Problem von Megi - 40 Jahre

Tochter und Pubertät

Hallo!
Ich versuche sachlich zu sein, kann jedoch für die Länge des Briefes nicht garantieren... Die Geschichte muss ganz erzählt werden, um das ganze Ausmaß zu verstehen.
Also....
Ich habe mich vor 5 Jahren von meinem Mann getrennt, unsere Tochter war damals 10.
Wir waren glücklich verheiratet: er-glücklich, ich-verheiratet. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr alles alleine zu managen, Haushalt, Kind, Mann. Erfolgreich arbeiten durfte ich auch dazu.
Also vor 5 Jahren die Trennung. Scheidung folgte 2004.
Da es mir klar war, dass ich den Zerfall initiiert (ausgesprochen) hatte, wollte ich danach meiner Tochter absolut alles andere im Leben ersparen, da ich ihr ja sowas zugemutet hatte. Sie war ja auch erst 10. Damals hat sie auch nicht besonder gelitten- ihr Vater machte die 10 Jahre kaum was alleine mit ihr, ich war immer für alles zuständig. Er saß an seinem Computer oder vorm Fernseher und jammerte herum, wenn etwas nicht passte. Meine Tochter sagte damals sogar zu seinem Auszug, es wäre Schluss mit den Jammereien.
Ich arbeitete also schön weiter, etwickelte mich da auch weiter, habe für meine Tochter alles gemacht, sie hatte ihre Klamotten, Spielzeuge, Urlaube... Im Haushalt machte sie das Notwendige, ich machte ihr keine Probeleme daraus, bin davon ausgegangen, sie würde irgendwann größer werden, würde es sehen, was ich für sie tue, würde von selber sehen, dass ich den ganzen Tag arbeite und nach und nach um sich herum etwas tun, auch für mich.
Wie ich mich geirrt habe...
Sie wurde immer egoistischer, forderte immer wieder und immer mehr Sachen. Meine Bitten um Hilfe oder um tägliche Dinge ignorierte sie, wurde immer schlampiger, dreckiger, dachte sich kleine Lügereien aus, um bloß nichts tun zu müssen.
Der alllerschlimmste Schnitt kam dann aber vor 1,5 Jahren, als ich befördert wurde und wir 200km wegziehen mussten. Schon vor dem Umzug kam der Hass an mich - wohl am Anfang verständlich, aber letzten Endes geht es auch ihr jetzt wesentlich besser!
Sie sieht die 5 Jahre Mühe nicht. Sie tut nichts, aber gar nichts im Haus mit dem Hinweis, ich sollte mir eine Putzfrau anschaffen. Hinzu geht sie mit allem was im Haus ist so schlecht um, dass Wände dreckig weden, wenn sie Teller in die Spülmachine wirft (klar nicht von selber, ich muss sie darauf hinweisen, wozu die Spülmaschine ist), Staubsauger, Fernbedienungen... alles wird nur so geschmissen, egal, man kauft was Neus. Sie FORDERT neue Sachen, Geld, Computer. Bei einem 60? teurem T-Shirt meint sie, es wäre egal was ich davon hielte, ihr ist das T-Shirt (von SOliver) die 60? wert... obwohl sie kein Geld dafür hat!
Sie sucht sich freundinnen aus, die sich ihr anpassen, also das tun, was sie will, oder sie lässt sie fallen... Ich bin für sie das Übel schlechthin... Der Papa hätte wohl Recht mit allem, was er über mich sagt (der sich allerdings vor dem Unterhalt drückt mit dem Hinweis, ich würde jetzt mehr verdienen als er - was sie auch wohl weiß)- sagte sie mir neuerdings.
Sie behandelt mich schlimmer als einen Penner auf der Straße: mit Schreien, mit einem Unterton, der sagt: hau bloß ab du Dreck....
Ich habe es versucht, ohne zu meckern, mich so zu verhalten wie sie: nicht aufräumen, nicht putzen, nicht waschen, nicht kochen, Geschirr so wie es ist stehen zu lassen. Habe mich nach der Arbeit entspannt mit einem Buch zurückgezogen.... Es schimmelte im Haus, Besteck musste vor Gebrauch gespült werden, es knisterte unter den Füßen.... Kurz vor meinem Grburtstag hat sie vorgeschlagen die Küche zu putzen, ich solte aber gefälligst auch was machen... Haben wir gemacht, danach auch einen Pflichtenplan erstellt. Daran hielt sie sich anfangs nur grob, jetzt ist es ihr auch alles Wurst... Ich kann sagen was ich will, werde dann aber nur wie ein tollwütiger Hund abgeschüttelt.
Ihre Wortwahl wird immer besser - sie behauptet, ich soll sie wie eine Erwachsene behandeln (geb. 28.06.91!), fordert aber pünktlich gekochtes Mittagessen, kann um sich nicht sorgen (Hygiene, Wäsche, Zimmer...), beschimpft mich dabei als die schlechteste, mißratene Mutter, wenn ich ihr etwas nicht erlaube (wie z.B. Internet nach einer 100? Rechnung...). Alle sind besser als ich, ihr Vater inklusive, obwohl er sich nur sporadisch meldet, wie gesagt den Unterhalt eingeschränkt hat... usw.
Ich weiss, dass Pubertät schwer sein kann, ist es aber normal, dass sie Worte wählt, die man nicht einmal für einen Hund übrig hat? Dass sie fast handgreiflich wird, wenn ich mich vor ihr stelle und ihr sage, sie solle was tun oder lassen? Wie soll ich ihr klar machen, dass ich es einfach körperlich nicht schaffe, mich um alles im Haus kümmern, 10 Stunden am Tag zu arbeiten und noch ihr hasserfülltes Verhalten auszuhalten?
Ich habe ihr vorgeschlagen zu packen und zum Vater zu ziehen. Darauf hat sie geschwiegen.
Gestern hat sie mir wieder Krach gemacht, dass ich sie abends nicht weggehen liess (Weiberdonnerstag) - es war jedoch 1. nicht angekündigt und 2. zu spät abends für eine 14-Jährige. Ich bin wieder nur beschimpft gewesen, und es fehlte wenig zu Handgemenge....
Merkwürdig nur, dass ich mich nicht mehr aufregte...
Es war mir auch egal, ich habe einfach nur genug von ihr und ich hoffe nur, dass sie zu ihrem Vater wirklich zieht. Den Gefallen tut sie mir aber bestimmt nicht..
Ist das normal? Es ist meine Tochter und ich habe die Jahre alles getan, damit es ihr gut geht. Geht es ihr zu gut? So gut, dass ich zur Putzfrau und Bediensteter geworden bin und nicht einfach die Mutter, in der man DIE Lebensunterstützung hat, geblieben bin?
Was kann ich machen, damit sie das begreift?
Wie gesagt, durch ihre Behandlung bin ich so verletzt, dass ich mir eigentlich nur wünsche, dass es aufhört- egal wie. Sie kann gehen, ich bin mit ihr gefühlsmäßig fertig.
Bin ich normal? Ist sie normal? Beide krank?
Sollen wir beide zur Familienberatung?
Grüße
Megi

