Problem von Sarah - 14 Jahre

Strenge Eltern

Hi Ku-Ka Team!

Ich habe ziemlich viel zu sagen. Das erste, das ich loswerden will, ist ein großes Lob. Ich bewundere euch, dass ihr eure Freizeit zur Verfügung stellt um Leute wie mich zu beraten.

Mein Leben hat einfach keinen Sinn. Natürlich so ein Satz ist leicht dahin gesagt und sehr viele Leute sagen so was einfach mal so ganz nebenbei. Aber ich hab eine Begründung. Besser gesagt, es gibt mehrere Gründe für meine Verzweiflung.

Das Hauptproblem, sind meine Eltern. Sie sind viel zu streng. Das bilde ich mir nicht nur ein, auch meine Freunde sagen das. Sogar meine Schwester (20 Jahre) versteht mich, obwohl sie sonst eher immer auf der Seite der Eltern war. Ich werde euch einige Beispiele nennen, damit ihr ein Bild davon bekommt, inwiefern meine Eltern viel zu streng sind.
Früher war es immer schon so, dass meine ehemalige beste Freundin immer schon mehr durfte als ich. Z.B.: Durfte sie immer alleine in die Stadt fahren. Ich glaube ungefähr als wir 11 waren. Ich natürlich nicht. Sie durfte länger bei Freunden bleiben. Ich nicht. Sie durfte auch, keine Ahnung, von mir aus alleine Eis essen gehen. Ich nicht. Und ich war fast EIN Jahr älter als sie.
Auch später als wir ca. 12-13 waren, durfte sie andauernd am Abend in den Jugendclub gehen, in den man mit 12 rein kam. Die Einzigen Argumente waren immer, "Was interessieren mich andere Kinder, du bist noch zu jung, WIR haben dir Verantwortung!" "Aus, basta! NEIN!" Damit musste ich mich abfinden. Mir blieb auch nichts anderes übrig, denn sie waren ja immer schon die guten, die gescheite und die die nichts falsch machen können.
Später dann hatte ich eine beste Freundin, die beinahe 2 Jahre jünger war als ich. Sie durfte alles. Sie durfte Alkohol trinken und sie durfte rauchen. Ich weiß natürlich auch, dass sie zuviel durfte. Dass Grenzen gesetzt werden müssen. Dass es Gesetze gibt, die rauchen und trinken unter 16 verbieten. Und ich finde auch nicht in Ordnung, dass sie ohne jede Regel und ohne jedes Gesetz von zu Hause weg ging und kam wann sie wollte. Alles kein Thema, das war nicht in Ordnung. Aber denkt ihr auch, dass es in Ordnung ist wie sich meine Eltern benehmen? Ich bin nun 14 Jahre, bin ein ziemlich quirliger und aufgeweckter Mensch, der seinen Freiraum braucht und einen eigensinnigen Kopf hat. Ich darf nicht bei meinen besten Freundinnen schlafen, ich darf höchstens drei mal in einem Halben Jahr alleine in die Stadt, ich darf nicht einmal zu Silvester mit meinen Freunden feiern, ich darf nicht einmal Ball im eigenen Dorf gehen. Ich habe mich sehr gut erkundigt, damit ich hier keinen Blödsinn schreibe. ICH DARF GESETZLICH BIS 1 UHR AUSGEHEN! Ich darf mich auf öffentlichen Veranstaltungen (wie z.B. Konzerte, Bälle..) und in Lokalen (keine Nachtclubs) bis ein Uhr aufhalten. Mir ist auch bewusst, dass die Eltern die Ausgehzeit verringern dürfen. Aber das nutzen meine Eltern aus und behandeln mich wie einen kleinen Fratz. Als ob ich immer noch die klein Tochter wäre, deren Vorbild nur die Eltern sind, weil sie so clevere, reif und reich an Erfahrung sind. Ich weiß sie meinen es eh nur gut mit mir, aber woher sollen sie immer wissen, das alles was sie tun, gut für mich ist? Sie fragen mich gar nicht was ich will, sondern sagen einfach "NEIN!" "DU BIST ZU JUNG"...Sie müssen aber loslassen, es kann doch nicht ewig so weiter gehen. Dass ich die lustigen Dinge der Jugend versäume. Natürlich sagen super-clevere Erwachsene, dass ich nichts versäume und später verstehe ich die Verbote. Aber ich will nicht irgendwann verstehen und, dann erst glücklich Leben können, sondern jetzt! Denn mein Leben kann morgen schon zu Ende sein, und dann habe ich nicht einmal was von meiner Jugend gehabt.

WARUM können sie nicht einfach versuchen loszulassen?
WARUM können sie nicht einmal verstehen was ich will?
WARUM behandeln die mich wie ein kleines KIND?
WARUM sind sie von sich so überzeugt, dass sie von niemand anderem die Meinung interessiert?

WAS kann ich dagegen tun?
Wie kann ich überhaupt Spaß haben, wenn mir alles verboten wird, was mein Leben lebenswert macht?

Vielleicht klingt alles übertrieben für euch, aber versetzt euch einfach mal in meine Lage.
Ihr habt gemeinsam mit Freunden geplant in den Sommerferien in einer Wiese zu "zelten". Ihr malt euch die schönsten Sachen aus. Ihr freut euch schon total auf den lustigen Abend mit der Gruppe. Und woran scheitert das ganze?
An den Eltern...und das ist nicht nur beim Zelten so sondern bei allem was die Zeit der Jugend ausmacht.
Würdet ihr es dann auch noch so lächerlich finden?!?!

