Problem von Anonym - 16 Jahre

Mein Vater trinkt

Mein Vater trinkt... ich würde sagen er jst Alkoholiker. Er trinkt allerdings nur Bier & keine "harten" sachen wie schnaps oder sonstiges, aber dafür jeden abend ziemlich viel. Ist er dann trotzdem Alkoholiker oder ist man das nur wenn man hochprozentigen Alkohol trinkt?
Meine Eltern sind seit ca 10 jahren geschieden und seitdem geht's bergab. Meinw schwester und ich haben ihn schon mehrmals darauf angesprochen, auch wenn er besoffen war (meistens nur abends) und dann hat er gesagt er bekommt das wieder hin, nachdem er es lange zeit ganz abgestritten hat. Danach war es für eine woche ungefähr gut und er hat nicht viel getrunken, aber dann geht's wieder los, dass er betrunken ist. Ich bin so am Ende. Es belastet mich sehr. Was soll ich bloß tun?

Johannes Anwort von Johannes

Hallo liebe Unbekannte,

zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es ganz toll finde, dass du dir solche Gedanken um deinen Vater machst und dass du bereit bist, ihm zu helfen.

Ich kann deine Verzweiflung wirklich sehr gut nachvollziehen. Mich würde die Sache auch sehr belasten, wenn ich in deiner Situation wäre. Sicherlich ist es irgendwo normal, dass man ab und zu mal einen übern Durst trinkt. Wenn das allerdings zum Dauerzustand wird, kann man diesen Zustand nicht mehr als normal bezeichnen. Zu viel Alkohol kann körperliche Schäden verursachen und schließlich auch Abhängigkeit.

Ein überdurchschnittlicher Konsum von Alkohol kann mehrere Ursachen haben. Die erste Ursache könnte sein, dass dein Vater beim Trinken einfach mehr Spaß hat. Eine weitere Ursache könnte allerdings auch sein, dass er irgendwelche Probleme hat, mit denen er nicht fertig wird und er diese Probleme mit Alkohol versucht zu verdrängen. Diese Variante halte ich schon für möglich, weil du geschrieben hast, dass deine Eltern seit 10 Jahren geschieden sind und dass es seitdem bergab geht. Besonders alamierend finde ich, dass er jeden Abend ziemlich viel trinkt. Mit der Beantwortung deiner Frage, ob er Alkoholiker ist, möchte ich mich ein bisschen zurückhalten, weil ich kein Arzt bin und das Trinkverhalten deines Vaters aus der Entfernung auch überhaupt nicht einschätzen kann. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man Alkoholiker ist, wenn man täglich eine hohe Menge an Alkohol konsumiert und man es nicht schafft, über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol mehr zu trinken.

Ich möchte dir dringend raten, dass du anderen Leuten die Situation schilderst, denen du vertraust. Ich denke da jetzt vor allem an erwachsene Familienangehörige. Vielleicht haben sie sich ja auch schon Gedanken über das Verhalten zu dem Alkoholkonsum deines Vaters gemacht. Mit deiner Schwester kannst du dich natürlich auch jederzeit austauschen. Meiner Meinung nach ist es auch für dich wichtig zu sehen, dass du mit deinen Sorgen nicht alleine bist.

Zudem würde ich noch einmal versuchen, vielleicht sogar gemeinsam mit deiner Schwester, das Gespräch mit deinem Vater zu suchen und ihm sagen, dass du Angst um ihn hast. Sicherlich besteht die Gefahr, dass er abweisend reagiert und davon nichts hören möchte. Vielleicht reagiert er aber auch ganz anders und er öffnet sich dir gegenüber. Du kannst ihm anbieten, dass du immer für ihn da bist und dass er jederzeit zu dir kommen kann, wenn er reden möchte. Wenn ihr ein gutes Verhältnis habt, wäre das doch durchaus denkbar. Eigentlich sollte es anders herum sein, dass die Eltern für ihre Kinder da sind. In manchen Situationen sind aber auch Väter ratlos und brauchen jemanden, an den sie sich anlehnen können. Ganz wichtig ist aber, liebe Unbekannte, dass du dich nicht für deinen Vater verantwortlich fühlst. Er muss erkennen, dass er Hilfe braucht und er muss sich diese Hilfe auch holen.

Auf der Internetseite http://www.a-connect.de/hilfea.php findest du viele weitere hilfreiche Tipps zum Thema und wie du selber mit der Sitaution besser umgehen kannst.
Außerdem möchte ich dir noch ganz gerne unsere Soforthilfe ans Herz legen:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/28/Alkoholmissbrauch.html

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort ein wenig weiterhelfen konnte und dass dein Vater bald zu einer Einsicht kommt, dass er Hilfe braucht. Ich wünsche dir und deiner Schwester die nötige Kraft, euren Vater zu unterstützen. Ich kann nur wiederholen, wie klasse ich es finde, dass ihr helfen möchtet. Das ehrt euch wirklich sehr. Nehmt aber bitte auch auf euch und eure Grenzen Rücksicht und schaut, dass ihr selber nicht an dem Problem eures Vaters zugrunde geht. Vergesst bitte nicht, dass man andere Menschen nicht ändern kann, sondern nur sich selbst. Denkt immer daran, dass es nicht euer Problem ist. Lasst es nicht zu eurem Problem werden! Falls ihr die Situation selber gar nicht mehr ertragen könnt, weil ihr merkt, dass ihr ihm nicht helfen könnt oder sie sich nicht helfen lassen will, geht ein Stück auf Distanz. Lasst ihn los, aber nicht fallen.

Vielleicht magst du mir nach einiger Zeit ein Feedback schreiben und erzählen, wie es weitergegangen ist? Das würde mich sehr freuen, denn ich bin gerne für dich da.


Alles Liebe,

Johannes