Problem von Anonym - 22 Jahre

Zukunftsplanung/nicht aktzeptierter Freund

Hallo!
Ich habe folgendes Problem:
Seit März bin ich mit einem Ägypter zusammen. Meine Eltern bzw. mein Vater (Grieche) war von Anfang an nicht davon begeistert. Zum einen meint er ein arabischer MAnn würde nie zu mir passen, zum anderen meint er, mein Freund ist nicht fähig zu arbeiten und er nannte ihn sogar den "Teufel". Meine Mutter war anfangs neutral aber als ich mich immer mehr mit meinem Freund streiete und öfters weinend nach hause kam, wurde sie auch immer pessimistischer. Mein Freund und ich leben auch in einer grundsätzlich schwierigen Situation. Er kam nach Deutschland um zu studieren, aber es klapte nicht, da sein ägyptisches Abitur nicht anerkannt wurde. Dann hat er keine Arbeitserlaubnis, er steckt also in einer deprimierenden Situation. Und meine Familie hat ihn nie so aufgenommen wie seine Familie mich aufgenommen hat. Das alles hat dazu beitgetragen dass wir uns immer öfters gestritten haben, teilweise auch mit Handgreiflichkeiten.
Im Sommer hatten wir eine ganz besondere Krise. Ich bin schwanger geworden. Er wollte das Kind unbedingt behalten, und ich eigentlich auch. Aber ich hatte solche Angst vor der Zukunft. Mein Freund hatte doch keine Arbeit und meine Familie aktzeptierte ihn natürlich immernoch nicht, was sollte ich tun. Also habe ich das Kind leider abgetrieben, was mich sehr belastet und mitgenommen hat. Ich wusste bis zu letzt nicht, ob ich das richtige tue. Jetzt ist es zu spät.
Nach der Abtreibung war er mir allerdings wichtiger als denn je. Wir konnten unseren Schmerz miteinander teilen. Einen Monat später flog er dann nach Ägypten auch wegen der Fastenzeit im Islam und ich flog nach Griechenland. Ich flog aber nach Griechenland weil ich eine Chance bekam, von der ich schon immer träumte. Ich bekam ein Jobangebot bei einem Reiseveranstalter, und er lud mich ein, nach Kreta zu fliegen (wo ich auch Familie habe), um uns besser kennenzulernen und zu schauen ob mir er Beruf gefällt. Ob ich den Job annehme oder nicht, liegt jetzt an meine Entscheidung.
Jetzt bin ich nach drei Wochen wieder zurück gekommen und mein Freund wird nächste Woche wieder zurück nach Deutschland kommen. Ich muss dazu sagen, dass er mich gerne heiraten möchte. Er wollte sogar, dass ich zu ihm nach Kairo komme, um dort zu heiraten. Aber nicht aus aufenthaltsrechtlichen Gründen in Deutschland. Da sein Vater einen deutschen Pass hat, hat er paradoxer Weise auch das Recht hier zu bleiben. Die Heirat kommt von seiner Seite aus also wirklich aus Überzeugung. Ich bin schon sicher dass er mich liebt, aber er tut sich noch schwer mit den kulturellen Unterschieden manchmal. Außerdem ist er noch jung, zwar so alt wie ich, aber in Beziehungen hat er nicht so viel Erfahrung. Er lebt ja auch erst seit 4 Jahren in Deuschland.
Anfangs hab ich drüber nachgedacht ihn zu heiraten und es tatsächlich in Erwägung gezogen, aber dann bin ich doch nach Deutschland geflogen, weil wir uns am telefon ziemlich gestritten haben und mir das alles Angst machte.
Aber so dumm es auch klingen mag, ich liebe diesen Mann. Egal wie sehr meine Familie dagegen ist. Aber jetzt weiss ich absolut nicht weiter. Ich könnte im Februar auf Kreta anfangen zu arbeiten. Aber was mache ich dann mit meinem Freund? Ich würde auch nur für eine Saison dort bleiben, das würde mir schon reichen. Ich könnte also im Oktober wieder zurück kommen.
Aber mein Freund erwartet glaube ich, dass ich jetzt mit ihm innerhalb von deutschland umziehe, zusammen ziehe und ihn heirate. Ich will ihn auch heiraten, obwohl er so einen schwierigen Charakter hat. Aber ich muss in meinem Leben unbedingt für ein paar Monate in Griechenland leben, dann bin ich schon zufrieden. Außderem was mache ich mit meiner Familie? Wie soll ich denen erklären dass ich diesen Ägypter auch noch heiraten werde.
Aber komischer Weise, seit dem ich mein Kind verloren habe, wünsche ich mir mehr als je zuvor ein Kind, aber auch nur von diesem Mann.
Aber ich habe Angst, dass das alles nicht unter einen Hut passt. Mit meiner Familie, mit Griechenland. Aber verlieren will ich ihn auch nicht. Grundsätzlich muss ich dazu sagen, dass es ziemlich schwer ist meinen Freund von einer anderen Meinung zu überzeugen. Ich will ihn ja auch nicht enttäuschen, aber ich weiss einfach nicht mehr weiter. Was soll ich nur tun.
Bin ich naiv? Kann mir jemand einen Rat geben? Was ist eure Meinung?
Danke schonmal....

