicht, wo Familie ist, es ist, wo ich mich wohl fühle und meiner Familie geht es auch nicht bestens. Ich will sie irgendwann aus den Krisen befreien, sie mitnehmen und wir wären dort, wo wir uns glücklich schätzen können.
... Eigentlich will ich das gar nicht sagen, aber es ist ja anonym. Meine Familie sitzt in einigen Schuldenkrisen und es fällt uns schwer, an Geld zu kommen, meine beiden Elternteile besitzen eine anständige Arbeit, allerdings reicht es nicht ganz. Meine Mutter arbeitet allerdings 200km weiter weg von hier und wir bekommen sie nur einige Stunden manchmal alle paar Wochen zu Gesicht und das erfreut mich auch nicht wirklich. Ich habe einen super Draht zu meinen Eltern darf gewusst werden. Allerdings kann ich kaum in Worte fassen, was ich jetzt erzählt hab.
Tja. Ich versitze Tag für Tag meine Zeit, warte auf den Tag, an dem ich ... meine Genugtuung finde, und oh Himmel, ich wüsste gerne, was sie ist.
Meine Liebe ist vorerst vergangen, die ich 2 Jahre lang empfand. 2 Jahre kämpfte ich um sie (sie wohnte 500km weit weg), sie wusste nie, wie sehr ich sie liebte, jetzt kam mir jemand zuvor, dazwischen, zerstörte das glückliche Bild meines Lebens und jetzt lebe ich mit etwas Schmerz in der Brust.
Ich bin froh, ich bin unheimlich froh, gewisse Freunde zu haben, mit denen ich jeden Abend zurzeit über Voice Chat mich amüsiere, ob's beim Spielen oder Quatschen ist. Es ist so bedauerlich, sie nicht um mich herum zu haben, da sie auch nicht gerade in der Nähe wohnen, muss ich gestehen. Ich hasse sie alle so sehr, meine gottverfluchten Mistkerle, die ich recht lange kenne fällt mir gerade auf. Ja, sie sind bestimmt alle 40 Jahre alte Männer. Nein, im Ernst, das ist ein schöner Trost, sie zu haben. (:
Und wenn ich so darüber nachdenke, mein einziger Trost.
Einer an meiner Schule, und die anderen 8 verteilt über Deutschland. Schön, nicht wahr. Nur einen davon auch sehen zu können. /:
Wenn ich's Abi dann hab, sehen wir uns, drehen uns auf einem Bürostuhl und zeigen mit dem Finger grinsend nach oben, dann passt das.

Ich wünschte. Ich könnte wieder Ruhe finden. Sie blieb mir sehr lang verwehrt.. sehr sehr lang..
Tja. Ich finde es komisch, hier auf Kummerkasten zu schreiben. Ich gebe nur selten so viel preis.
Also. Ich weiß nicht, was ich zum Abschluss sage.
Danke vielleicht. Für eventuellen Rat und sowas. Wüsste nicht, ob das gar möglich wäre.

Dana Anwort von Dana

Lieber Darukku.

Du siehst mich leicht ratlos. Warum? Weil ich hier sitze, deinen Text vor mir, überlegend, ob ich nun eine trostreiche, verständnisvolle Schiene fahre... oder dir volle Ehrlichkeit um die Ohren kloppe! Ich bin mir nicht sicher, was du verträgst, lieber die gleiche blumige Sprache, lieber dieselben Floskeln, alles etwas melancholischer, nur beratend? Oder lieber mit direkten Worten, ohne Verzierung, ohne Spitzentaschentuch?

Dein Auftritt hier zeigt einen intelligenten jungen Mann, der durch extra ausladende Wortwahl und durch wiederkehrende Polemik ein Bild von sich erschafft, welches sich einhüllend und theoretisch sogar ablenkend um den eigentlichen Kern des Problems herum legt. Zum Teil ist die Wortwahl sogar falsch, wie zB "das örtliche Gymnasium zu besuchen, in DESSEN ich mich mehr als nur unwohl fühle"... So stelle ich mir natürlich die Frage: "Will er intelligenter wirken? Was drückt er damit aus? Ist das sein Wesen oder das, was er andere sehen lassen will? Und wo liegt das eigentliche Problem?"

Intelligent ist man oder man ist es nicht. Da braucht es keine falsche Eloquenz. Du bist intelligent und brauchst diesen Zusatz nicht. Biete nicht ein Bild von dir dar, das du gar nicht bist. Auf der anderen Seite sehe ich nämlich die Angst, Dinge falsch zu machen, daher auch dauernde Einräumungen (ich habe nichts gegen Franzosen und ähnliches).

Ich habe also beschlossen, nach dem Kern deines Problems zu suchen und alles Blumige drumrum wegzudenken, bzw auch selbst direkt zu antworten und alles "Poetische" sein zu lassen, auch wenn ich es sicher könnte.

