Problem von Anonym - 24 Jahre

Die Angst vor dem Tod

Liebes Kummerkasten Team,

Ich wende mich an euch mit einem etwas komplexerem Thema. Ich möchte anonym bleiben, da ich selbst eigentlich für dieses Thema nicht Branchenfremd arbeite.

Dennoch möchte ich euch meine Sorgen mitteilen und hoffe hierbei auf einen kleinen Gedankenaustausch.

Ich bin seit meinem 5 Lebensjahr Halbwaise als 2005 mein Vater im Alter von 39 Jahren gestorben ist.

Der Tod ist seit dem an ein sehr offenes, dennoch auch noch ein wirklich unvollendetetes Thema was in mir seit Weihnachten wieder mehrere Fragen aufwirft...

Ich habe wohl zu bemerken eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft abgeschlossen und arbeite auch heute noch in einem Bestattungshaus, allerdings kommen meine Ängste auch wenn sie sehr leicht zu ertragen sind in mir hoch da meine Oma erst kurz nach Weihnachten gestorben.

Mich frisst der Gedanke auf, was nach dem Tod wirklich passiert, da mir das trotz meiner Arbeit vorenthalten bleibt.

Die Angst, dass der Tod das komplette Ende bedeutet lässt mich erstarren... die Angst vor dem Nichts, verglichen wie mit einer ewig andauernden Ohnmacht oder Schlaf ohne Traum....

Ich bin kein religiöser Mensch da ich die Vorfälle der Kirche in den letzten Jahrzehnten mehr als nur verachte.... mehr möchte ich dazu auch nicht sagen.

Was mir hilft ist meine Spiritualität mit dem Glauben an die Seele, ich Vergleiche es wie mit einer unsichtbaren Kapsel oder unsichtbaren Person dessen Persönlichkeit noch unter uns ist nur nicht greifbar.


Mir fehlen einfach auch zu sehr die Worte weil es spät ist. Ich erwarte auch keine Antwort auf was danach passiert. Eine ledigliche Meinung wäre für mich ein gutes Gefühl.

Ich danke euch

Arvid Anwort von Arvid

Lieber Hilfesuchender,

schön, dass Du Dich mit Deinem Anliegen an uns wendest.


Zunächst möchte ich Dir für den Tod Deines Vaters und Deiner Großmutter mein Beileid aussprechen!

Vermutlich hatten diese Ereignisse auch Auswirkungen auf Deinen Umgang mit dem Tod und die Fragen, welche Dir momentan durch den Kopf gehen.

Nüchtern betrachtet sind Deine Ängste aber unbegründet und das Verzweifeln sinnlos.

Denn alle Lebewesen auf dieser Welt unterliegen den Naturgesetzen. Und dazu zählt auch, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist. Wir Menschen wissen, dass wir eines Tages sterben werden und wir sterben eines Tages.

Der Tod ist es sogar, welcher dem Leben seinen Wert verleiht. Diese Vergänglichkeit macht unser Leben doch so wertvoll. Würde ein endloses Leben wirklich glücklich machen?

Deswegen bleibt uns nur, den Tod als Tatsache anzuerkennen und unser Leben bis zum Tod so gut wie es geht zu leben. Alles andere wäre doch verschenkte Lebenszeit.

Dazu zählt auch, über etwas nachzudenken, auf das wir keinen Einfluss haben. Denn egal ob wir uns Gedanken machen, was nach dem Tod passieren könnte oder daran verzweifeln, dass der Tod das Ende ist: Es ändert nichts. Am Ende werden wir trotzdem sterben.

Und hier möchte ich auf den Punkt kommen: Verschwende Deine Zeit nicht mit dieser Verzweiflung und diesen Fragen. Wende Dich wieder dem bunten Leben zu, anstatt dem Tod auf den Zahn fühlen zu wollen. Denn wer den Tod zu begreifen versucht, versucht sich an der Quadratur des Kreises. Man kann zwar zu einer Erkenntnis kommen, aber das ändert nichts am Wesen des Todes und seinen Auswirkungen auf einen selbst.

Falls Du das Gefühl hast, dass Dich das Thema zu sehr gefangen nimmt, könntest Du über einen Jobwechsel nachdenken. Du hast sicherlich von Berufs wegen oft mit Toten zu tun und genau dieser Bezug unterstützt dieses Gedankenkarussell bei Dir. Und es ist wahr, dass der Gedanke an den eigenen Tod einen verzweifeln lassen kann. Deswegen sollten wir uns wenn möglich nicht zu sehr damit befassen. Und da Dich Dein Job diesbezüglich sehr triggern kann, wäre es eine sinnvolle Möglichkeit, einen anderen Beruf zu wählen.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass Du die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch nimmst. Nach Therapeuten in Deiner Nähe kannst Du hier suchen: https://www.therapie.de/therapeutensuche/
Das könnte Dich auch dabei unterstützen, den Tod Deiner Großmutter und das gesamte Thema aufzuarbeiten. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Besonders dann, wenn Du weiterhin in Deinem Beruf arbeiten möchtest.

Außerdem findest Du im Internet genügend Medienmaterial, welches sich mit diesem Thema befasst, z.B. das Video von Peter Beer auf Youtube.

Primär solltest Du Dich hierbei darum bemühen, mit dieser Angst umgehen zu können.

Ich für meinen Teil mache das so, dass ich nicht so sehr darüber nachdenke oder mich ablenke, wenn die Gedanken doch mal aufkommen. Außerdem habe ich akzeptiert, dass ich sterben werde. Weil mir nicht anderes übrig bleibt, als es zu akzeptieren. Denn es würde nichts ändern, wenn ich es nicht als Tatsache annehmen würde.


Lieber Hilfesuchender, wenn Du bewusst Dein Leben lebst, jeden einzelnen Tag in vollen Zügen genießt und die Welt bereicherst, kannst Du ein erfülltes Leben haben. Und das wird auch genügen. Und dann kannst Du auch akzeptieren, dass es irgendwann zu Ende sein wird.

Dein Angst muss nicht bleiben. Du kannst lernen, mit ihr umzugehen und sie loslassen, z.B. durch eine Therapie. Probier es einfach mal aus.


Du kannst uns gern wieder schreiben, wenn Die etwas auf dem Herzen liegt.


Alles Gute,

Arvid