Problem von Elena - 15 Jahre

Ungerechtigkeit

Also ich habe einen 10 jährigen Bruder, der seit seiner Geburt körperlich Behindert ist. Allerdings gibt e seine Krankheit rund 20 mal auf der Welt und sie ist so gut wie unerforscht, weil er meistens im Rollstuhl sitzen muss mussten wir schon ein neues Haus für ihn bauen und haben daher hohe Schulden und wenig Geld. Meine Mutter arbeitet nicht und kümmert sich nur um meinen Bruder, mein Vater arbeitet hingegen so viel das ich ihn fast nie sehe.
Seit ungefähr drei Jahren komme ich mit dieser Situation nicht mehr zurecht, weil ich sogut wie Luft bin für meine Mutter und meinen Vater. Es wird sich nur noch um meinen Bruder gekümmert, ich kann machen was ich will. Wenn ich mal etwas zum anziehen oder für die Gesundheit, schule brauche muss ich mir das selber kaufen, hingegen bekommt mein Bruder das bezahlt. Im Sommer habe ich eine Abschlussfeier von der Schule, die mir sehr wichtig ist, doch meine Eltern können nicht hingehen weil mein Bruder zu einer Operation muss, obwohl sie den Termin nach hintern verschieben könnten. Ich habe durch meine Zahnspange oft Probleme in der Schule und obwohl die Behandlung zu ende ist und der Kieferorhopäde nur noch geld verdienen will möchten meine Eltern nichts sagen, weil sie dann eventuell kein Geld von der Krankenkasse zurück bekommen. Dies wären rund 400? aber für meinen bruder haben sie schon 400 000? ausgeben. Wenn ich über dieses Problem reden will hören sie mir nicht zu und sagen nur das ich so ungerecht gegenüber Patrick wäre und froh sein solle das ich Gesund bin nur manchmal bin ich so verzweifelt, dass ich nur hoffe das ich mir bald mal einen Arm oder so breche. Genauso wünsche ich mir manchmal nur das sie mich zur adoption freisetzten sollen damit ich in eine normale Familie komme. Doch hier versteht mich keiner ich bin manchmal so fertig das ich am liebsten abhauen würde, Könnt ihr mir nicht irgendwie helfen? Bitte!
Liebe Grüße
ELena

Anwort von Sabine

Hallo Elena!

Wünsche Dir bitte nicht, dass Du Dir einen Arm brichst, damit Du vielleicht mehr Aufmerksamkeit bekommst, als es jetzt der Fall ist. Es tut mir leid, dass Du so fühlst und es tut mir leid, dass Dein Bruder so schwer krank ist.
Einerseits kann ich Dich sehr gut verstehen und andererseits kann ich auch Deine Eltern gut verstehen.
Du schreibst, dass Dein Bruder eine Behinderung hat, die ihn an den Rollstuhl bindet und viele medizinische Maßnahmen notwendig sind, damit es ihm gut sind. Deine Eltern kämpfen also, dass es ihm gut geht, wenn ich es richtig verstanden habe.
Du bist gesund und fit und das wissen Deine Eltern sehr gut zu schätzen und sie sind gewiss stolz auf Dich. Das Du ihre Zuwendung vermisst, dass können sie nicht erahnen, wenn Du es ihnen nicht sagst.
Du schreibst, dass Du sie schon desöfteren mal darauf angesprochen hast und sie es immer abgewägt haben und meinten, dass Du nur eifersüchtig bist. Was Du ja auch im Grunde bist, wenn ich Deine Mail richtig verstanden habe. Es ist auch immer eine Sache, wie man den Eltern mitteilt, was man vermisst. Wenn Du Dich (mal krass ausgedrückt) großkotzig in die Küche stellst und sagst: hey, der bekommt immer mehr als ich.... Dann kann ich mir vorstellen, dass sie auch agressiv reagieren. Gehst Du aber vorsichtig an die Sache heran und versuchst ihn zu erklären, was in Dir vorgeht, dann können sie Dir auch ruhig antworten. Die Antworten, die Du von Deinen Eltern beschrieben hast, klingen nämlich danach, als wenn es eine Auseinandersetzung gegeben hat und nie ein richtiges Gespräch. Wie heißt es so schön: der Ton macht die Musik und das gilt auch für Dich.
Deine Eltern lieben Dich und sind stolz, dass es Dir gut geht. Da Dein Bruder krankheitsbedingt (alleine schafft er es nicht) mehr Aufmerksamkeit benötigt, fällt es Dir vielleicht nicht so sehr auf. Wenn Dein Bruder nicht krank wäre, dann hätte bestimmt den gleichen Pegel an Aufmerksamkeit wie Du bekommen. Leider ist es aber nicht so.
Deine Mam und Dein Dad die lieben Dich von ganzem Herzen und aufgrund der stressigen Situation fällt es ihnen bestimmt nicht leicht es immer so zu zeigen.
Du schreibst, dass beide hart arbeiten müssen um all die Kosten decken zu können. Natürlich sind auch Deine Behandlungskosten wichtig, aber sind sie auch immer notwendig. Das Beispiel mit der Zahnspange kommt mir auch sehr bekannt vor. Meiner Tochter sollte auch eine Zahnspange verpasst werden und ich sagte, ich will damit noch warten, weil es eben sehr teuer ist. Ich bin alleinerziehend und habe nur ein Einkommen. Die Zahnspange hätte für mich ein Kredit bedeutet. Monate später stellte sich heraus, dass es wirklich nicht erforderlich war. Ich kann natürlich nicht sagen, wie es bei Dir aussieht. Ich kann den Fall nur vergleichen.
Auch, wenn Deine Eltern nicht die Summe für Dich ausgeben, die sie für Deinen Bruder ausgeben müssen, lieben sie Dich nicht weniger. Du bist für sie genauso wichtig und wenn Du einmal wieder verspürst, dass Du zu kurz kommst oder die Nähe der Eltern vermisst, dann nutze die Gelegenheit, wenn sie da sind und krabbel man bei Deiner Mam oder Dad auf den Schoß (oder Sofa). Ich weiß, dass Du 15 Jahre bist, aber auch 15jährige Mädchen dürfen zu Mutter oder Vater hingehen und sie in den Arm nehmen.
Viel Arbeit, viele Kosten und manchmal Stress, scheint bei euch oft vorzukommen. Es bringt so nichts sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. In solchen Momenten sollte man zusammenhalten und auch sagen können "Mama, Papa, auch wenn es so stressig ist und ihr wenig Zeit habt, ich habe euch lieb". Wann bist Du das letzte mal zu Deiner Mutter gekommen und hast sie in den Arm genommen. Sie für einen Moment aus dem Alltag gelockt. Oder Deinem Vater gesagt: ich hab Dich lieb? Manchmal muß man auch Erwachsenen vormachen, wie es eigentlich laufen kann. Auch Erwachsene können noch von Kindern lernen.
Sicher ist jedoch, dass Deine Eltern Dich von ganzem Herzen lieben.

Lieben Gruß