Problem von Manuel - 16 Jahre

Eingeschränktes Vertrauen

Hi, ich bin Manuel und 16 Jahre alt (wohl eher jung aber das spielt glaube ich keine große Rolle) (An den Kummerkasten: Das ist meine wirkliche Email, ich hab zwar auch andere aber auf der bin ich am aktivsten)
Ich hab das Problem das ich den meisten in meiner Umgebung vertraue und dann auf einmal gar nicht mehr, doch als würde das nicht reichen, ist mein Hirn doch noch so dreist un versucht wieder Verbindung aufzubauen zu den Personen die eig. gezeigt haben das sie gar nicht vertrauenswürdig sind.
Nebenbei plagt mich noch meine Paranoia vor allem, egal was ist, ich hab immer Angst davor, ich denke mal viele kennen das Problem, dass sie sich immer das schlimmste ausmalen. Um noch mehr ins Detail zu gehen wie krank meine Paranoia ist, sage ich mal noch das ich hier meine Schreibweise und generell meinen Schreibfluss anders gestalte als sonst, weil ich denke das das sonst jemand aus meinem Umfeld sieht und mich darauf anspricht und das kann ich gar nicht ab.
Nochmal zurück zu der Sache mit dem Vertrauen:
Ich habe einen Freund mit dem ich richtig oft abhänge und auch viel Unsinn mache, doch seid er eine Freundin hat, hat er weniger Zeit für mich, ich kann verstehen das er Arbeit zuhause machen muss und auch seine Freundin besuchen muss, aber das er länger bei ihr bleibt als bei mir und wegen ihr sogar noch Hausarrest bekommt weil er zu spät kommt, ist dann doch zu rätselhaft.
Und obwohl ich weiß das ich keinem Vertrauen kann in der Welt tu ich es immer wieder und mir noch nicht einmal egal was die Leute von mir denken bzw. halten, was würd ich alles dafür machen das das nicht mehr so wäre.
Durch meine krasse Paranoia kann ich mich nicht mal mehr richtig verlieben ich hab das Gefühl als würde ich irgendwie ein Anzug tragen der mich von jeglicher Liebe fernhält, das wünsche ich wirklich keinem auf der Welt, nicht mal denen die hinter dem Dreckssystem ihre Fäden ziehen und das soll was heißen..
Ich hoffe auf schnelle Antwort und Hilfe
LG Manuel

