Problem von Sue - 20 Jahre

Er & ich und (k)ein gemeinsamer Weg (Teil 5)

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

hallo Dana!

Erst einmal frohe Weihnachten euch allen und ich hoffe,ihr hattet alle eine einigermaßen erholsame Zeit mit nicht allzu vielen Zusendungen Verzweifelter.
Ich schreibe nun schon das 5. Mal und wollte mich bedanken für all die Antworten die ich bisher von dir erhalten habe,liebe Dana.
Du hast mich geholfen in den Momenten,in denen ich jemanden brauchte,der mir einen Rat gibt.
Nun habe ich den Titel meines Problems angesichts der ganzen Geschehnisse ein wenig abgeändert,aber ich hoffe,du erinnerst dich düster daran,worum es ging...
Es ist wieder ein wenig was passiert und ich würde gerne wieder deinen Rat einholen und den Rest da draußen sozusagen "auf dem Laufenden halten".
Also,im Januar sind mein Ex und ich nun 1 Jahr getrennt,ich frage mich gerade jetzt zu Weihnachten,wo die Zeit geblieben ist,was ich in der Zeit gemacht und erreicht habe und irgendwie gibt es da nicht viel,habe ich fast das Gefühl.
Naja,die Feiertage waren auf alle Fälle hart,weil ich immer daran denken muss,dass ich vor einem Jahr bei ihm war,mit ihm die schöne Zeit verbracht habe und alles so heil erschien.
Ich bin ja wie bereits erwähnt in gutem Glauben nach Hause gefahren,meinen Liebsten zurückzulassen und ihn bald wiederzusehen.
Dem war dann leider nicht mehr so...
Ich habe es dieses Jahr nicht ausgehalten,ohne ihm wenigstens Weihnachtsgrüße zu schicken,anrufen wollte ich ihn nicht.
Jedenfalls schrieb er zurück,grüßte meine Familie und so und erwähnte,dass er mich gerne in "naher Zukunft" wiedersehen wollte.
Ich weiß nicht,ob es eine Floskel war und wann immer ich ihn auf sowas anspreche,muss ich hören,dass er mich "irgendwann gerne wieder als Freundin" hätte und ""mich nicht seelisch begraben will"!
Was soll ich nur davon halten?
Er führt immernoch eine offene Beziehung mit dieser anderen und wir haben uns nur im Sommer einmal kurz gesehen.
Er ruft mich sonst nicht an,wir schreiben kaum im Internet,weil er beruflich sehr eingebunden und wenig zu Hause ist.
Dafür berichtet er mir dann,was er ihr zu Weihnachten schenkt und naja,es ist eben alles recht vertraut,wenn ich vergessen könnte,dass es fast ein Jahr her ist,in dem ich wenig erreicht zu haben scheine,denn ich drehe mich wieder im Kreis.
Jeder kleiner Hoffnungsschimmer,den er mir gibt,verwirrt mich total und ich weiß,dass ich irgendwann wieder "ja" sagen würde und die ganze Sache damit von vorne anfangen würde.
Er fragt auch ständig,ob ich einen neuen Partner habe oder glücklich bin.
Will er nur vorfühlen,wie es bei mir aussieht?
Ich kann ihn nicht fragen,weil es dann wirklich wieder aussieht,als hätte ich naives,kleines Mädchen nichts dazugelernt und wäre immernoch allzeit bereit dafür,wenn er sich herablässt,mich wieder zu nehmen.
