Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich hasse meinen körper

Hallo

Ich weiß nicht genau wie ich mein Problem beschreiben soll weil ich nicht wirklich gerne über mich spreche. Also fange ich einfach an

Ich bin vom Körpertyp her sehr dünn was mich nie wirklich gestört hat , doch als ich in die zeit kam wo mein Körper anfing auf essen zu reagieren fing ich an meinen Körper zu betrachten und ihn nicht zu mögen . Ich fing an jeden tag Sport zu treiben und mich besser zu fühlen
Doch dann fing dieses Gefühl an das ich mich sehr dick fühlte ich kann es aber niemandem mehr sagen weil alle immer sagen ich wäre so dünn.aber ich selbst sehe mich eher dick und ich möchte abnehmen
Jeden tag wo ich kein Sport mache stehe ich abends vor meinem spiegel und weine weil ich auch so aussehen möchte wie die ganzen anderen Models auf Instagram
Ich habe dadurch angst meinen Körper zu zeigen und kann draußen nicht mehr offen herumlaufen
Nach dem essen fühle ich immer an meinem Kinn ob mein Doppelkinn mehr zu sehen ist als den tag davor und ich kann draussen nicht mehr ohne den Gedanken ,,Sport ‘‘ oder ,,Körper“ herumlaufen
Danke für eure Hilfe

Nuala Anwort von Nuala

Hallo liebe Unbekannte,

was du beschreibst, klingt leider sehr nach einer (beginnenden) Essstörung. Wenn du in den Spiegel schaust, dann siehst du nicht deinen wirklichen Körper, sondern deinen Körper, so wie du ihn dir vorstellst. Deine Psyche scheint sehr zu leiden und braucht Heilung, genauso wie dein Körper, der sonst nach und nach erkranken würde. Gerade jetzt in der so wichtigen Wachstumszeit ist das absolut gefährlich! Du brauchst deine Ernährung, du brauchst Nährstoffe. Und vor allem brauchst du seelischen Halt.

Bitte sprich mit jemandem darüber, am besten mit einer erwachsenen Person, die dich am besten auch gleich mit zu einem ärztlichen Termin bzw. in eine Jugendberatung begleitet. Dort gibt es Profis, welche dich bei allen weiteren Schritten unterstützen können, sodass du wieder zu dir, zu deinem eigentlichen ICH, finden kannst.
Du kannst dich zuvor auch hier informieren und dich zunächst dorthin wenden:
- https://www.jugend.support/selbstgefaehrdung-sucht/essstoerungen/
- https://kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb/sendungen/rueckschau/2019/beratungsstellen-essstoerung100.html

Konkret auf Instagram bezogen lautet unser Tipp, dass du dich da möglichst zurückziehen bzw. diese Models entfolgen solltest. Es schadet dir ganz offensichtlich, dich in dieser Phase der starken Verletzlichkeit weiter diesen ungesunden Einflüssen auszusetzen! Mache dir bitte bewusst: Instagram bietet dir aktuell nicht das, was dir gut bekommt. Vielleicht wäre es insgesamt sinnvoll für dich, Instagram zu meiden.

Es gibt viele Wege, sich zu entspannen, den Kopf frei zu bekommen und sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die WIRKLICHE Freude bescheren. Ich möchte dir dazu einige Anregungen geben und du kannst schauen, was dich inspirieren könnte:
* Weniger Handy- bzw. generell Medienkonsum, dafür bewusste Zeit mit lieben Menschen verbringen, mit Haustieren, bei Spaziergängen in der Natur.
* Entspannungsmusik kann helfen, genauso wie bestimmte ätherische Öle. Du kannst sie durch eine Duftlampe einatmen, beim Duschen oder Baden verwenden oder dir den Duft aus der Flasche heraus zufächeln. In Frage kommen die folgenden ätherischen Öle, die auch z.T. stimmungsaufhellend wirken: Lavendel, Orange oder Bergamotte (und andere Zitrusdüfte), Römische Kamille, Ylang Ylang, Patchouli, Geranie, Weihrauch. Auch Mischungen daraus eignen sich gut - hier kannst du auch kreativ sein und "erriechen", was dir gut gefällt.
* Etwas Neues kennenlernen anstatt die immer gleichen Sachen zu wiederholen - so kannst du neue Eindrücke bekommen und dadurch neue, hoffentlich positive Gedanken und Gefühle. Du kannst etwas mit Anderen unternehmen, was du noch nie gemacht hast. Etwas Besonderes! Eine Ballonfahrt vielleicht, einen bestimmten Freizeitpark besuchen, ein anderes Kino testen, neue Kleidung anziehen, usw.
* Das Kümmern um andere Lebewesen, z.B. durch Gärtnern oder Haustierbetreuung. Auch ein Ehrenamt im Tierheim z.B. würde dazu passen.
* Konzentration auf das, was dir früher Spaß gemacht hat. Falls es dir sehr schwer fallen sollte, dich da von selbst reinzubegeben, kannst du deine Familie oder Freund:innen bitten, dich "mitzuziehen".
* Mache schöpferische Sachen, z.B. etwas aus Ton modellieren, zeichnen, reparieren, herstellen. Du kannst etwas backen oder kochen (sofern es dir aktuell durch deinen Zustand möglich ist), werken, auch draußen mit Naturmaterialien etwas anfertigen (vielleicht hast du schon mal was von LandArt gehört?)
* Schreibe alles auf, was dich belastet. Ein Tagebuch ist eine schöne Form, die Gedanken zu ordnen und die Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Oft erleichtert es sehr, alles einmal aufgeschrieben zu haben. Danach kannst du dich sicherlich wieder mehr auf etwas einlassen, was dir gut tut.
* Selbstverständlich kannst du auch am PC oder Handy aktiv sein und dort z.B. spielen, chatten, dich weiterbilden. Es geht darum, bewusst etwas damit zu tun und zu wissen: Nützt mir das jetzt etwas oder nicht?

Ich weiß, es ist eine krasse Herausforderung, sich aus diesem Teufelskreislauf zu befreien. Aber du kannst es schaffen, dich nach und nach aus dieser Falle zu lösen. Gerade weil du dich noch nicht jahrelang in diesem Denken befindest, kann dir gut geholfen werden.
Du bist nicht allein! Wir sind gerne wieder für dich da. Und auch dein Umfeld hilft dir sicherlich gern im Rahmen der Möglichkeiten. Vor allem aber müssen ärztlich-therapeutische Maßnahmen geklärt werden. Das ist bei Essstörungen und deren Vorläufern so wichtig. So kannst du lernen, wieder gesunde Denkweisen zu bekommen und deinen Körper nicht als Feind, sondern als Freund zu erkennen, der dich tagtäglich treu begleitet.

Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und Gute!
Nuala