Problem von Anonym - 17 Jahre

Soll ich fuer meinen Freund dem Islam beitreten?

Hallo Liebes Kummerkasten-Team,

nunja .. ich weiß gar nicht so recht , wo und wie ich anfangen soll.
Ich (17 Jahre) bin zur Zeit in einer Beziehung mit einem Moslem (19 Jahre).
Wir sind nun 8 Monate zusammen und seit ungefähr 3 Monaten krieselt es bei uns gewaltig, haben schon einmal die Beziehung beendet etc.
Ich verstehe mich suuuper mit seiner Familie !
Doch seit einigen Wochen verhält er sich wirklich komisch. Er schreibt und trifft sich mit anderen Mädchen, gibt mir das Gefühl, dass er mich nicht mehr will, spielt sich vor allen auf und möchte dauernd jedem irgendwas beweisen.

Naja , das ist noch nicht das wirkliche Problem..
denn vor wenigen Tagen sagte er (vor) seiner Mutter , dass ich doch zum Islam konvertiere und wir heiraten. Dies löste einen wirklich heftigen Schock in mir aus ! Einerseits sagt er mir ja damit , dass er sich eine Zukunft mit mir vorstellen kann .. aber anderer seits hab ich wirklich Angst diesen Schritt zu gehen?! Ich selber habe keine Religion und ich würde das wirklich liebendgern für ihn auf mich nehmen .. jedoch kommt das doch etwas erzwungen rüber, oder nicht ? :/
und vor allem weiß ich nicht, ob sich das "lohnt" nach all unseren Streitigkeiten und seinem Verhalten diesen großen Schritt zu gehen.
Wie soll ich das auch nur meinen Eltern beibringen ?

Selbstverständlich würde ich erstmal abwarten wie sich alles entwickelt bevor ich mich irgendwie entscheiden würde.

Für einen Rat wäre ich trotzdem sehr dankbar !!!

Liebe Grüße.

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Danke, dass Du Dich mit diesem Dilemma an uns wendest. Gern gebe ich Dir ein paar Denkanstoesse.

Dein ganz konkretes Problem ist zweierlei: Deine Beziehung zu dem Jungen kriselt, und dann sagt er aus heiterem Himmel, dass er sich eine Zukunft vorstellen kann, wenn Du seine Religion annimmst.

Liebe Unbekannte: Dein Freund hat Dich religionsfrei kennen- und lieben gelernt! Wenn er Dich liebt, dann sollte er auch diesen Aspekt an Dir annehmen! Man kann nicht Liebe unter Bedingungen leben. Das geht einfach nicht. Schon gar nicht bei einer so grossen Sache wie Religion!

Du schreibst "Ich selber habe keine Religion und ich würde das wirklich liebendgern für ihn auf mich nehmen .. jedoch kommt das doch etwas erzwungen rüber, oder nicht ? :/ und vor allem weiß ich nicht, ob sich das "lohnt" nach all unseren Streitigkeiten und seinem Verhalten diesen großen Schritt zu gehen. Wie soll ich das auch nur meinen Eltern beibringen ?"

1. Eine Religion sollte von Innen heraus gelebt werden! Nicht auf Draengen von jemandem angenommen! Eine Religion ist nichts, was man "auf sich nimmt", sondern sollte eine Stuetze fuer das Leben sein.
Du bist nicht religioes, der Islam spielt in Deinem taeglichen Leben, in Deiner Wertevostellung keine Rolle bisher. Und der muslimische Glaube (genauso wenig wie auch zB das Judentum oder Christentum) ist nicht, ueberspitzt ausgedrueckt, wie ein Sportverein, dem man mal eben beitreten kann. Das sollte ein langer Prozess mit vielen Gespraechen sein, und DU solltest es VERSTEHEN und WOLLEN, fuer DICH. Nicht fuer Deinen Freund. Informier Dich ganz genau, was das fuer Dich als Frau bedeutet. Da hilft nur viel Recherche, das Lesen des Korans und Gespraeche mit vielen Leuten.

2. Darauf baut auch die Frage auf ob es sich "lohnt", fuer ihn ueberzutreten. Nein! Fuer jemand anderen eine Relegion anzunehmen, halte ich fuer keine richtige Motivation. Religion wird zwar in der Gemeinschaft gelebt, aber der individuelle Glaube ist etwas Persoenliches und kann nicht eingefordert werden.
Dein Freund und Du solltet eher Gespraeche ueber Ethik, Werte, Halt und Glauben fuehren, als ueber "Muslima oder nicht".

3. Wie Du das Deinen Eltern beibringen sollst? Die Frage zeigt Dir eigentlich schon selbst, dass die Entscheidung weitreichender ist, als Du Dir das vielleicht vorstellst. Denk gut drueber nach, und sprich mit Deinen Eltern ueber die Moeglichkeit. Lass sie an Deinem Entscheidungsprozess teilhaben. Setz sie bitte nicht vor vollendete Tatsachen.

Du bist noch sehr jung, also bitte ich Dich: Tu nichts Ueberstuerztes! Such das Gespraech mit Eltern und Freunden und vor allem: Biete Deinem Freund die Stirn! Das ist das wohl Wichtigste in der ganzen Krise: Lass Dich nicht unterbuttern! Mit anderen Maedchen ausgehen und solche weitreichenden Entscheidungen wie Religionszugehoerigkeit zu verlangen, all das ist Dir gegenueber voellig respektlos! Lass Dir das nicht gefallen! Eine Beziehung ist ein Geben und Nehmen. Und wenn er sich nicht sofort aendert, wuerde ich an Deiner Stelle eher ueber das Beenden der Beziehung, als ueber eine Religionsannahme nachdenken.

Also, sei stark!
Alles, alles Gute.
Judith