Jan Anwort von Jan

Hallo Manuel,

das klingt nicht nur verzwickt, sondern auch ziemlich kompliziert. Doch um das Problem auf seine Basis zu reduzieren:
1. Du hast Probleme mit deinem sozialen Umfeld, bzw. im Umgang mit anderen Menschen.
2. Manchmal bist du sehr vertrauenswürdig, was du später immer bereust.
3. Manchmal bist du das genaue Gegenteil, nämlich sehr misstrauisch und reserviert.
Um es noch einfacher zu machen: Alle 3 Punkte lassen sich auf die von dir genannte Sozialphobie zurückführen. Punkt 1 ist offensichtlich, da die Probleme mit deinem Umfeld ja eher den Status Quo statt die eigentlich Ursachen beschreibt. Vertrauen hingegen ist keine schlechte Sache, auch wenn du dieses hier als eine negative Eigenschaft nennst, denn nur deine Paranoia lassen dich glauben, dass man grundsätzlich keinem trauen sollte. Mit diesem Muster bestätigst du dich selbst, sprich wechselst du immer zwischen Vertrauen und Paranoia, wobei sich dieser Kreislauf ewig wiederholen könnte, da die von dir vorgesehenen Standards es nicht anders zulassen.
Du selbst sagst, dass du dich als sehr paranoid einstufst, diesen Eindruck habe ich nicht. Selbstverständlich ist mein Einblick in deine Gedankenwelt auf deinen Text limitiert, jedoch bist du in der Lage Vertrauen aufzubauen, auch wenn du das als falsch ansiehst. Dass du deinen Schreibstil änderst ist verständlich, immerhin möchte man ja auch, dass sensible Sachen im Internet anonym bleiben, und manchmal kann man aus dem Schreibstil tatsächlich Rückschlüsse führen, sprich sehe ich das als legitim an. Das ist eher als ein großes Maß an Vorsicht zu bewerten, was sicherlich nicht schlecht ist, insbesondere im Internet nicht.
Deswegen lasse ich auch mal die ganze "such dir professionelle Hilfe" Schiene sein, denn ich vermute, dass du deine Umstände problemlos selbst ändern kannst. Dafür muss dir eine Tatsache stets bewusst sein: Vertrauen ist eine gute Sache, denn es gibt tatsächlich Menschen denen man trauen kann. Selbstverständlich läuft man dabei Gefahr ausgenutzt zu werden, aber das rechtfertigt keine soziale Isolation, denn das passiert seltener als man denkt. Wenn dich jemand ausnutzen sollte wäre ich entsprechend resolut und würde den Kontakt abbrechen, jedoch solltest du auch nicht alles auf die Goldwaage legen. Wenn dein Freund viel Zeit bei seiner Freundin verbringt, dann liegt das sicherlich nicht daran, dass er dich ausnutzt, sondern der Kontakt zum anderen Geschlecht spannender erscheint als der zum langjährigen Freund. Es ist eigentlich das Normalste der Welt, dass gute Kollegen plötzlich viel weniger Zeit haben, wenn sie eine Freundin haben, bzw. wenn sich etwas anbahnen könnte. Vielleicht solltest du ein wenig geduldiger mit deinem Freund sein und Verständnis zeigen, denn das wird er zu schätzen wissen. Vertrauen beruht immer auf Gegenseitigkeit, und wenn du dieses Vertrauen nicht investierst kann es gut sein, dass auch kein Vertrauen zurückkommt. Also ist Vertrauen eine Investition mit Risiko, aber eine die sich definitiv lohnt. Es wird Leute geben, die dich enttäuschen werden, doch auf einen Menschen der dich enttäuscht kommen viele Freunde, auf die man sich verlassen kann, die einem den Rücken decken wenn es brenzlig wird. Die Hauptsache ist: Lass dich nicht von der Angst beherrschen, dass etwas schiefgehen könnte, sie blockiert dir nämlich Möglichkeiten, die du eigentlich wahrnehmen möchtest. Es gibt diesen Begriff der "selbsterfüllenden Prophezeiung", der besagt, dass etwas nur wahr wird, weil man denkt dass es wahr ist, und dieser Umstand dann die Annahme erneut bestätigt. Sprich: Du traust den Menschen nicht, versuchst jedoch Kontakt aufzubauen. Diese merken jedoch, dass du misstrauisch bist, und erwidern dieses Misstrauen. Du hingegen merkt, dass diese seltsam reagieren, also fühlst du dich in deiner Annahme bestätigt. Setzt man nun aber statt "Misstrauen" "Vertrauen" an den Anfang der Kette, dann sieht das schon ganz anders aus.
Hoffentlich konnte ich dir helfen, ich habe bewusst auf Links und Ratschläge für professionelle Hilfe verzichtet. Das ist eigentlich nicht meine Art, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass du stark genug bist, um etwas eigenständig zu ändern. Übrigens: Das System zu hinterfragen ist gut, aber der Begriff "Dreckssystem" wirkt da doch ein wenig zynisch. Vieles läuft falsch, aber es gibt auch viele positive Dinge, z.B. bin ich unglaublich froh in einem Rechtsstaat zu leben. Das ist zwar nebensächlich, aber vielleicht solltest du dich mal politisch engagieren. Da gibt es diesen Spruch: "Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt." Von Gandhi glaube ich. Eine aktive Teilnahme ist die einzige Möglichkeit die Umstände zu ändern, die dir missfallen. Das aber nur am Rande, da du es ja auch nur nebensächlich erwähnst.

Ich wünsche dir viel Erfolg, und wenn du das Bedürfnis haben solltest noch einmal zu schreiben, kannst du das gerne machen.

Liebe Grüße,

Jan