Und das, was sich mir als Kernproblematik erschließt, ist die Tatsache, dass du dich "fehl am Platz" fühlst. Dass dies nicht dein "Zuhause" ist, dass der Weg, den du eingeschlagen hast, nicht der ist, den du eigentlich gehen möchtest. Das entwurzelt dich, lässt dich nicht entspannt schlafen, bringt dir dauernde negative Gedanken und lässt einen "falschen Beigeschmack" zurück. Du scheinst sehr sensibel zu sein und genau in dich hinein zu horchen, das ist ein guter Zug, behalte den bei. Sicher, es ist dadurch komplizierter, sein Leben zu leben, aber man kommt, wenn man diesen Weg weiter läuft, doch zu sehr guten Ergebnissen.

Ich denke, das, was für dich wichtig wäre, ist die Frage: "Was will ich?". Was willst du? Was willst du wirklich? Wofür würde sich deiner Meinung nach festes Arbeiten lohnen? Es bringt nichts zu warten. Es bringt nichts, seine Gefühle im Net auszuleben, Liebe in 500km Entfernung zu suchen (und teilweise zu finden) und in Melancholie zu schwelgen und in Trauer. Dieser Zustand ist mal für eine Weile ganz erbaulich, es macht "Spaß" sich als Mensch zu fühlen, der romantisch-verwegen verzweifelt am falschen Platz ist. Doch dies ist nur eine Rolle. Man schlüpft hinein und lebt in ihr...aber das reale Leben geht weiter und prompt zieht es fast an einem vorbei, wenn man nicht aufpasst.

Was willst du wirklich? Wo siehst du deine Ziele? Was wären deine größten Wünsche? Denk nicht lange nach, schreib sie auf! Willst du weg? Wenn ja, wohin genau? Ist die Schule dein Weg? Nein? Mittlere Reife und dann Ausbildung? Anderes Land? Wirklich Asien vielleicht sogar? Wir haben jetzt April. Das Schuljahr dauert nicht mehr lange. Wenn du jetzt versuchst, den Absprung zu schaffen und dieses Schuljahr noch einigermaßen ordentlich zu beenden, stünden dir danach mehrere Wege offen. Ausbildung im anderen Land, ein Schuljahr im anderen Land, Schulwechsel, Praktika, zB in Kunstakademien, was auch immer... Fang wieder mit Klavier an, wenn dir das fehlt, hock nicht da und sinniere! Überlege, was du möchtest, was in dir brennt.

Du bist ein kluger Kopf und deine Möglichkeiten sind nicht wirklich begrenzt. Man muss sich nur aufraffen, sich erkundigen, mit den Eltern sprechen und vor allem selbst genau wissen, was im Herzen so vor sich geht, was man selbst als eigenen Weg sieht. Abi muss nicht unbedingt der Weg aller Wege sein. Sinnvoll ist es, ja. Aber genauso sinnvoll ist es, seine eigene Bestimmung zu finden, sein Ich, sein Zuhause. Wenn das alles fehlt, ist der Weg steinig und meist sehr schwer zu begehen. Ich kann dich also nur dazu ermutigen zu schauen, wie konkret dein Weg aussehen könnte. Das kann ich dir auch nicht vorhersagen, das musst du selbst rausfinden.

Du schreibst selbst: "Ich versitze meine Zeit". Und genau das ist es, was falsch und schlecht ist. Du wirfst alle Möglichkeiten, die du bekommen hast, weg. Die Möglichkeiten, etwas mit deiner Intelligenz zu schaffen, die Möglichkeiten, aus Altem Neues zu machen (alleine, was das Zeichnen angeht oder die Musik), die Möglichkeiten, dich auszudrücken und für dich selbst zu sprechen. Lass das nicht nur im Net raus, lass es im realen Leben raus. Erkläre deinen Eltern deine Gefühle und das Sehnen, das aus dir spricht. Und wenn sie nur einen Bruchteil davon verstehen, ist schon einiges gewonnen. Mach ein Auslandsjahr, das wirft dich nicht um Klassen zurück. Geh auf die Suche, mit vorher durchdachten Etappen. Auf die Suche nach dir selbst. Und warte nicht, dass irgendwann mal was passiert. Du selbst bist verantwortlich.

Ich weiß nicht, ob in diesem Fall ein Gespräch mit einem Psychologen sinnvoll wäre. Möglich wäre es, allerdings glaube ich, dass du dich gut selbst packen kannst, wenn du nur möchtest.

Darukku, ich wünsche dir den richtigen Weg - und die richtige Sicht auf ihn.
Geh los, du kannst nur gewinnen.

Alles Liebe,

Dana