Die Freundin meines Sohnes (Part 2)
An Sabine (Problem vom 7.12.2005):
Guten Tag Sabine,
ich möchte dir erstmal herzlich für deine ausführliche Antwort danken. Ich finde es sehr nett, dass Du dir hierfür Zeit nimmst. Und ich kann nur sagen, dass du mir wirklich teilweise aus der Seele gesprochen hast. Wie sage ich Sonni nur, dass sie einfach zu übergewichtig ist??
Ich finde es normalerweise auch immer besser, direkt auf die Personen zuzugehen und mit Ihnen zu sprechen, auch, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Ich muss aber ehrlicherweise eingestehen, dass es mir im Bezug auf diese Situation recht schwer fällt. Auch weil ich ja in dem Sinne nicht direkt betroffen bin, sondern eher mein Sohn. Ich habe das vor den Feiertagen (wir hatten Gäste, daher schreibe ich auch erst jetzt zurück) noch einmal mit meinem Sohn thematisiert. Die Idee, einfach die Süßigkeiten "zu verstecken" fand er ganz gut, zumal er das auch gar nicht so gerne ist. Und auch die Möglichkeit mit dem Shoppen haben wir zum Gespräch gebracht. Er ist wenige Tage später gleich mit Ihr losgezogen, um für Weihnachten mit Ihr einzukaufen, damit auch das "Richtige" unter dem Tannenbaum liegt.
Da seine Freundin den Weihnachtsabend mit uns verbracht hat konnte ich die geschenkten Sachen auch begutachten. In der "anschließenden Modenschau" konnte ich aber leider nicht erkennen, dass Sie selbst Ihre Figurprobleme sieht. Da waren zum Großteil wieder Tops und eng geschnittene Teile dabei.
Sie sah darin sehr sehr moppelig aus, genauso, wie ich es damals schon beschrieben hatte. Natürlich waren die Sachen schick, nur halt absolut nicht passend für Ihre Figur.
Natürlich hast du recht, dass es anstrengender ist, ein schwerer Körper zu bewegen. Nur ich frage mich, merkt sie das überhaupt? Über alle drei Festtage haben die zwei so gut wie nur im Bett gelegen. Lediglich zum Essen (was es reichlich gab, da wir ja auch Gäste hatten) kamen die beiden hervor. Und ich sage dir, sie hat wirklich wahnsinnig gut zugeschlagen, gerade beim Nachtisch.
Mein Sohn wollte dann immer mal eine Runde um den Block drehen, spazieren oder zu Freunden gehen. Da war nichts zu machen, ich habe das ja teilweise mitbekommen. Sie sage dann immer nur, dass sie in der Ausbildung schon genug Streß hätte und sie sich jetzt erstmal entspannen müsse.
Ob es bei Ihr eine Art Frustfressen ist kann ich nicht sagen, eigentlich hat sie ein sehr unbeschwertes Leben und kommt, so weit ich das sagen kann, recht gut mit Ihren Eltern (und ja auch mit uns) zu recht. Nur ich meine, irgendwo her müssen die guten 15 Kilo ja kommen. Es war wirklich nicht schön anzusehen, wie sie in Ihrem Top am Esstisch saß, ihr Bauch sich weit über den Hosenbund hervorschob und sie drei Schalen Pudding aß!
Mein Sohn hat ja auch in einer Weise ein Problem damit. Er sagt zwar immer, dass er sie liebt, auch so, wie sie jetzt ist. Dennoch stört es ihn nach meiner Auffassung sehr, dass sie mittlerweile so dick ist. Und die damit verbundene Trägheit ist fast noch schlimmer, weil sie auch einfach nicht mal "mit anpackt".
Also, meinst du wirklich, ICH sollte das Gespräch anstoßen, vielleicht, wenn wir drei gerade mal allein essen? Oder sollte ich Ihr knallhart sagen, dass sie bei den Hüften solche Tops o.ä. nicht tragen kann? Oder lieber die sanfte Tour? Vielleicht mal einen geschälten Apfel ins Zimmer bringen, wirklich bei Ihrer Anwesenheit auf solche Sachen wie Salat achten?
Ich habe mir wirklich schon ein paar Gedanken gemacht, ich hoffe du kannst mich bestätigen oder mir noch ein paar Tips geben.
Wünsche dir und dem Team schon mal einen guten Rutsch ins Jahr 2006!
Hallo Gerlinde!
Ich möchte an meiner ersten Antwort festhalten. Ja, ich persönlich wäre der Typ, der zu meiner "Freundin" sagen würde "Mädel, so geht es nicht, schau mal wie das aussieht". Ob sie denn etwas daran ändert, dass ist ihre Entscheidung. Sagen würde ich persönlich es ihr aber schon. Freundinnen sollten ehrlich zueinander sein und Du bist doch eine Art Freundin für sie, wenn ich es richtig verstanden habe. Sie ist zwar die Partnerin Deines Sohnes, aber ihr habt ein super Verhältnis zueinander. Ich persönlich hatte nach dem Shoppen schon reagiert und hätte gesagt, dass es so nicht aussieht oder ich es so nicht leiden mag. Ist halt meine Art, wie ich es gemacht hätte. Freunde hoffen auch Ehrlichkeit. Natürlich kann die Wahrheit weh tun, aber noch viel mehr kann es schmerzen, wenn man feststellt, dass anders gedacht wird als gesprochen. Auch Dein Sohn, wenn es ihn so sehr belastet, sollte es ihr sagen. Er liebt sie, aber er stößt gefühlsmäßig optisch an und ich finde, er sollte so ehrlich sein. Sie vertraut ihm und sie liebt ihn. Sie denkt doch bis jetzt, dass alles ok ist und sie so weiteressen kann. Niemand stoppt sie, aber jeder denkt was anders, als sie sagen. Das finde ich persönlich unfair. Ich würde es von meinen Freunden hören wollen, wenn irgendwas nicht stimmt oder ich auf dem Wege bin mich lächerlich zu machen und meine Freunde mich nicht warnen und ich es nicht merke.
Wie gesagt, Gerlinge, ich möchte an meiner ersten Antwort festhalten und ich würde sie bei einer Tasse Kaffee ruhig mal zur Seite ziehen. Lege vielleicht mal eine Frauenzeitschrift auf den Tisch. Dort stehen oft solche Themen drin und das könnte ein Anstoß oder der Start für ein Gespräch sein, wenn es Dir wirklich so schwer fällt es ihr sagen zu können. Im Grunde sollte es Dir egal sein, denn es ist ein Problem zwischen Deinem Sohn und ihr. Dein Sohn sollte eigentlich den Punkt ansprechen. Es könnte nämlich passieren, dass sie sich von Dir beleidigt fühlt, aber von Deinem Sohn nur gewarnt und nicht all zu sehr verletzt. Es ist schwer von hieraus einzuschätzen, aber ich denke, ihr werdet einen Weg finden. Wichtig ist für sie zu wissen, dass ihr es nicht ansprecht, weil ihr sie nicht mögt, sondern eben, weil ihr sie so sehr ins Herz geschlossen habt.
Lieben Gruß