Problem von Caro - 24 Jahre

Trennen? Festhalten?

Wo fang ich an … ich brauch mal einen Rat glaube ich. Ich bin mit meinem Verlobten seit drei Jahren zusammen. Ging alles ziemlich schnell, wir sind relativ schnell zusammen gezogen und ich wurde (ungeplant) schwanger. Dennoch liebe ich meinen Sohn und es war die beste Entscheidung ihn zu bekommen. Allerdings bin ich mit ihm nicht mehr glücklich. Mein Freund ist Alkohol abhängig seit wir uns kennen ( und bevor wir uns kannten auch schon). Was mir am Anfang nicht klar war . Aber jetzt realisiere ich dass er sich nicht ändern wird oder will.. oder kann , was auch immer. Er war einmal im Entzug seit wir uns kennen aber hat danach direkt weiter gemacht. Ich selbst fühle mich nicht mehr wohl damit und überhaupt in der Beziehung. Ich möchte einfach abgesehen von dem Alkohol mehr von einer Beziehung. Irgendwie schaff ich es nicht mich zu trennen, weil ich Angst habe alles alleine nicht hinzu bekommen. Ich habe keine Ausbildung bisher, ich habe nie alleine gewohnt… selbst schuld . Und ich weiß nicht wie es weiter gehen soll..

Lan Anwort von Lan

Liebe Caro,

tut mir leid, dass du so lange auf deine Antwort warten musstest.
Ich danke dir, dass du dich uns anvertraut und uns geschrieben hast. Das war ein mutiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Eine Alkoholsucht ist ein schwieriges Problem, das Paare und Familien auf eine harte Probe stellt. Auch in deinem Falle.

Du fühlst dich nicht mehr wohl in der Beziehung, möchtest dich trennen, aber hast große Angst davor: Zum einen, weil du nicht weißt, ob du es schaffst, alleine mit deinem Kind und ohne Ausbildung zu leben. Aber auch, weil du noch nie alleine gewohnt hast. Das sind alles verständliche Ängste und Sorgen, die dich beunruhigen. Es ist okay, dass du dich so fühlst und unsicher bist, nicht weißt, was jetzt das Beste wäre.

Wie wäre es, wenn ihr beiden mal eine Paarberatung oder einen Paartherapeuten aufsucht? Vielleicht lässt sich doch noch etwas machen, wenn ihr beide noch an der Beziehung hängt.
Wende dich gerne auch an Selbsthilfegruppen mit Angehörigen alkoholkranker Partner*innen und entsprechende Beratungsstellen. Da hört dir jemand zu und dort findest du Unterstützung.

Doch du bist offensichtlich sehr unzufrieden mit deiner Beziehung und dem Alkoholproblem deines Verlobten, der aber nicht daran arbeiten will. Bist du glücklich? Liebst du ihn noch? Hängst du an ihm, emotional? Wenn du wüsstest, dass du alleine gut klar kämst und gut für dich und deinen Sohn sorgen könntest: Würdest du noch mit ihm zusammen bleiben?

Wenn deine Antwort "Nein" ist, dann sollte es klar sein, dass eine Veränderung her muss. Du hast lange genug gekämpft und gehofft, dass sich sein Zustand ändern wird. Aber vielleicht ist jetzt der Zeit gekommen, das nicht mehr länger hinzunehmen und das Leben zu leben, was du haben willst und eine Beziehung zu führen, in der du wirklich glücklich bist.

Du weißt, dass es einige Hürden gibt, das Leben und die Beziehung zu führen, die dich glücklich machen. Aber das bedeutet nicht, dass du diese nicht überwinden kannst.

Für alleinerziehende Mütter gibt es viele Hilfsangebote. Zuallererst denke an deine Familie und Freund*innen, die dich sicherlich unterstützen werden. Aber auch so findest du weitere Unterstützungsmöglichkeiten.

Die Angst vor dem Alleinewohnen kann ich gut verstehen, ging es mir vor einem halben Jahr auch so. Aber inzwischen habe ich gelernt, dass vieles schlimmer ist als man denkt.

