Problem von Anonym - 35 Jahre

Missbrauch?!

Liebes Kummerkasten Team.
Seit Jahren beschäftigt mich immer wieder das Thema Missbrauch. Ich kann mich nur an einzelne Situationen erinnern,die mich heute stutzig machen. Ich frag mich,ob ich missbraucht wurde als ich ca.4-7Jahre alt war.
Ich erinnere mich,dass ich früh mit 4 Jahren ein sehr sexualisiertes Verhalten an den tag gelegt habe. Ich habe mit Puppen Geschlechtsverkehr gespielt und mit 6-7Jahren habe ich mit meiner Freundin nicht nur Doktor gespielt sondern habe Sex mit ihr gehabt. Ich habe damals immer gesagt:als Mann und Frau macht man das. Das habe ich dann aber auch mit einer weiteren Freundin gemacht,sowie bei einer weiteren versucht. Ich erinnere mich,dass ich als meine Eltern nicht da waren im ehelichen Bett schlief und mein Bruder (älter) neben mir lag. Er hat mich gekrault und ich wollte dass er mich immer weiter unten krault. Als es dann in Richtung Schambereich ging hat er es abgebrochen. Ich erinnere mich an sehr wenig,sber noch ganz genau an das Ehebett. Ich weiß nicht ob dieses Verhalten normal war oder ob es auf ein psychisches Problem deutet. Ich meine mich erinnern zu können,dass meine Mutter im Kindergarten hinzugezogen würde,weil ich mit Puppen Sex nachgestellt habe und das wohl sehr brutal. Ich bin mir aber überhaupt nicht mejr sicher war Erinnerung oder einbildung ist.
Ein weiteres Bild von dem ich nicht weiß ob es Einbildung ist,ist dass ich auf meinem Vater sitzte im Ehebett. Und dass ich mich
Über etwas Klebriges wundere. Teilweise hatte ich den gedanken,dass meine Mitter zeitweise im Arbeitszimmer schlief. Ob das stimmt weiß ich auch nicht. Ich erinner mich,das ich mich gegenüber meinem Vater immer geschämt habe. Ich könnte morgens nicht im Schlafhemd ohne BH zum Frühstückstisch gehen weil ich das gefühl hatte zu sexualisieren. Meine Schwester hingegen hatte damit nie Probleme.
Ich hatte in der pubertät eine depressive Phase,habe mich geritzt und war unglücklich. Ich habe mir immer Freundinnen gesucht die stärker sind als ich und habe mich an ihnen orientiert.irgendwann hatte ich das Bedürfnis,dass meine beste Freundin erfährt dass mir etwas angetan wurde und das obwohl ich es selbst nicht wusste. Ich habe das Bedürfnis gehabt mich verletzt zu zeigen und hilflos. Als Kind dürfte ich keine großen Gefühle zeigen wer geweint hat war schwach. Schlecht dürfte es einem nicht gehen. Vielleicht rührt es daher? Dieses Verhalten,dass ich mir eine weibliche Person in meiner Nöhe suche der ich mich gegenüber verletzt zeigen möchte verfolgt mich. Früher habe ich mich extra selbst verletzt und dann aber eine Geschichte dazu erfunden.
Ich frage mich ob alles Einbildung ist und ich ein psychisches Priblem habe oder ob irgendetwas davon Wirklichkeit war.
Ich kann mit niemanden darüber sprechen,da ich sonst Vermutungen in den Raum stellen würde die sehr verletzten. Wenn es zu unrecht ist könnte ich es mir nie verzeihen. Ich weiß nicht ob ich über eine Therapie nachdenken sollte oder ob ich mir alles aus denn kopf streichen sollte und vergessen?!

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Ratsuchende,

Vielen Dank für deine Zuschrift :)

Leider kann Ich dir natürlich nicht beantworten, ob es in deiner Kindheit wirklich Missbrauchsfälle beschreibst, aber die Situationen an denen Du dich zurück erinnern kannst sind aufjedenfall ein Anlass sich Unterstützung zu suchen. Sexualisiertes Verhalten in der Kindheit KANN irgendwo normal sein. Es gibt Kindliche Sexualität, was in der Zeit, wo du Aufgewachsen bist, aber so tatsächlich noch nicht gesehen und verstanden wurde. Heute wird dies in Pädagogischen Ausbildungen bereits thematisiert und es ist gut, das schon früher deine Erzieher ein offenes Auge dafür hatten, das dein Verhalten sehr sexualisiert gewesen ist. Und es ist positiv zu lesen, das das thematisiert wurde. Da hast du in gewisser Weise sicher wirklich "Glück" gehabt, denn es ist viel wert, das Du damals schon gesehen und mit deinem Verhalten beachtet wurdest.

