Problem von Jana - 16 Jahre

Bin ich depressiv?

Hallo, mein Name ist Jana und Ich bin 16 Jahre alt... Ich stecke momentan in einer Ziemlich schlechten Situation... Irgendwie läuft im Moment alles nicht so wie es Laufen sollte. Anfang dieses Jahres haben sich meine Eltern getrennt und das war absolut nicht leicht für mich. Nach wenigen Wochen dachte ich dass sich die Situation etwas Beruhigt hat aber seitdem ging es mir einfach nicht mehr gut. Nicht mehr so wie vorher auf Jeden Fall. Ich habe mir zwischendrin schon oft Gedanken gemacht ob ich nicht vielleicht Depressiv sein könnte aber bisher hab ich es immer darauf geschoben dass ich mir alles einbilden würde... Vor Ziemlich genau einer Woche habe Ich meinen Freund (mit dem ich 1,5 Jahre zusammen war) verlassen... wir hatten in den letzten Letzten 3 Monaten keinerlei sexuellen Kontakt mehr und davor auch schon nicht viel weil es sich von meiner Seite aus nicht mehr gut anfühlte. Er ging mir nach einiger zeit mit allem was er sagte auf die Nerven und ich kann, warum auch immer, keinen Grund dafür nennen . Jedenfalls habe ich Schluss gemacht weil ich einfach keinen Sinn mehr darin gesehen habe. Das fiel mir ebenfalls absolut nicht leicht, vor allem weil ich dadurch eine menge freunde verloren habe und mir gings die letzte Woche nur noch Schlecht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und ich hatte Zweifel ob das was ich gemacht habe richtig war. Und als ob das noch nicht genug wäre Hat mich heute einer meiner besten freunde angeschrieben und mir gesagt dass er Keinen Kontakt mehr mit mir will (es war niemand der etwas mit meinem freund zu tun hatte) . Und deshalb sitze ich jetzt verzweifelt ohne Ende an meinem Laptop , Lese mir Artikel zu Depressionen durch, und stelle fest dass die meisten Symptome auf mich zutreffen. Ich weiß nicht ob es daran liegt dass ich immer derjenige war der anderen bei ihren Problemen zugehört hat und selbst nie das vergnügen hatte einfach mal los zu erzählen aber ich bin im Moment einfach an dem Punkt an dem ich nicht mehr weiß was ich machen kann ... Ich weiß dass ich mich schon sehr lange schlecht fühle aber an solchen Tiefpunkten beginne ich erst mich zu fragen ob ich was dagegen machen sollte... andererseits denke ich dann auch dass es wieder besser wird weil ich mich nicht an meine Eltern wenden wenden will. Die haben sowieso schon genug Probleme mit sich selbst und da will ich nicht noch mit meiner "Scheindepression" reinfunken...

Ich hoffe Ihr könnt mir Irgendwie helfen,
Liebe Grüße ,Jana

Dana Anwort von Dana

Liebe Jana!

Eine Depression ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, bei der das Gefühlsleben eingeengt wird. Bestimmte Botenstoffe werden gehemmt und so gelingt es Depressionspatienten nicht mehr, gewisse Gefühle zu haben, bzw nur noch eine Sparte Gefühle zu erleben (zB lassen sie sich absolut überhaupt nicht mehr aufheitern), bis hin zur völligen Aufgabe und Apathie.

Ich kann und werde dich nicht diagnostizieren, aber es klingt mir, wenn ich deinen Brief an uns so durchlese, eher danach, dass du einfach eine wirklich schwere Zeit durchmachst, dich einsam und verlassen fühlst, auch ein Teil entwurzelt, sich einschneidende Dinge bei dir eingebrannt haben und du nun nicht weißt, was du tun sollst. Du bist traurig, enttäuscht, fühlst dich furchtbar...und das Positive scheint momentan kaum Platz zu finden. Das Gute: du kannst darüber reden, wie es scheint. Zwar willst du deine Eltern schützen, aber der Redebedarf ist da und der Wille, dich selbst wieder aufzurichten. Und das klingt für mich eher nach einer sehr gesunden Einstellung.

Ich möchte dich also dahingehend beruhigen, dass du für mich als "Laie mit etwas Erfahrung in diesen Dingen" eher so wirkst, als wollest du aus deiner Niedergeschlagenheit ausbrechen. Und das finde ich sehr schön!

