Problem von anonym - 18 Jahre

Emotionaler Draht zu meinem Vater

Ich habe ein Problem im Bezug zu der Beziehung zu meinem Vater. Vor ein paar Jahren (ich glaube 2002) kam heraus, dass mein Vater eine Affäre hatte. Meine Mutter danach total fertig aber auch sehr erleichtert. Sie hatte angenommen, sie werde verrückt, weil sie, ständig das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmt. Mein Vater erzählte ihr dann immer, es sei nichts etc.
Nachdem er es dann zugegeben hatte, begannen beide die Beziehung neu aufzurollen. Es kam dabei einiges ans Tageslicht. Z.B.: hatte mein Vater meine Mutter über fast 20 Jahre hinweg betrogen. Er ist Offizier und deshalb sind wir oft umgezogen. Außerdem war er oft dienstlich weg. Er hatte also einige Frauen.
Meine Mutter hat mir das alles nach und nach erzählt, wenn sie bedrückt war. Denn es hört wohl nie auf, dass sie mal wieder eine schlechte Phase hat (wobei die letzte jetzt schon bestimmt ein halbes Jahr her ist). Vor allem aber hat meinen Eltern mein Firmpate geholfen, der jedoch (trotz einer eigenen Beziehung), versucht hat meine Mutter anzumachen bzw. sie zu küssen. Meine Mutter hat meinem Vater erst davon erzählt, als alles wieder im ?Lot war?. Den Kontakt zu meinem Firmpaten habe ich wie meine Mutter daraufhin abgebrochen. ?Im Gegensatz zu meinem Vater.
Er hat mir daraufhin eine Email geschrieben, was für ein A**** ich sei: Er schütte mir sein Herz aus und stehe mir mit gutem Rat zur Seite und nun melde ich mich nicht mehr. Außerdem machte er in der Mail auch meine Mutter schlecht. Meine Mutter sei eingebildet und wäre auch nur noch mit meinem Vater zusammen, weil sie gerne die Frau Oberst ist und die Familie so angesehen ist. Den anderen Grund seiner abgewiesenen Liebe hat er nicht erwähnt.
Aber es stimmt nicht, dass meine Mutter mit meinem Vater aus Prestigegründen zusammen blieb. Sie liebt ihn wirklich von ganzem Herzen und hat ihn gegen jeden, immer in Schutz genommen.
Aber zurück zum Thema:
Ich empfinde trotz allem tiefen Respekt für meinen Vater und für die gebildete und klar denkende Person die er ist.
Allerdings hat meine emotionale Beziehung zu ihm einen Knacks. Ich kann keine genügend große Emotionale Beziehung zu ihm aufbauen. z.B.: Nicht immer so frei mit ihm lachen, wie ich gern wollte, weil ich immer seine Eskapaden im Hinterkopf behalte.
Es gab zwar mal ein flüchtiges Gespräch als ich noch 14 war, aber das hat mir nicht gereicht, weil es erstens zu kurz war und ich heute weiß, dass er mir noch viel mehr tieferes zu sagen hat (oder zumindest haben sollte). Außerdem habe ich jetzt mit 18 auch einen besseren Überblick über das, was er mir sagen sollte.
Ich selbst, will das Gespräch nicht anfangen. Das würde mir auch nichts bringen. Mein Vater soll auf mich zugehen und über seine Fehler reden. Wenn ich auf ihn zuginge hätte ich außerdem auch nicht das Gefühl, er würde mir alles erzählen. Dabei möchte ich gern einen störungsfreieren Draht zu ihm.

PS: Mein Vater ist seitdem wirklich treu.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Dein Vater hat nicht nur Deine Mutter betrogen, sondern auch Dich um den Glauben an die heile Familie, nicht wahr? Als Kind (und das warst Du noch) bekommt man viel mit, aber nicht immer genug. Und genau das ist es wohl heute, was Dir fehlt, um Deinen Vater vielleicht verstehen zu können. Owohl ich sein Handeln in keinster Weise in Ordnung finde.

Deine Mutter hat ihm offensichtlich verziehen. Auch wenn der Schmerz sie nach wie vor wohl einholen kann. Verzeihen und vergessen sind eben zwei Paar Schuhe. Aber das ist eine andere Geschichte und ich denke, Deine Eltern können das ganz gut unter sich ausmachen.

Ich habe wenn ich 'Offizier' höre einen bestimmten Schlag Mann vor Augen: eine Spur autoritär, selbstbeherrscht, nicht unbedingt Gefühle nach außen tragend - da ist es ganz schwer, mal an der Fssade zu kratzen. Liege ich richtig?

Aber Du solltest daran kratzen. Du bist verletzt, Du fühlst diese Mauer zwischen euch - woher soll er von ihr wissen? Gut, vielleicht spürt er sie auch, führt sie aber auf ganz etwas anderes zurück? Er kann einfach nicht wissen, dass Du Antworten haben möchtest, wenn Du keine Fragen stellst. Gedankenlesen ist einfach zu viel verlangt.

Wie wäre es mal mit einem Vater-Sohn-Abend? Lad ihn ein in ein Steakhouse (ist ja der Männer-Klassiker) und fang an zu erzählen, dass Du das Gefühl hast, nicht den rechten Draht zu ihm zu haben und deute ganz langsam an, worauf Du das zurückführst. Er muss wissen, dass Du Dir darum auch Gedanken machst, auch verletzt bist, sonst kann er nicht darauf reagieren. Für ihn ist das vielleicht eine Geschichte nur zwischem ihm und seiner Frau - dass Du da emotional auch mit verbunden ist, hat er wohl noch nicht gesehen. Zeig es ihm.

Alles Gute!