Problem von Anonym - 23 Jahre

Überforderung

Hey,

Ich habe im Moment eine Menge was mir an die Substanz geht! Dazu möchte ich sagen, dass ich ein Mensch mit einem Handicap bin.

Corona: Ich kann das Thema nicht mehr hören. Immer wieder neue Zahlen, rauf und runter.
Abstand vom gewöhnlichen Alltag: Ich würde echt gerne einen bestimmten Ort besuchen wo ich noch nie gewesen bin, einfach um mal (vielleicht) aus dem Coronaalltag zu kommen. Auch wenn mir klar ist, dass das Virus überall ist.

Nicht wirklich jemand zum reden: Ich kenne zwar Leute im Privaten Raum, mit denen ich mich austausche, aber ich habe einfach Sorge, ihnen damit zur Last zu fallen, was mir auf der Seele liegt. Ehrlich gesagt habe ich viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. In der Schulzeit, auf der Arbeit momentan auch. Apropos: Mit meinen Kollegen traue ich mich nicht mehr über meine Belastungen zu reden, weil ich das Gefühl habe, niemand möchte es wissen. Tagebuch schreiben habe ich zwischendurch probiert, ist mir aber zu anstrengend.

Der Krieg in der Ukraine macht mir auch zu schaffen. Ich weiß, es ist wichtig sich zu informieren, aber das ist für mich, als sensibler Mensch anstrengend. Am Anfang hatte ich sogar richtig Angst, dass meine Familie auseinander geht, weil wir dabei helfen müssen. Also den bedürftigen und halt mit Waffen. ES TUT MIR LEID, wenn ich mit diesem Thema etwas falsch mache. Ich weiß sonst nicht, mit wem ich sprechen soll. Meiner Familie möchte ich damit nicht zur Last fallen, auch wenn sie mir natürlich immer zuhören.

Außerdem leide ich an Long Covid. Das laugt mich körperlich und psychisch aus. Ich gehe trotzdem arbeiten. Nach 3 Monaten AU. Eigentlich hätte ich mich gerne noch etwas geschont, aber mein Chef und natürlich meine Kollegen auch, freuen sich wenn ich komme. Jetzt versuche ich deswegen so gut es geht "zu funktionieren" Auch wenn ich zwischendurch echt merke, ich kann nicht mehr und würde am liebsten sofort abhauen. Ich verliere sogar zwischendurch die Lust auf die Arbeit. Ich hoffe, die Zeit vergeht schneller. Wenn ich mit den Kollegen zusammen bin und nichts mache, dann fühle ich mich gut. Kommt Tagesabhängig (also wie es mir am jeweiligen Tag geht)

Irgendwie habe ich auch eine "Menschen finde ich scheiße" Einstellung, da ich wie gesagt bereits schlechte Zeiten erlebt habe. Mobbing und sogar Stalking.

Ich hoffe, mir kann jemand helfen! Ich möchte mich wieder glücklicher fühlen.

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Schreiberin,

ich kann mir denken das bestimmte Themen derzeit einfach "nerven" oder anstrengend sind.

Gerade was Corona angeht denke ich das wir die letzten zwei Jahre mehr als genug damit konfrontiert worden sind.

Viele Einschränkungen waren hart aber leider wohl auch nötig. Überall gab es Berichte, neue Auflagen, Verbote..einfach überall.
Sehr viele Menschen hat das belastet. Vor allem die Familie und Freunde nicht treffen zu können war sehr schwer für die meisten.
Ich hab mich auch ehrlich gesagt mit verrückt machen lassen als alles begann. Nur stellte ich dann fest daß es meinen Kindern und mir nichts bringt sich ständig darüber zu informieren und Angst zu bekommen wie es wohl weiter geht.
Der Fernseher wurde ausgestellt, über das Internet wurden nur die Schulaufgaben gelöst und Zeitung hab ich auch nicht mehr gelesen. Wichtige Informationen gab es per Mail von den Schulen, beim Einkaufen und auf Arbeit standen ja genug Schilder was man beachten soll.
Wir haben uns als Familie wieder gefunden. Viel mehr miteinander gesprochen, mehr zusammen gelacht und gespielt. Ich fand diese Zeit ehrlich gesagt sehr schön.