In der Zwischenzeit hatte er wohl diverse andere Frauen,weil er wie er sagt "kein Mönch" ist,das kann ich ja auch verstehen,nur sieht es in meiner Welt so anders aus: Er ist der letzte,den ich geküsst und umarmt habe!
Ich hatte danach auch wieder Dates,dachte,das ergibt sich alles,aber ich kann mich partout nicht verlieben,ich spüre meine emotionale Kälte ja selbst.
Ich vertraue nur meiner Familie und meinen alten Freunden,neue Leute begegnen einer Mauer um mich.
Manchmal träume ich davon,dass es einfach Menschen gibt,die zusammengehören und wir 2 davon sind,die sich eines Tages über Umwege wieder annähern und dann möchte ich ihn wieder anschreien und schütteln,weil ich das damals eben nicht konnte und ich möchte ihm all mein Leid und meine Tränen ins Gesicht brüllen.
Mittlerweile tue ich wieder viel für mich,mache Sport zu Agressionsbewältigung,gehe weg,tanzen,mit meinen Freunden raus,aber ich spüre,dass ein Teil meiner selbst zurückgelassen wurde,gestorben ist mit seinem Verschwinden.
Ich kann nicht darin zurück,nur zurückblicken und die Gefühle analysieren,die ich damals hatte.
Ich habe mich so schrecklich verändert und alles ist plötzlich so anders,wenn ich aufwache,dann weiß ich oft nicht,was anders ist,bis mir alles einfällt.
Ich weine über jedes bißchen,weil ich mir denke,dass das alles nicht passiert wäre,wenn er noch hier wäre.
Manchmal möchte ich alles herrichten und dasitzen,nur auf ihn warten,bis alles wieder in Ordnung kommt.
Ich sehe seine Gestalt als Schatten vor meiner Haustür sitzen,gehe stundenlang im Regen spazieren und suche,was ich verloren habe.
Die meisten Menschen kommen mir mittlerweile oberflächlich,materialistisch und dekadent vor,weil es eben nur um Sachen geht,um die ich mir keine Sorgen mache,weil ich das Gefühl habe,emotional zu verhungern.
Und ich weiß,dass Liebeskummer hart ist,"the first cut is the deepest",aber es ist einfach so ein allgemeiner Schmerz,den er ausgelöst hat.
Wenn ich dann ausgeweint habe und daliege,mich leer fühle,denke ich manchmal,dass wir vielleicht doch irgendwie zusammengehören und ich nicht nur viel zu gutmütig und treu bin.
Und ich komme mir so vor,als würde ich bis dahin warten müssen und allein bleiben,weil ich einfach kein Verlangen nach irgendeinem anderen Mann habe,auch wenn ich jetzt genügend kennengelernt habe,die objektiv betrachtet auch toll sind.
Wie ich hier wieder rauskomme,weiß ich leider auch nicht,aber ich hoffe,dass du,Dana,mir ein wenig zur Seite stehen kannst und mir den einen oder anderen Ratschlag geben kannst?
Manchmal ist es so einfach und naheliegend,nur sehe ich es wohl einfach nicht...
Ich möchte nicht für immer auf die "nahe Zukunft" warten,um dann wieder enttäuscht zu werden und Jahre verschwendet zu haben,obwohl ich manchmal fast meine,es würde sich lohnen.
Nur leider bin ich so verdammt hin- und hergerissen und möchte nicht verlieren,was ich kaum hatte.
Und auch alle Ziele,die ich mir setze,erscheinen nebensächlich neben ihm,der mich nach der Trennung nun schon fast 1 Jahr als Problem begleitet.

