Problem von Anonym - 26 Jahre

Suizid der Mutter

Hallo,

ich bin gerade eben auf diese Seite gestoßen. Was soll ich sagen, ein Funken Hoffnung sprang in mir im wahrsten Sinne des Wortes.
Zu meiner Person, ich bin türkischer Abstammung und ziemlich traditionsbewußt. Überhaupt bin ich ein Mensch, der sich nicht gerne irgendwelchen Vorschriften widersetzen würde. Nennt man sowas einen Spießer? Ich denke, ich bin ein kleiner Angsthase. Aber, darüber wollt ich ja garnicht reden.
Worum geht es bei mir? Ich bin totunglücklich.
Seit meinem 14 / 15 - Lj war meine Mutter schwer erkrankt und ich bin mit der Angst um Sie großgeworden. Nie war ich wirklich unbeschwert, die Angst des Verlusstes saß zu tief. Dennoch war es eine schöne Zeit, im nachhinein.Schließlich war sie da.
Wir sind 5 Geschwister. Und obwohl ich die jüngste bin, musste ich mich sehr oft alleine um Mutter kümmern. Dieses Wort "kümmern" gefällt mir dabei garnicht, weil jeder Moment mit ihr war schön. Aber es war nicht einfach. Ich hatte mit dem Studium in einer anderen Stadt begonnen, musste umziehen. Dies ging aber auf Dauer nicht gut, ich kam zurück. Konnte Mutter nicht allein lassen. Konnte mich auf meine Geschwister nicht verlassen.
Ah, auch darum soll es mir nicht gehen.
Das schlimme ist, ich hab meine Mutter im Mai diesen Jahres verloren.
Ja, wir müssen alle sterben! Führt kein Weg dran vorbei...
Aber, ich war auf alles gefasst.. nur nicht auf so einen Abschied.
Ich komm damit nicht klar.

Sie war lange Zeit nicht zuhause gewesen, leidete in ihrem letzen Monat unter Depressionen. Sie hatte genug von ihrer Krankheit, sie wollte den Abschied.
Sie kam dann nachhause, schwerkrank. Aber ich hatte Hoffnung, sie hatte schon so viel schlimmes überstanden. Wieso nicht diesmal dachte ich.
Aber ich wurde auch ignoranter, gleichzeitig, je mehr ich merkte, sie verabschiedet sich tatsächlich. Ich wurde gefühllos. Ja wirklich.
Anwandlungen dieser Art hatte ich immer wieder mal, aber ab da konnt ichs nicht mehr ändern.
Dann eines Nachts, wachte ich auf.. es war 2 Uhr. Sah sie auf dem Sofa. Sie war so lieb anzusehen. Sie lächelte zu mir. Als ich sie fragte, ob sie nicht schlafen möchte, schüttelte sie nur den Kopf. Ich war so müde, ich ging schlafen. Eigentlich hätte ich das nie getan!!! Ich hätte ihr ins Bett geholfen!
Aber ich war zu müde irgendwie!
Um ca 4 Uhr wurde ich aus dem Schlaf gerissen.. Meine Schwester schrie "WO IST MAMA, SIE IST NICHT DA"..
Ich verstand nicht. Aber mich packte die Angst.. Dunkle Vorahnungen kamen in mir hoch. Ich rannte ins Wohnzimmer, dort wo ich sie zuletzt sah. Dort war sie nicht. Sie ist an eine Sauerstoffmaschine angewiesen gewesen, sie könnte nicht weg ohne die Maschine. Doch die stand da, lief noch.. Aber sie war nicht da! Ich lief ins Treppenhaus. Auch nicht.
Und dann lief ichs aufs Balkon. Ich wusste es.
Ich schaute runter. Und da lag sie!
Oh man, ich ertrag das nicht.
Ich rannte runter, war so ruhig.. Dachte immer "HEUT IST ALSO DER TAG; HEUT IST ES ALSO GESCHEHEN"
Sie war noch so warm, sie lag da, als schliefe sie friedlich.
Ich schaute nach dem Puls. NEIN. Ich guckte , ob Sie atmet. Tat sie nicht.
Ich begann wie ne Verrückte sie Wiederzubeleben.
...
Mehr kann ich nicht mehr schreiben.
Ich brauche Hilfe.
Ich kann so mit der Erinnerung an diese letzte Nacht nicht leben.
ES TUT SO WEH.
Ich war über 3 Monate in der Türkei. Die meiste Zeit weg , allein von der Familie.
Was kann ich tun? Ich möchte das dieser Schmerz nachlässt.
Ich will es nicht vergessen, dafür liebe ich Sie zu sehr. Nichts von ihr möcht ich vergessen. Aber diese letzte Nacht....

Ich bin etwas unbeholfen.. Wo kann ich professionelle Hilfe bekommen in solchen Angelegenheiten?
Ich hab jeden Kontakt zu Freunden abgebrochen, Nummer gewechselt. Uni erstmal auf Eis gelegt. Ich will nicht, dass andere meinen Schmerz sehen!
Rede nur noch mit Menschen aus dem Internet. Alles andere im Leben läuft nur noch sehr oberflächlich.
Könnt ihr mir was raten?

Vielleicht erwarte ich zuviel. Aber wenigstens hab ichs mir von der Seele geschrieben, nicht wahr.

Ich danke euch wirklich ganz aufrichtig. Ich finds so schön und es rührt mich sehr, dass es Menschen gibt, die sich auch um wildfremde Menschen Gedanken machen.

LG

Anwort von Manuel

Hallo,

Es ist schwer einen Menschen zu verlieren aber du solltest diesen Schmerz nicht alleine durchstehen wollen.
Zwing Dir diese "Einsamkeit" nicht auf weil die Dich in ein immer tieferes schwarzes Loch zieht.
Bau wieder Kontakt zu deinen Freunden auf, erzähl ihnen was passiert ist wie es Dir geht,sie werden diesen Weg sicherlich gerne mit Dir gehen.
Probiere wieder einen klaren Kopf zu fassen und mach dein Studium weiter, ich denke das ist das was deine Mama auch gewollt hätte.
Denk an die schönen Momente mit deiner Mama an das Lächeln was sie Dir zu geworfen hat.
Es heisst immer die Zeit heilt alle Wunden.
Und professionelle Hilfe bekommst Du wenn du zu deinem Hausarzt gehst, der gibt Dir dann ne Überweisung zu einem Psychotherapeuten und eine Liste auf denen die Adressen stehen.
Ich würde mich freuen wenn du mich einfach nochmal auf dem laufenden hälst und Dich nochmal meldest wenn du diesen Schritt gegangen bist.....


Liebe Grüsse Manuel vom KUKA-Team