Problem von Irmina - 54 Jahre

Hochbetagte und gebrechliche Eltern in eine Senioren-WG geben?

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Ich bin heute durch Zufall auf Ihre Seite gestoßen.

Seit ein paar Tagen, genauer gesagt, seit Heiligabend, beschäftigt mich ständig ein Problem. Es handelt sich um meine hochbetagten Eltern (Mutter 86, Vater 91), die zudem beide jetzt sehr gebrechlich sind. Sie leben allein in ihrem eigenen Einfamilienhaus, in dem sie sich nur noch mit ihren Rollatoren mühsam fortbewegen können. Ein ambulanter Pflegedienst kommt dreimal täglich und außerdem für zweimal am Tag für je eine halbe Stunde eine Haushaltshilfe. Im Moment bin ich während der Weihnachtsferien 14 Tage am Stück bei ihnen. Ich besuche nämlich ein Abendgymnasium, um mein Abitur nachzuholen und anschließend möchte ich ein Studium aufnehmen. Meinen Eltern helfe ich, wo ich nur kann. Für mich ist das allerdings körperlich sehr anstrengend, da ich dialysepflichtig bin. Ich denke jetzt immer an die Zeit, wenn ich wieder in der Schule bin. Da sind meine Eltern wieder alleine im Haus. Sie sind noch dazu sturzgefährdet. Ein Hausnotruf ist ebenfalls eingerichtet. Das ist soweit die Ausgangslage.

Ich trage mich also mit dem Gedanken, meine Eltern in die Senioren-WG des besagten ambulanten Pflegedienstes überzusiedeln. Da wären sie nicht mehr alleine und hätten ständig jemand um sich herum, entweder die Mitbewohner und/oder jemand vom Pflegepersonal.

Meine Mutter war vor ca. vier Wochen im Krankenhaus und anschließend für 14 Tage in Kurzzeitpflege in ebendieser Senioren-WG. Von mehreren Seiten wurde mir berichtet, dass es ihr dort sehr gut gefallen hätte. Mir gegenüber aber behauptet sie das genaue Gegenteil. Warum tut sie so etwas? Will sie mich schikanieren? Sie kann nicht von mir erwarten, dass ich ihretwegen meine Schule abbreche. Das Lernen macht mir soviel Spaß! Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir war noch nie besonders gut. Aber das ist ein anderes Kapitel und würde an dieser Stelle viel zu weit führen. Nur soviel: ich wurde bereits als Kind als dumm und faul bezeichnet, obwohl ich das gar nicht bin (würde ich sonst diese Abendschule besuchen?). Und zu meinem Vater habe ich auch kein besonders gutes Verhältnis. Er ist zudem extrem hör- und sehbehindert.

Für das Lesen dieser Zeilen danke ich Ihnen/euch schon heute und wünsche Ihnen/euch einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Irmina

bitte geben sie mir eine 2. Chance?!

Ich entschuldige mich von ganzem Herzen für die Art, in der ich nicht ihre Frage beantwortet, sondern sie hartherzig abgekanzelt hatte. Das steht mir ganz bestimmt nicht zu! Und die Antwort wird Ihnen ganz sicher nicht gerecht!
Nun will ich es aber auch nicht ungeschehen machen: deshalb soll der Text schon allein zu meiner Abschreckung unten angefügt bleiben!

Zum Verständnis (nicht als Entschuldigung geeignet) möchte ich Ihnen folgendes erzählen:
nach einigen familiären Wirrungen im Jahre 2010 hatte ich 2011 einen Schlaganfall (Nach stillem Infarkt). Im Krankenhaus versuchte ich bereits, alle Angehörigen von mir fern zu halten und machte meinen Restlebensplan in Richtung Betreutes Wohnen - Pflegeheim.
Wie das Leben es will bin ich nun doch kein Pflegefall. Meine Mutter auch noch nicht. Aber 22 Jahre älter als ich.
Meine Mutter hatte ihre Mutter im Hause gepflegt. Meine Oma ist bei uns zuhause gestorben.
Meine Mutter macht sich und mir Vorwürfe, dass mein Vater ohne uns alleine im Krankenhaus gestorben ist.
Meine Patentante (75) lebt mit ihrer Mutter (99) im Haus zusammen. jeder in seiner Wohnung.

Es ist vielleicht von meinem ungeheuren Respekt vor einem selbst bestimmten Leben in der häuslichen Umgebung verschuldet, warum ich so barsch und unversöhnlich geantwortet hatte:
eigentlich habe ich selber Angst davor, vor Ihrer Entscheidung zu stehen, wenn meiner Mutter etwas zustoßen sollte:
mit meiner Antwort Ihnen gegenüber habe ich mich selbst sehr bewusst jeglicher eigenen Entschuldigung beraubt, meine Mutter zu überantworten! Wie ich damit klar kommen werde, weiß ich noch nicht! Auf jeden Fall wird mich meine vollständige Verachtung selbst treffen, wenn ich keine Lösung finden werde!

Deshalb, liebe Irmina bleibt von meiner ersten Antwort eigentlich nur eines, was ich wiederholen mag:

Was wollen wir für uns selber?

Ich denke, nur das kann und darf auch Richtschnur für das sein, was wir für unsere Eltern wollen!?



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wenn ich ihre Frage richtig verstehe, sind ihre Eltern beide noch bei klarem Verstand?
Also nicht entmündigt?
Was also sollen wir ihnen antworten, wenn es das Gericht noch nicht anders entschieden hat?

Unsere Eltern gehen uns auf den Sack, sobald wir in die Pubertät kommen!

Wir geben unsere Kinder in die Krippe (lassen andere die Windeln wechseln) und wollen einen Ablassschein dafür, dass wir auch unsere Alten abschieben, sobald ihre Liebe uns nicht mehr wärmt, sondern ihre Ansprüche an uns lästig werden?
Was wollen wir für uns selber?

"Soylent Green"? (Film!)

Mit 50 Jahren eingeschläfert und in Tablettenform "Futter" für unsere hungernden Enkel werden?

Es tut mir leid: ich habe keinen Tipp für sie!

Trotzdem:

Alles Liebe,

Bernd