Zuerst: du hast das Recht, momentan echt down zu sein. Es ist viel passiert und das ist MEGAätzend. Dass deine Eltern sich getrennt haben, ist ein schwerer Schlag, aber wahrscheinlich ein sehr wichtiger Schritt für sie als Mann und Frau. Unterstütze sie, wo du kannst, damit es ihnen gut geht, aber erzähle ihnen auch (ja, bitte mach das), dass es dir momentan nicht gut geht. Sie sind deine Eltern, sie wollen das wissen, sie zu schützen, ist der falsche Weg und wird nicht helfen. Es ist wichtig, dass deine Eltern up to date sind, was dich angeht und du up to date bist, was sie angeht. Daher wäre es sicher sinnvoll, ein Gespräch mit beiden zu führen. Entweder mit jedem einzelnen oder, wenn sie sich noch einigermaßen riechen können, mit beiden zusammen. Bringe Verständnis für ihre Situation auf, diese hat ja null mit dir zu tun. Die Liebe ist erloschen...das passiert bei Paaren. Aber interessanterweise erlischt NIE die Liebe zum Kind dabei, es sei denn, da war vorher schon etwas im Busch und dann wären es keine guten Eltern. Von daher trau ihnen zu, deine Sorgen zu tragen, denn das können sie. Wenn du sie zu dir holst und ihnen ehrlich sagst, was gerade in dir vorgeht, werden sie zuhören, selbst, wenn die Trennung ihnen momentan viel Aufmerksamkeit wegnimmt. Man DARF seine Eltern da fordern. Sie sind die Personen, die dich am besten kennen.

Dass du dich von deinem Freund getrennt hast, war richtig. Du hast nichts mehr gefühlt, hast ihn nicht mehr geliebt, es wäre sehr unfair gewesen, hättest du ihm da weiter Hoffnungen gemacht. Klar, ihm geht es damit schlecht, aber er wird drüber hinweg kommen. Dass er erstmal keinen Kontakt will, ist klar. Vielleicht geht das später auch wieder anders. Lass ihm da die Zeit. Nutze die Zeit jetzt, deine Kontakte wieder aufzubauen, die vielleicht durch deinen Freund eingeschlafen sind. Es klingt ein wenig so, als ob du seinen Freundeskreis mit aufgenommen hättest, weil du schreibst, dass du jetzt so viele Freunde verlierst. Schade, dass die das nicht trennen können, aber es ist oft so. Mein Exmann sieht einen meiner besten Freunde fast öfter als ich...und ich finde das toll. Warum soll man seine Freunde denn verlassen, nur weil man selbst nicht mehr in der Beziehung ist? Finde ich doof. Wenn seine Freunde das aber nunmal nicht anders können (sie sind halt auch noch recht jung, da ist man noch nicht immer so reif und erwachsen), öffne dich wieder für Neues. Du schreibst von einem "besten Freund", ich wette mit dir, da sind auch noch ein paar andere. Du wirst dein Leben nicht komplett verlieren, nur weil du Schluss gemacht hast. Es wird nur etwas anders weiter laufen.

Ich möchte dir raten, dir keine Artikel über Depressionen durchzulesen. Ich kann mir im Net verschiedene Krankheiten aussuchen und stelle dann fest, dass die Symptome stimmen. zB Dauerkopfschmerz. Oh Goooott, ich hab sicher einen Tumor!! Denn manchmal sehe ich auch nicht so gut...oder fast doppelt. Ich sterbe bestimmt. Und dann kommt raus, dass du einfach nur eine Brille brauchst, weil deine Augen die Sehstärke so nicht mehr halten können. Und so ist es auch hier. Natürlich passen einige Symptome auf eine Depression, da die Auswirkungen einer Depression durchaus ähnliche Züge haben können. Aber du bist TRAURIG, Jana. Was übrigens völlig menschlich, logisch und nachvollziehbar ist! Und logischerweise ist es in so einer Zeit dann auch schwer, die "lichten Momente" zuzulassen, weil man so im grau und grau ist.

Umso wichtiger ist es, dich enger deinen verbleibenden Freunden anzuschließen, mit ihnen wieder mehr zu machen, mit deinen Eltern zu reden, sie auch nochmals bezüglich der Trennung zu fragen, was genau da abging...bleib im Gespräch, bleib in Bewegung, dann kommen wieder immer mehr positive Momente, die die schlechten ablösen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem du merkst: huh...mir geht es besser, Gott sei Dank.

Wenn du der Meinung bist, es alleine nicht zu packen, weil einfach zu viel passiert ist (was ich aber eigentlich nicht glaube, du klingst durchaus so, als würdest du das schaffen), dann ist auch das völlig ok, Jana. Dann sprich trotzdem mit deinen Eltern und bitte um eine Therapie. Meist reichen ein paar Stunden Gesprächstherapie aus, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen und zu merken, wie wertvoll seine eigene Zeit eigentlich ist...und wie gut sie nutzbar ist.

Ich wünsche dir alles Liebe - und einen guten weiteren Weg. Ich bin sicher, er kommt.

Dana