Die Situation mit deinem Bruder ist ja eigentlich positiv zu werten. Er hat das gegenseitige Kraulen abgebrochen, als es in eine sexualisierte Richtung ging. Das gegenseitige Kraulen gehört beispielsweise auch zu kindlicher Sexualität. Als Kind tut man dies (im Normalfall) nicht um Geschlechtsverkehr zu haben, sondern nur, weil man festgestellt hat, das es schöne Gefühle macht. Dabei ist alles okay, was nicht gefährdend für den Körper ist und was das Seelenwohl beider Kinder nicht beeinträchtigt. Ich würde nun also sagen, das auch der "Sex" zwischen dir und den Freundinnen solange in Ordnung ist, solange ihr euch dabei nicht verletzen könnt und solange ihr beide damit einverstanden wart und keine Grenzen überschritten wurden. Schau mal hier:

https://mbjs.brandenburg.de/media_fast/6288/kindliche_sexualitaet.pdf
https://www.elternimnetz.de/kinder/erziehungsfragen/entwicklung/kindlichesexualitaet.php

Hast du derzeit die Möglichkeiten deine Mutter, deinen Vater, deine Schwester, deinen Bruder zu den damaligen Situationen und Gegebenheiten zu befragen, damit Du das für dich und deine Gedanken vervollständigen kannst? Ob es stimmt, das Sie abundan im Arbeitszimmer schlief? Du hast Recht, das man da ganz vorsichtig vorgehen muss, um nichts falsches in den Raum zu stellen - aber Fragen nach deiner Kindheit (Das Spielen mit den Puppen) und ob deine Mutter im Arbeitszimmer schlief sind denke Ich noch legitim. Es geht hierbei lediglich darum deine Gedanken aufzufüllen mit dem, was wirklich passiert ist. Das weißt du nicht mehr genau und Ich kann es dir auch nicht sagen - deshalb solltest Du hier Fragen an diejenigen richten, die es betrifft - nur so weit, das noch nichts an Forderung oder Anschuldigung in den Raum gestellt wird.

Deine Aussagen über deinen Vater beschäftigen mehr, denn das klingt durchaus nicht mehr normal und alltäglich, wie Du über das Ehebett beschreibst. Dein Gefühl dabei ist der beste Ratgeber und da Du dich da so unwohl bei den Gedanken fühlst und sich dich ja wirklich beschäftigen und evtl. sogar beeinträchtigen würde Ich es als ganz wichtig ansehen, das Du professionelle Hilfe bekommst. Das ist ganz wichtig, um dir vielleicht einiges ergründen zu können. Das ist manchmal absolut nicht einfach diesen Weg zu gehen, die eigene Kindheit zu rekonstruieren. Es gibt aber nur 3 Wege (nach meinem Ermessen).

Du kannst all das Ruhen lassen und forscht dem nicht weiter nach. Solange Du so wie es ist mit den Teilerinnerungen zurecht kommen kannst ist das manchmal besser als Wunden aufzureißen. Ich glaube nicht, das dieser Weg deiner ist, denn sonst hättest Du hier nicht geschrieben.

Eine andere Möglichkeit ist, das Du mit Teilinformationen zurecht kommst und diese für Ausreichend finden kannst. Sind deine Gedanken wahr, das deine Muter im Arbeitszimmer schlief? Sind deine Erinnerungen echt, das deine Mutter in den Kindergarten gerufen wurde, da du brutal Geschlechtsverkehr nachgespielt hast, mit den Puppen. Vielleicht reichen dir diese Teilerinnerungen dann bereits auch aus um glücklich und zufrieden weiter machen zu können. Das glaube Ich in deinem Fall eigentlich auch nicht wirklich, weil Du schreibst, das es dich bis heute verfolgt und auch deine Wünsche und Gedanken beeinflusst. Inwieweit es auch deine Sexualität bis heute beeinflusst, kannst nur Du beantworten - ob sich da etwas unterscheidet in deinen Möglichkeiten dich da wirklich fallen zu lassen und Vertrauen zu schenken.

Also bleibt eigentlich nur der dritte Weg übrig - Das du dich da wirklich mit auseinandersetzt und für dich die Klarheit findest, die möglich ist. Und das geht nur mit Hilfe! Ich kann dir nicht sagen, ob es wirklich so ist, das man wirklich zu 100 % alles rekonstruieren kann und dir damit Antworten geben kann. Aber sicherlich gibt es hier Möglichkeiten und Wege mit dir gemeinsam einen Blick tiefer zurück zu werfen. Zudem, was unbewusst bei dir los ist und dir das bewusst zu machen. Vielleicht auch die Möglichkeit dort anzusetzen, wo Du jetzt grade stehst und mit dir gemeinsam Wege und Möglichkeiten finden zu anderer Sichtweise, oder vielleicht auch zu einem anderen Standpunkt zu den damaligen Erinnerungen.

Es gibt hierfür Psychologen/Psychotherapeuten. Mir ist klar, das die Wartezeiten hier meist gefühlt ewig dauern können. Informiere und kümmere dich hier bitte trotzdem.

https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Für die "Übergangszeit" bis du einen Termin bekommen kannst, sehe Ich auch für dich noch die Möglichkeit erst einmal an eine Beratungsstelle heran zu treten. Hier kannst du die Zeit überbrücken und vielleicht schon mal die ersten 1-2 Gespräche führen, wo Dir ein direkter Gesprächspartner sagen kann, wie er deine Erzählungen bewertet. Auch kannst Du hier schon mal vor einer möglichen psychologischen Therapie üben, über die Vorfälle zu sprechen. Das wird dir ja sicherlich auch nicht so leicht über die Lippen gehen und da ist es ganz gut, wenn man das mal üben kann, in einem geschützten Rahmen wie einer Beratungsstelle.

Hier findest Du Beratungsstellen in deiner Nähe: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/




Ich wünsche Dir Alles Liebe und Gute, Du kannst dich natürlich jederzeit gerne wieder an uns wenden :) Ich bin mir sicher, das Du deinen Weg gut weiter gehen wirst. Scheue dich nicht für die Unterstützung. Du hast die verdient!


Julia