Problem von Bianca - 16 Jahre

Ich habe Angst , dass mein Freund sich von seinen "Freunden" zu Drogen verleiten lässt

Hallo :)
Mein Problem hat eigentlich gar nichts mit mir zu tun sondern nur indirekt. Ich bin jetzt mit meinem Freund seit fast einem Jahr zusammen und ich liebe ihn wirklich sehr. Wir wohnen auch praktisch beieinander, da entweder immer er hier bei mir ist oder ich bei ihm. Das Problem bei dieser traumhaften Beziehung: Er hat beschissene Freunde , wenn ich das mal so sagen darf. Seine Freunde nehmen nämlich überwiegend alle Drogen. Mein Freund sagt zwar , dass er das nie wieder (er hat vor einem Jahr damit aufgehört) tun würde, aber trotzdem besteht die Gefahr , dass er sich bei Partys, bei denen Alkohol eine große Rolle spielt, verleiten lässt ,von seinen Freunden, wieder anzufangen. Ich spreche hier "nur" von Joints. Was für mich aber schon eindeutig zu viel ist.
Eigentlich hatte ich mit seinen Freunden und diesen Partys nie ein Problem. Nur letztens war es dann so , dass er sich mit 4 weiteren Freunden getroffen hat und einer seiner besten Freunde zu ihm sagte, dass es doch äußerst schade ist, dass er nicht mehr Drogen nimmt und dass es schön wäre , wenn er es wieder täte.
Als das mein Freund mir erzählte, war ich vollkommen außer mir und enttäuscht, dass er mit solchen Leuten zu tun hat. Seine Sicht ist einfach , dass er die ganzen Freunde schon total lange kennt. Sie haben sich verändert- Er nicht.
Ich bin total fertig deswegen , dass es so eine Kluft gibt in unserer Beziehung gibt , die unüberbrückbar ist. Hier gibt es nämlich keine Kompromisse , die ich eingehen würde.
Trotzdem wäre es doch ziemlich egoistisch von mir ihn vor die Wahl zwischen seinen Freunden und mir zu stellen, nicht wahr ?
Ich habe einfach Angst um unsere Beziehung. Ich will ihn nicht verlieren. Aber bei Drogen vertraue ich keinem Menschen. Ich könnte noch nicht mal versichern , dass er auch bei einer Party nein zu Drogen sagen würde, wenn er es von seinen Freunden angeboten bekäme.
Vielleicht bin ich auch einfach nur zu engstirnig um in diesem Punkt um eine andere Lösung zu finden als: entweder seine Freunde oder mich.
Ich werde über jeden Ratschlag von euch vollkommen dankbar sein,
viele liebe Grüße,
Bianca

Carmen Anwort von Carmen

Liebe Bianca,

es ist gut, dass du Prinzipien hast und sie vertrittst. Es ist auch eine völlig nachvollziehbare Einstellung, die du zu Drogen hast (und auch eine sehr intelligente). Und es ist toll, dass dein Freund aufgehört hat. Er nimmt seit ihr zusammen seid, keine Drogen und hat auch vor keine mehr zu nehmen. Klingt erstmal ziemlich gut und kompatibel!
Schade, dass seine Freunde da etwas anders sind. Aber: Dein Freund hat bisher bewiesen, dass er standhaft bleiben kann. Und du kannst ihm auch noch einmal ruhig und sachlich klar machen, wie verletzt du wärest, falls er sich dochmal verleiten lässt. Jetzt stellt sich die Frage, warum er sich denn unbedingt zwischen seinen Freunden und dir entscheiden soll?

Es sind Menschen die ihm vertraut und wichtig sind, mit denen er viele Dinge erlebt und viel Zeit verbracht hat. Natürlich finden die es blöd, dass er nicht mehr kifft. Denn Kiffer sind immer der festen Überzeugung tiefsinnige Gespräche (über die lustige Wand) zu führen, und dein Freund erinnert sie daran, dass keine Drogen auch eine (und zwar die bessere Option) sind. Und sie werden auch nicht aufhören, ihm etwas anzubieten. Aber da sind sie nicht die einzigen: Beinahe in jedem Club oder jedem großen Freundeskreis wird mal ein Joint rumgereicht. Und trotzdem gibt es Leute, zum Beispiel dich oder mich, die immer nein sagen. Und das kann dein Freund auch. Wenn er den Drogen wirklich abgeneigt ist, dann spielt es keine Rolle wer, wann oder warum kifft. Er kann einfach nein sagen. Du schreibst, bei Drogen kannst du keinem Menschen vertrauen. Und dann? Dann musst du dich jetzt von deinem freund und allen zukünftigen Freunden verabschieden. Du kannst ihm nicht den Zugang zu Drogen versperren, egal welche Freunde er hat. Es wird nur helfen, dass du an deiner Fähigkeit zu Vertrauen arbeitest. Sprich mit ihm über deine Ängste, und frage dich selbst voran es liegt, dass es dir so schwer fällt ihm zu vertrauen. Letzendes musst du mit der Gefahr leben, es ist letztlich doch genauso wie mit der Treue: Du würdest deinem Freund doch nicht den Umgang mit Frauen verbieten? Obwohl er theoretisch mit jeder schlafen könnte, und du würdest nichts davon merken. Aber du vertraust ihm, und das ist eine der wichtigsten Elemente einer Beziehung.
Und ich bin auch der Meinung, dass sich das Verhältnis zu seinen Freunden sowieso abkühlen wird, zumindest falls sie nicht nur ab und zu, sondern wirklich oft kiffen. Denn dauerhaft nüchterne Menschen finden die zugenagelten Birnen auf der Couch doch irgendwann recht langweilig. Da spreche ich aus Erfahrung. Falls sie sich aber einfach ausprobieren und hin und wieder was rauchen, dann gibt es vllt einige Seiten an ihnen, die du momentan ignorierst. Nicht jeder ist automatisch ein schlechter und dummer Mensch, den man vom Umgang ausschließen sollte, nur weil er Drogen konsumiert. Schließlich ist Alkohol nicht wirklich besser, sondern in vierlei Hinsicht schlimmer, und ich lese aus deinem Text nicht die gleiche Einstellung zu Alkohol wie zu Marihuana heraus..

Also, kurzgesagt: Es gibt eigentlich keine Kluft in eurer Beziehung. Du magst nur einfach die Einstellung seiner Freund nicht. Deshalb sind es ja auch nicht deine Freunde! Du hast nicht die gleiche Geschichte mit ihnen erlebt, und daher kannst du nicht einfach verlangen, dass dein Freund sie genauso sieht wie du. Du gehst keine Kompromisse beim Drogenkonsum ein. Gut. Dann vertraue deinem Freund und seiner eigenen Einstellung.
Es ist wichtig, dass ihm bewusst ist, dass du ihm beim Drogenumgang vertraust, und das es dir genauso wichtig ist wie Treue. Und ihn vor die Wahl zwischen dir und seinen Freunden zu stellen wäre egoistisch, gemein und ziemlich unsinnig. Und meiner Ansicht nach auch dumm, denn es würde ihm zeigen, dass du ihn in keiner Weise für verantwortungsvoll hältst und ihn sehr verletzten.

Alles Gute für euch,
Carmen