Warum machst du nicht wirklich mal Urlaub. Einfach raus von zu Hause. Etwas anderes sehen und erleben. Die Maßnahmen wurden zum großen Teil fallen gelassen, es sei denn du möchtest ins Ausland. Da solltest du dich vorab informieren wie es aussieht. Aber ich denke das es auch so schöne Orte in der näheren Umgebung gibt. Oder du machst Tagesausflüge. Pack was zusammen und fahr einfach los. Versuche abzuschalten vom Alltag und freue dich auf das was noch kommt.


Einiges können wir leider nicht ändern, ganz egal wie oft wir darüber nachdenken. Ich denke man sollte Leben so gut das geht. Ängste versuchen erst gar nicht aufkommen zu lassen und soviel Spaß und Freude haben wie es nur geht. Angst und Sorgen machen einen krank.

Wenn man immer alles auf später verschiebt wird man am Ende feststellen das es zu spät ist und all die Dinge die man im Leben erreichen und erleben wollte, nicht mehr tun kann.


Geh noch einmal zu deinem Arzt und sag ihm das es dir noch nicht richtig gut geht. Selbst wenn du weiter krank geschrieben wirst, dann ist das so.
Aber wenn du es versuchen möchtest und dich die Arbeit etwas ablenkt, würde ich das versuchen und schauen ob du es gut durchhältst.


In der Zeit der Isolation in den letzten Monaten haben viele tatsächlich bemerkt das man auch gerne mal allein sein möchte. Von zu Hause aus arbeiten war eine neue Erfahrung die mancher auch ganz toll fand. Den Alltag anders planen als man es gewohnt war, war eine Herausforderung für viele.

Wir haben alle gut durchgehalten und unser Möglichstes getan um durch die Pandemie zu kommen.

Jetzt denke ich sollten wir wieder das Leben und den Alltag genießen. Dennoch mit Abstand und Hygiene.

Du machst nichts falsch wenn du dich informierst, nur sollte man trotzdem weiter nach vorne schauen. Es wird immer wieder Steine geben die uns in den Weg gelegt werden.

Schreib uns ruhig wenn dich da etwas beschäftigt oder dir auf dem Herzen liegt.
Jeder geht mit Informationen und Dingen anders um als andere und das ist auch gut so.

Hol dir dein Leben wieder zurück und hab Freude und Spaß.
Gelingt dir das weiterhin nicht so gut, würde ich mit dem Arzt noch einmal sprechen welche Möglichkeiten der Therapien man dir anbieten könnte um aus dem Gedankenkarussell heraus zu kommen.

Es ist nicht schlimm Hilfe anzunehmen wenn man mal feststeckt und nicht weiter weiß.
Mut ist sich einzugestehen das man Hilfe braucht und sie anzunehmen ist der richtige Weg.

Lass den Fernseher oder andere Medien ruhig weg und geh raus. Je mehr du im Kopf frei bist desto positiver kommst du bei deinen Mitmenschen an und vielleicht ist da ja auch eine Freundschaft darunter wo ihr alles zusammen besprechen könnt was euch auf dem Herzen liegt.

https://www.zusammengegencorona.de/covid-19/long-covid-langzeitfolgen-einer-covid-19-erkrankung/

https://focus-arztsuche.de/magazin/gesundheitstipps/hilfe-fuer-long-covid-patienten-therapien-und-anlaufstellen

Wie du siehst an den Links, bist du kein Einzelfall mit Long Covid. Gib deinem Körper und deiner Seele die Zeit die du brauchst um wieder ganz gesund zu werden. Setz dich nicht unter Druck und sprich mit deinem Arzt.
Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und wir sind jederzeit für dich da wenn du das möchtest.

Gruß
Stephanie