Conny Anwort von Conny

Hallo Megi!

Ich hoffe es ist okay, wenn ich Dich duze.
Ich finde Deinen Ansatz gut: geht es ihr ZU gut? Ich denke ja.
Mir scheint, die Scheidung hat sie gut verkraftet.
Daran wird es wohl nicht liegen.
Sie ist 14, sie ist in der Pubertät. Alles gut und schön aber auch dieser Zustand entschuldigt nicht alles. Auch das hat Grenzen. Ich persönlich bin sogar der Meinung, daß gewisse Grenzen gerade in der Pubertät wichtiger sind als zu anderen Zeitpunkten.
Liebe Megi, mach Dir keine Sorgen wegen Deiner Gefühle. Liebe ist belastbar aber auch nicht unendlich. Ich bin mir sicher, daß das alles an der momentanen Situation liegt. Würde sie heulend vor Dir stehen mit einem Riesenproblem wärst Du die erste, die sich den Hintern aufreißen würde, um ihr zu helfen.
Wie ich das rauslese, seid Ihr beide starke Persönlichkeiten.
Das macht die Sache nicht einfacher.
Die Idee, sie zu ihrem Vater ziehen zu lassen, finde ich nicht schlecht.
Scheinbar weiß sie aber, daß er das etwas anders handhaben wird. Sie ist ja nicht dumm und kann sehr wohl unterscheiden, ob jemand nur alle paar Wochen mal den netten Papa spielt oder eben auf Dauer doch anders durchgreift.
Sie weiß, daß sie bei Dir -auf gut deutsch gesagt- Scheibe spielen kann.
Wie wäre es, wenn Du das, was sie zerstört, einfach nicht nachkaufst?
Braucht sie Klamotten (ich rede von Schuhen und Sachen, die zu klein sind und ersetzt werden MÜSSEN), dann sage ihr eine Summe, die Du bereit bist auszugeben. Es gibt Turnschuhe für 20 und für 220 Euro. Nimm zum Beispiel die goldene Mitte und bleib stur. Wenn sie teurere Sachen möchte, soll sie jobben gehen. Sie kann mit 14 stundenweise Zeitungen austragen, mit Hunden aus der Nachbarschaft Gassi gehen usw.
Das ist nicht zuviel verlangt und sie bekommt eine Ahnung, was Geldverdienen und Arbeit eigentlich bedeutet.
Ebenso wird sie auch ein anderes Verhältnis zu Geld bekommen. Dann überlegt sie sich dreimal, ob sie diesen oder jenen Kram kauft.
Was sie absichtlich kaputt macht, bekommt sie vom Taschengeld abgezogen. Aus Versehen kann das alles mal passieren aber eben nicht mutwillig.
Wenn sie Dich als schlechte Mutter betitelt, dann frag sie doch mal, was sie bei ihren Kindern anders machen würde. Vielleicht bekommst Du von ihr eine Ansage, daß ihr etwas fehlt. Hast Du denn nach der Arbeit genug Zeit für sie? Hast Du ihr zugehört? Ist sie vielleicht deswegen so störrisch? Als Trotzreaktion?
Versuche, eine klare Linie zu ziehen.
Sage ihr vorher, was Du von nun an ändern wirst. Sie sollte schließlich wissen, was Du vorhast. Nur dann kann sie sich auch ändern. Vergiß aber auch nicht ihr zu sagen, daß Du sie liebst. Nur diesen Zustand willst Du eben nicht weiterhin haben.
Ich wünsche Euch beiden alles Gute!
Vielleicht schreibst Du ja mal, wie es Euch so ergangen ist.
Liebe Grüße
Conny