Problem von Marga - 16 Jahre

meine Eltern lassen sich scheiden

Hallo KuKa-Team,
meine Eltern haben sich schon seit ca. 6 Jahren jeden Abend gestritten. Nach den Osterferien diesen Jahres kam meine Mutter aus dem Urlaub zurück und hat verkündet, sie will sich scheiden lassen. Sie könne nicht mehr mit meinem Vater zusammenleben, er würde ihr nicht den nötigen Freiraum lassen und außerdem hat sie jemand neues kennengelernt. Einerseits kann ich sie verstehen, denn die beiden sind ziemlich verschieden und meine Mutter wollte für ein Jahr allein nach Indien um dort etwas zu lernen.
Mein Vater hat sich danach ziemlich komisch verhalten. Gegenüber anderen hat er nur gesagt "meine zukünftige Exfrau". Eigentlich war es ja geplant, dass meine Mutter bei uns wohnt bis zur Scheidung nächstes Jahr, aber vor 2 Monaten hat sie beschlossen zu ihrem neuen Freund nach Spanien zu ziehen. Nächstes Jahr zieht sie nach Argentinien. Zu Hause ist es nur noch blöd, denn mein Vater redet nur noch schlecht von meiner Mutter vor mir und meiner Schwester (15 Jahre alt). Außerdem fängt er dauernd an zu motzen, sie würde so viel Geld ausgeben und deswegen hätten wir weniger.
Mit meiner Mutter hatte ich früher keine, und jetzt immernoch keine gute Beziehung. Wir haben nie über irgendetwas gesprochen. Mit meinem Vater war das noch schlimmer: ich hab das Gefühl, dass er mich nur noch als Belastung ansieht. Letztes Jahr im Urlaub (den wir übrigens abgebrochen haben) hatten meine Muter und ich uns im Auto über irgendwelche Nichtigkeiten richtig gezofft und uns angeschrien. Meine Mutter drohte wie schon öfter zuvors damit, dass sie mich ins Kinderheim schickt. Als meine Eltern sich dann in der Wolle hatten, meinte meine Mutter, wie übrigens auch schon oft zuvor, dass sie es nicht mehr lange aushält und sich scheiden lassen will, wenn das so weitergehen würde. Dann hat sie gesagt: "Dann zieht deine Schwester zu mir und du kannst ja bei deinem Vater wohnen." Daraufhin mein Vater: "Das kannst du vergessen! Die will ich nicht! Du kannst sie nehmen oder sie geht halt ins Kinderheim."
Wir haben nie wieder darüber gesprochen.
Was soll ich denn machen? Mein Vater hasst meine Mutter, sie wohnt in Spanien und denkt, sie könnte/hätte mir noch was zu sagen und meine Schwester hält mal zu ihm, mal zu ihr. Aber mich versucht sie nicht mal zu verstehen. Wie soll das denn weitergehen? Mit Freunden oder so drüber zu reden kann ich nicht. Erstens, ich habe zwar ein paar wenige Freunde, aber mit denen kann ich nicht über so was reden. Generell bin ich nämlich eher zurückhaltend und schüchtern gegenüber anderen Menschen und ich werde noch wahnsinnig.
Könnt ihr mir bitte helfen?

Anwort von Diarra

Hallo Marga!!

Das mit deinen Eltern tut mir Leid, auch das du und deine Schwester so she damit konfrontiert werdet, dass finde ich ist eine Sache wo Kinder heraus gehalten werden sollten. Auch das deine Schwester mal für den einen dann wiederrum für den anderen Partei ergreift, darfst du ihr nicht übel nehmen. Das ist sowas wie eine Abwehrreaktion, sie versucht im Prinzip nur den Streit zu schlichten.

Vom juristischen Standpunkt ist die Scheidung ein Ereignis - aus sozialwissenschaftlicher oder therapeutischer Sicht handelt es sich jedoch um einen komplexen, mehrdimensionalen und dynamischen Veränderungsprozess, der zwei Jahre und länger dauert. Dieser Scheidungszyklus umfasst mehrere Phasen - die Erste wird im Folgenden beschrieben. Die Vielzahl der Veränderungen macht es unmöglich, von der Situation in einer Phase auf das Verhalten der Familienmitglieder in der nächsten oder übernächsten zu schließen. Jede Phase bringt neue Probleme und Anforderungen mit sich, deren Bewältigung von den jeweils vorhandenen Ressourcen und Problemlösungsstrategien abhängt. So erleben viele Familienmitglieder die ersten Monate oder gar Jahre nach der Trennung nicht positiver als die vorausgegangene konflikthafte Zeit. Jede Phase des Scheidungszyklus führt zu einer erneuten Reorganisation der Familienstruktur, der Interaktionen und Umweltkontakte, zur Veränderung des Denkens, Fühlens und Handelns sowie der Persönlichkeit der betroffenen Personen.

Unabhängig davon, in welchem Bereich der Ehebeziehung destruktive Entwicklungen beginnen, greifen sie mehr oder minder schnell auf andere Bereiche über. Die Gespräche werden oberflächlicher, die Gefühle negativer, das Bild vom Partner schlechter, das Verhalten ihm gegenüber ablehnender. Die Sexualität verliert an Bedeutung oder wird zur Kontrolle beziehungsweise zur Unterwerfung des Ehegatten eingesetzt. In der Regel hat die Verschlechterung der Partnerbeziehung negative Folgen für das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit der Erwachsenen. Sie entwickeln psychische und psychosomatische Störungen, erkranken oder beginnen, Alkohol, Drogen oder Medikamente zu missbrauchen. Zudem ändert sich ihr Verhalten anderen Menschen gegenüber.
Meistens werden auch die Kinder in Mitleidenschaft gezogen, da es aufgrund des systemischen Charakters von Familien fast unmöglich ist, lang andauernde Partnerprobleme auf das Ehesubsystem zu beschränken. So leiden sie unter der Unzufriedenheit, den neurotischen Störungen, den Suchtkrankheiten und den Konflikten ihrer Eltern. Oft werden sie vernachlässigt oder misshandelt, in pathogene Beziehungen wie Symbiosen verwickelt oder zu Sündenböcken, Bündnispartnern oder Vermittlern gemacht. Manche Kinder versuchen, durch Ausagieren, Entwicklung von Symptomen oder andere Manöver die Eltern von ihren Konflikten abzulenken, die Familie zusammenzuhalten oder Hilfe von außen herbeizuholen. Die von der Ehebeziehung ausgehenden pathogenen Einflüsse führen häufig zu Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen bei Kindern.
Hast du schon einmal versucht, deinen Eltern das so rüber zu bringen wie du fühlst und was du denkst? Versuche sie zu zwingen dir zuzuhören, warte ab bis sie in einem raum sind, schließe die Türe und verlange, zwinge sie dich anzuhören, wenn sie dazwischen reden, sage ihnen das du auch ein Mensch bist dem zugehört werden kann, dass du jetzt an der reihe bist und deine Eltern sich erst dann äussern "dürfen" wenn du alles das gesagt hast, was dir auf der Seele brennt.

Wenn du möchtest, melde dich gerne wieder.

Liebe Grüße Diarra