Außerdem musst ja nicht zwangsläufig alleine wohnen. Könntest du vielleicht auch erstmal zu deiner Familie zurückziehen? Oder bei Freund*innen unterkommen?
Möglich wäre auch, eine Wohngemeinschaft mit anderen alleinerziehenden Frauen zu suchen oder zu gründen. Mehr dazu hier:
https://umziehen.de/suche-planung/alleinerziehend-auf-wohnungssuche-so-finden-sie-ein-neues-zuhause-6240?from=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F

Aber auch das Alleinewohnen ist vermutlich schlimmer als du dir vorstellst. Damit will ich nicht sagen, dass ich deine Sorge klein reden will, das auf keinen Fall. Aber wenn du es nicht probiert hast, wie willst du wissen, ob es etwas für dich wäre oder du es schaffst?

Wenn es um das Finanzielle geht: Da wird dein Freund dich auch noch unterstützen (müssen).
Suche dir Unterstützung bei deiner Familie, Freunden und Bekannten, wenn etwas mit dem Kind sein sollte.
Überlege dir, was für ein Ziel du hast, was für einen Job du gerne machen würdest und suche dann nach einer passenden Ausbildung.

Ich lege dir ans Herz, Frauen- und Familienberatungsstellen aufsuchen:
https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe
Das Reden über deine Sorgen und Probleme kann schon helfen, dass du dich erleichtert fühlst und eine grobe Orientierung bekommst, in welche Richtung es für dich gehen könnte.

Eine weitere Möglichkeit wäre, sich spezielle Projekte von ehrenamtlichen Trägern zu suchen, die Müttern dabei helfen, ins Berufsleben einzusteigen. Denkbar wäre Beschäftigung in Teilzeit oder eine Ausbildung in Teilzeit zu machen. Dafür wende dich gerne an das Jugendamt, die Familienkasse und die Agentur für Arbeit.
Hier einige informative Seiten zum Thema Teilzeitausbildung:
https://www.caritas.de/neue-caritas/heftarchiv/jahrgang2014/artikel/ab-jetzt--teilzeitausbildung-fuer-alleinerziehende
https://www.desired.de/mami/baby/ausbildung-mit-kind/
https://www.arbeitsagentur.de/lexikon/teilzeit-berufsausbildung

Ich empfehle dir außerdem, die folgende Seiten durchzulesen:
https://www.arbeitsagentur.de/arbeitslosengeld-2/erfolgsbeispiel-umschulung
https://www.caritas.de/hilfeundberatung/ratgeber/familie/alleinerziehende/tipps
https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/trennung/allein-und-getrennt-erziehende-eltern

Wenn das Geld nicht ausreicht, gibt es weitere finanzielle Unterstützungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Sozialgeld, Kinderzuschlag, Wohngeld und die Befreiung vom GEZ-Beitrag.
Hier findest du weitere Informationen:
https://www.elterngeld.de/finanz-tipps-fuer-alleinerziehende/
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/chancen-und-teilhabe-fuer-familien/alleinerziehende/allein-und-getrennterziehende-foerdern-und-unterstuetzen-73552
https://www.elternsein.info/alltag-mit-kind/finanzen/finanzen-womit-alleinerziehende-rechnen-koennen/

Bei akutem Redebedarf empfehle ich dir auch, beim Müttertelefon anzurufen: Da kannst du täglich anonym und kostenfrei von 20 bis 22 Uhr anrufen:
https://www.muettertelefon.de/?gclid=EAIaIQobChMI28XIvKDd-wIVCASLCh0HQgxnEAAYBCAAEgLIBfD_BwE


Ich hoffe, dass ich dir weiterhelfen konnte. Melde dich gerne, wenn du noch Fragen hast.
Ich wünsche dir alles Gute, ganz viel Kraft, Durchhaltewillen und Glaube an dich selbst.

Viele liebe Grüße,
Lan