Problem von Anonym - 17 Jahre

Grenzloses Unwissen

Hallo,

ich habe jetzt im September eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte angefangen und bin eigentlich auch recht zufrieden. Doch eigentlich wollte ich doch lieber weiter Studieren. Was heißt wollte? Ich war mir nicht so ganz sicher! Aber nach Verlangen meiner Eltern habe ich unzählige Bewerbungen losgeschickt und doch noch die Stelle gefunden. Am Anfang waren meine Eltern total froh, sogar mein Vater hat das erste mal seit Jahren mit mir angestoßen. Doch er hat mich das erste mal in meinem Leben umarmt und hat sich richtig gefreut. Nur weil ich Arbeit gefunden habe. In seinem trostlosem Leben geht es nur um Arbeit. Introvertiert ist er! Ignoriert mich immer mehr, starrt aus dem Fenster und trinkt sein Bier. Über Tag ist er Arbeiten und kommt abends auch erst recht spät nach Hause.
Doch es gab schon oft ziemlich kritische Situationen. Mein letzter Freund wurde von meinen Eltern gehasst. Er kam jedes Wochenende zu mir. Sie haben ihn gehasst, weil er so gut wie nie Geld im Beutel hatte. Nach einiger Zeit war ich körperlich und geistig so am Ende, dass ich keinen anderen Ausweg für mein Leiden fand, als mich zu ,,ritzen" .... Ich schnitt mich sehr oft in den Armen und fotografierte dies. Meine Mutter hat später die Bilder gefunden und hat mich angemeckert. 4 Wochen hat sie nichts davon gemerkt!!! NICHTS! Ich zog zu dem Zeitpunkt immer lange Sachen an. Ihr waren meine Probleme, Gefühle und anderes total egal. Sie hat mich angemault und wollte mich zu einem Psychater schicken, ohne wissen zu wollen, woher diese Schnitte auch kamen.
Später brüllte ich nur noch, es sei ein Hilferuf an meine Eltern. Aber auch das war ihr scheiß egal. Ich weinte vor ihnen, doch es kam nichts als ein Schweigen.
Durch einen guten Freund, der mich noch rechtzeitig im Wald gefunden hatte, bin ich jetzt noch am Leben.
Jetzt habe ich einen neuen Freund. Liebe ihn total. Doch mein Vater kehrt immer weiter in seine Welt ein. Ich leide ziemlich darunter wenn ich höre, wie sehr andere Kinder mit ihren Eltern zurechtkommen. Ich kann mit meinen Eltern nicht über meine Probleme reden. Ich hab das Gefühl, ich lebe hier, damit ich Geld einbringe. Ich soll von meinem Endgelt immer etwas meinen Eltern abgeben.
Ich hab schon oft darüber nachgedacht auszuziehen. Doch das könnte ich mir nicht so recht leisten und ausserdem würde ich das nicht über mein Herz bringen. Ich weiß nicht, was ich tuen soll. Ich merke immer mehr, wie sehr ich in dieser Familie ausgestoßen werde. Es gibt immer mehr Streit zwischen Mama und Papa und ich bekomme es ständig mit. Ich weiß auch, dass meine Mama darunter ziemlich leidet. Aber keiner von ihnen denkt über ihre Kinder nach, was die wohl dazu sagen würden, wenn sie jedes mal die Schreierei von dort unten mit bekommt.
Ich hab schon oft versucht mit meiner Mama zu reden. Besonders an einem Tag wo sie geweint hat. Aber ich hab nur ein lautstarkes: ,,Lass mich in Ruhe" mitbekommen und bin wieder hoch in mein Zimmer gegangen, hab ich unter meiner Bettdecke verkrochen.

Jetzt kommt die Frage, was soll ich tuen, damit mehr Frieden hier in den Haushalt gelangt?
Ich stehe wieder kurz davor mir selber Schmerzen zuzufügen, doch das will ich eigentlich nicht. Aber irgendwie ist es zu einer Art Sucht geworden, die ich im Moment sehr gut bekämpfen kann.

Es hört sich irgendwie alles ziemlich schlecht an, wie in nem schlechten Horrorfilm, aber das ist die Realität!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Stumme Schreie haben einen entscheidenen Nachteil: niemand kann sie hören. Du bist so verletzt und verzweifelt, weil niemand wahrnimmt, wie es Dir geht - aber hast die Ritze unter der Kleidung versteckt. Wie und woran hätte jemand merken können, wie es in Dir aussieht?

Die Reaktion Deiner Mutter, war vielleicht nicht die beste. Aber es war eine Reaktion. Eine verzweifelte Reaktion. Plötzlich wusste sie, dass es ihrer Tochter ganz und gar nicht gut geht und war wohl mehr als überfordert. Ich finde das auch ein Stück weit nachvollziehbar.

Du beklagst Dich über ein grenzenloses Unwissen Deiner Eltern - das kann sich aber erst dann ändern, wenn Du auch bereit bist, mit ihnen über Dich und Deine Probleme zu sprechen. Niemand kann etwas über Dich wissen, was Du verheimlichst. Niemand kann verstehen, was nicht erklärt wird.

Du kannst jederzeit mit einem Arzt über die Situaton sprechen. Du kannst Dir Hilfe gegen die Sucht des Ritzens ins Boot holen und zusammen mit einem Therapeuten andere Wege suchen.

Alles Gute!
Dana

http://www.rotelinien.de