Vielen Dank für deine/eure Mühen und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht eure alte "Kundin",

Sue

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Sue!

Es tut mir Leid, dass Du relativ lange auf diese Antwort warten musstest. Die Weihnachtszeit -in der bekanntlich so ziemlich alle unter Stress stehen- hat unseren Rückstand noch einmal wachsen lassen. In meinem Leben hat 'der Problemteufel' zur Jahreswende mit aller Gewalt zugeschlagen und ich kann mich kaum auf den Kummerkasten konzentrieren. Ein wenig geht es mir wie Dir: alles andere ist nicht wichtig. Und so kommen mir in den letzten Tagen die Probleme hier so klein vor, dass ich beim Lesen immer denke: Was willst Du? Dir geht es gut! Das als kleine Rechtfertigung und Entschuldigung, wenn ich etwas barsch klingen sollte.

Wenn eine schmerzende Situation sich jährt, schlägt der Kummer doppelt zu. Für Dich ist es besonders hart: Weihnachten, das Fest der Liebe. Alle um einen rum sind glücklich, freuen sich, genießen die Harmonie und Du selbst stehst mitten unter den Menschen und fühlst Dich doch allein und verlassen. Tief durchatmen, weitermachen.

Weißt Du, was Dein Ex in seinem Leben nie gelernt hat? Sich fair zu trennen. Offenbar hat ihm noch nie jemand gesagt, das ein klarer Schnitt weniger schmerzt. Wenn er von Dir hört, streut er Hoffnung, anstatt seine Position klar zu beziehen. Oft machen das Menschen, weil sie denken, es wäre dann leichter. Aber wenn sie mal einen Moment nachdenken und sich in die Situation des anderen versetzen würden, dann wüssten sie es besser. Es tut Dir nicht gut zu hören, dass er den Kontakt halten will, wenn er ihn dann doch nicht hält. Es lässt Verzweifelung aufkommen, wenn er Dich immer wieder auf einen ungewissen Tag vertröstet. Das sollte er eigentlich wissen.

Da er nicht in der Lage ist, diesen klaren Schnitt zu machen, wird das bei Dir liegen. Er ist nicht Dein Traummann, Dein Schicksal - denn Traummänner bleiben und stehen zur Traumfrau; Traummänner verletzen nicht auf diese Art und lieben auch aus tiefstem Herzen.

Glaubst Du wirklich, wir sind 'dem einem' vorbestimmt? Ich finde, das nimmt ziemlich viel der Selbstbestimmung. Wenn mein heutiger Ehemann sich seinerzeit gegen das Konzert und für das Motorradtreffen entschieden hätte; mein bester Freund nicht frisch getrennt gewesen wäre, dann wäre ich meinem Mann nicht begegnet... Hieße das für mich wirklich, ich wäre Zeit meines Lebens Single geblieben? Ich glaube nicht. Auch wenn das sehr unromantisch klingt und mein Mann soetwas immer gar nicht hören mag ;-)

Neues Jahr, neue Kraft? Auf 2006 schaust Du mit einer Leere zurück und fragst Dich, was Du in diesem Jahr eigentlich geschafft hast. 2007 kann das Jahr werden, in dem Du zu Dir selbst gefunden hast und einen großen Schmerz losgeworden bist. Ist doch ein schöne Vorstellung, oder?

Er hat mehr als einen Liebeskummer bei Dir gelassen. Eine Art der inneren Leere, einen Lebenskummer. Pack es von der Seite an. Heile den Lebenskummer, damit der Liebeskummer auch verfliegt. Trennung hinterlassen Spuren, sie hinterlassen Selbstzweifel, manchmal Kält und nehmen den Glauben. Aber auch aus diesen bitteren Zeiten können wir eine Menge lernen; über das Leben, über uns selbst.

Du hast Dich verändert - aber ist das so schrecklich? Hast Du Dich so zum Negativen gewandelt? "Scheue nicht die Veränderung, scheue den Stillstand" heißt es. Und diesen Satz mag ich sehr.

Er ist weg. Drei Worte, die Dir den Boden unter den Füßen nehmen. Aber es ist Fakt. All das, was Dir diese Hoffnung macht, ist nicht wahr. Er meldet sich nicht, sucht nicht den Kontakt, macht keine Schritte in Richtung Beziehung - nimm es an. Er liebt Dich nicht und kann deshalb nicht der Traummann sein.

Fülle Dein Leben; lerne es wieder zu genießen. Das kostet Anstrengung, aber sie wird belohnt. Der Klassiker bei uns Mädels für einen neuen Lebensabschnitt ist der Friseurbesuch. Neue Haare, neue Sue. An der Länge meiner Haare konnte man meinen Gemütszustand immer recht klar erkennen. Und wenn dann auch noch Farbe dazu kam, dann wusste man, es ist was passiert. Innerlich. Kümmer Dich um Dich und pass darauf auf.

Ich habe kaum einen greifbaren Rat für Dich. Es gibt kein "Tu dieses und es wird besser" - jeder muss seinen Weg für sich finden. Und Du bist schon auf diesem Weg. Du gehst wieder raus, hast Spaß mit Freunden usw. Behalte das bei und weite es noch aus.

Alles Gute und mach 2007 zu Deinem Jahr!
Dana


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