Problem von Anonym - 19 Jahre

Familiärer und finanzieller Notstand

Hallo Kummerkastenteam!

Vor 3 Tagen hatten meine Eltern (Familie ist moslemisch, arabischer Herkunft) einen handfesten Streit mit einer körperlichen Auseinandersetzung und wieder einmal musste ich die menschliche Barrikade spielen und sie auseinander halten - mein Vater schlägt meine Mutter auf den Kopf, meine Mutter beschimpft meinen Vater als Hundesohn und will ihn ebenfalls schlagen und natürlich bekomme ich in der Mitte des Gefechts auch was ab - mein paar Jahre älterer Bruder versucht auch die gespannte Atmosphäre zu besänftigen, doch ebenfalls vergeblich.
Der Grund des Streits war die Unordnung in unserer Wohnung, also absolut banal.
Daraufhin ist mein Vater aus der Wohnung gegangen und übernachtet nun mittlerweile 2 Tage draußen.
Als mein Bruder mit meinen Vater soeben telefonierte, um nach ihm zu fragen, äußerte mein Vater den Wunsch, ihm Koffer mit seinen Kleidungsstücken vorbeizubringen, da er nach Arabien zu seinen Verwandten ziehen wolle.
Mein Vater ist Rentner und meine Mutter ist arbeitslos und wir sind so arm dran, dass mein Bruder sogar finanziell beisteuern muss um über die Runden zu kommen.
Ich mache gerade mein Abi und habe keinen Führerschein, im Gegensatz zu meinem Bruder, da ich auch keine Zeit habe zu arbeiten.
Ich habe mich noch nie sonderlich gut mit meinem Vater verstanden, besser gesagt meinen Eltern, da diese den Islam streng praktizieren, sprich: 10mal am Tag beten, an Ramadan 30 Tage fasten, kein Schweinefleisch essen etc. und auch ich muss mich an die Regeln halten (was ich eigentlich so gut wie nie tue, natürlich in Unwissenheit meiner Eltern), das heißt: kein vorehelicher Sex, kein Alkohol usw.
Es kam aus diesen Gründen auch häufiger zu Komplikationen, da ich an einen Gott glaube, diese ganzen Pflichten dennoch für unnötig halte, doch meine Eltern wollten nie etwas davon hören und wurden sogar richtig aggressiv.
Als es zu Hause wieder einmal eskalierte wollte ich schon vom Jugendamt aus ausziehen, doch ich habe (vergeblich) versucht den Segen daheim wiederherzustellen.
Ich weiß genau, dass es für mich das Beste wäre auszuziehen, doch meine Mutter ist psychisch so dermaßen labil, dass sie das nicht ertragen könnte und sonst was passieren kann...
Diese häuslichen Probleme habe ich auch zwangsweise nach außen transportiert, fing mit Drogenhandel an und drohte total auf die schiefe Bahn zu geraten und mein Leben zu zerstören, doch ich hörte damit auf und versuchte mich wieder aufzurappeln.
Ich versuche wirklich aus meinem Leben etwas zu machen, bin nun in der 13. Klasse eines Gymnasiums, will mein Abi machen und von da aus weiter in die Zukunft zu schauen, doch finanzieller Ruin, religiöse Zwangsbindung, bald geschiedene Eltern und eine psychisch total labile Mutter hindern mich daran und ich will unter allen Umständen vermeiden aus diesen Gründen mit Lustlosigkeit mein Leben zu leben und auf die schiefe Bahn zu geraten... ich weiß nicht was ich, als 19jähriger, tun muss um diese schwierige Zeit zu bewältigen... wäre dankbar für gute Ratschläge...

Anwort von Sabine

Hallo!

Du beschreibst ein Problem zwischen Deiner Mutter und Deinem Vater. Eigentlich sollten die beiden dieses Problem auch alleine bewältigen und euch Kinder nicht mit hineinziehen. Da Du aber noch bei Deinen Eltern aufgrund Deiner Schulzeit lebst, bleibst Du folglich nicht unberührt von der Sache. Trotzdem solltest Du in erster Linie nach Dir sehen. Wenn Du zuhause lebst und bei Deiner Mutter bist, dann bist Du doch auch für sie da und kannt mit ihr immer über alles reden. Das ist für Deine Mutter wahrscheinlich die größte Hilfe erst einmal.
Was das Temparament Deines Vaters angeht, kann ich leider nicht sehr viel dazu sagen. Er scheint sich etwas in den Kopf gesetzt zu haben und wie immer er sich auch entscheidet, Du kannst es nur akzeptieren in erster Linie.
Vergiss Deine Ziele in dem ganzen Trubel nicht. Auch Du bist wichtig. Mach die Probleme Deiner Eltern nicht zu Deinen Eltern. Jedes Familienleben hat einen Rhytmus und Tagesablauf. Wenn Du für Deine Mutter da sein kannst und mit ihr reden kannst neben der Schule, dann hilfst Du ihr mit Sicherheit schon ein ganzes Stück weiter. Alles andere wird sich von ganz alleine regeln. Du bist 19 Jahre und volljährig.

Lieben Gruß