Anwort von Sabine

Hallo!

Du bist nicht naiv. Du bist nur unsicher in Deinen Entscheidungen. Du hast mir jetzt einen kleinen groben Ausschnitt von Deinen Plänen gezeigt. Ich persönlich würde Dir raten, da Du unsicher bist wegen der Heirat, dass Du erst einmal das Jobangebot in Griechenland annimmst und danach siehst, wie es mit euch weitergeht. Was den Job betrifft, klingst Du überzeugend und sicher und Du scheinst Dich darauf zu freuen. Was die Heirat betrifft, klingst Du jedoch noch wackelig und unsicher vor der Zukunft. Ich würde an Deiner Stelle den Job annehmen und dann kann man immer noch sehen, wie es mit der Hochzeit aussieht. Es läuft Dir nicht weg und er auch nicht, wenn er Dich liebt.
Im Grunde mußt Du ihm nur sagen, wie Du es vor hast. Wenn er Dich liebt, dann kann er es akzeptieren. Auch ein Job ist im Leben wichtig. Nur von Luft und Liebe kann man nicht leben. Dieses Jobangebot in Griechenland kann eine Brücke für euch beide sein, denn es wird bestimmt auch gut bezahlt und er hat, wie Du schreibst, kein Gehalt. Ich kann natürlich nur als Außenstehende antworten, aber für mich klingt nach der vernünftigsten Lösung. Das Du ihn liebst, zweifelt niemand an, aber um lieben und leben zu können, braucht man auch ein Rückrad und das kann Dir Dein Job geben und alles was danach noch beruflich damit zusammen hängen kann. Du bist jung und Du solltest nichts überstürzen. Wenn er Dich liebt, dann läuft er Dir nicht weg und wird auch ohne Trauschein bei Dir bleiben. Schafft euch erst einmal eine Basis auf der ihr dann weiter aufbauen könnt (oh Gott, ich klinge schon wie meine Mutter). Aber im Grunde stimmt es doch. Verliebt sein ist ein wunderbares Gefühl und eine Familie zu gründen auch, aber heute - nach eigenen Erfahrungen - weiß ich, dass es auch wichtig ist der Familie was bieten zu können und ihnen Halt geben zu können um zukünftige evtl. Probleme ein wenig in den Griff zu bekommen.
Du hast beiläufig und am Rande erwähnt, dass er handgreiflich geworden ist in Streitereien oder bei Streitereien. Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber diese Dinge sollte er in den Griff bekommen, denn Handgreiflichkeiten gehören nicht in Streitereien oder Auseinandersetzungen. Wir streiten uns alle mal irgendwann, aber finden auch wieder zueinander. Doch die Hand sollte nie er hoben werden. Auch nicht, wenn er aus einer anderen Kultur kommt. Das ist keine Berechtigung dafür.

Lieben Gruß
Sabine