Auf jeden Fall ich nicht, und sogar meine Arme müssen schon den Schmerz spüren, den ich bei jedem Verbot fühle. Ich war immer der fröhlichste Mensch, jetzt habe ich sogar zu ritzen begonnen. Ich bin einfach nicht der Typ für so was, aber noch viel weniger bin ich der Typ, der gerne alleine zu Hause sitzt und daran denkt wie die Freunde auf der Party feiern, auf die ICH nicht darf!

Was soll ich denn tun? Nützt überhaupt irgendetwas?


Mfg Sarah


PS: Please help me! I am sad and helpless!

Florian Anwort von Florian

Hallo liebe Sarah,

ich kann Dich allzu gut verstehen. Ich kann allerdings auch Deine Eltern verstehen. Sieh mal, Du hast Dich jetzt
offensichtlich erkundigt, was Du seitens des Gesetzgebers alles darfst. Das ist alles richtig, was Du in Erfahrung gebracht
hast. Doch das Problem lautet aus Deiner Sicht tatsächlich: Eltern! Du kannst es nicht sehen, warum sie so streng sind. Klar,
konnte ich mit 14 Jahren auch nicht. Wenn ich es mir einmal erlauben darf, kurz ein Beispiel zu nennen: Ich war damals in
einem Internat. Dort hatte ich am Tag ganze 45 Minuten Freizeit. Da gab es garkeine große freie Entscheidung, die ich treffen
durfte. Geschadet hat es mir nicht. Ich hatte allerdings auch nicht die Möglichkeit, die Du hast: Deine Schwester. Du schreibst,
sie würde Dich verstehen, obwohl sie sonst auf der elterlichen Seite steht. Dann frag sie doch mal, ob sie Dir helfen kann.
Geh mit ihr doch mal raus. Meinst Du, sie macht das??
Das Beispiel mit Deiner besten Freundin übrigens ist ja mal sehr fraglich, ob das so gut ist. Im Moment sieht es natürlich
toll aus, dass sie alles darf. Doch warte mal ab. Sie ist diejenige, die später die Probleme hat. Nicht Du. Mal abgesehen,
davon ist das mit dem Alkohol und Rauchen in dem jungen Alter von Euch ja mal richtig übel. Lass Dich bitte nicht von ihr
dazu motivieren, auch zu solchen Sachen zu greifen.
Sieh mal, Sarah. Das Problem ist in der Jugend tatsächlich so, dass die Jugendlichen immer auf die anderen Freunde sehen. Das
ist klar. Doch Deine Eltern sind diejenigen, die für Dich Verantwortlich sind. Wenn sie jetzt alles durchgehen lassen würden
hättest Du JETZT altuell natürlich ein prima Leben, doch später wirst Du merken, dass Spass nicht alles ist. Auch nicht in der
Jugend. Wenn Du angenommen, jetzt alles machen kannst, was Du möchtest, dann wirst Du später im Leben so dermaßen sickig sein,
wenn Du was anderes möchtest und es nicht bekommst. Dann kann Dir niemand helfen. Dann gehst Du zu Deinen Eltern und faltest
diese dann zusammen, warum sie dich nicht richtig erzogen haben. Die hätten es ja schließlih wissen müssen.
Sei nicht soooo streng mit ihnen. Sie meinen es wirklich gut mit Dir.
Mein Rat: Schreib ihnen einen ausführlichen Brief, worin Du Dein Proble eröffnest. Vielleicht bekommen sie das garnicht so akut
mit. Integriere Deine Schwester. Sie soll Dir helfen und versuchen, den Vermittler zu spielen.
Wenn das alles nicht hilft, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder nimmst Du es hin und beisst Dir die nächsten vier Jahre noch
auf die Zunge und hälst es durch und hälst Dir immer vor Augen, dass sie es nur gut mit Dir meinen, oder Du bittest beim
nächsten Jugendamt um Rat. Wenn es für Dich sooo unerträglich ist, kannst Du auf Staatskosten in ein jugendorientiertes betreutes
Wohnen beantragen. Da würdest Du mit ein oder zwei anderen Jugendlichen zusammen wohnen und es käm dann in regelmässigen Abständen
ein Betreuer/Erzieher zu Euch, der nach dem rechten sieht.
Bei zweiterer Lösung, sollte Dir allerdings klar sein, dass Du dann Deine Familie los bist. Ist es das, was Du möchtest??
Noch einen Satz zum Ritzen: Mach das nicht. Setz die Energie, die Du zum Ritzen benötigst in den Brief an Deine Eltern.
Wenn Du Dich beim Schreiben genauso stark einbringst, wie Du beim Ritzen das Messer in den Arm drückst, dann sollten Deine Eltern doch
etwas lockerer werden. Aber bedenke, niemals erpressen, wie zum Beispiel:,,Wenn ihr nicht aufhört so streng mit mir zu sein,
dann ritze ich weiter." Dann endest Du in einer Psychartrie. Also, überquere nicht die Grenzen Deines Wirkens.
Bleib cool und überlege jeden Schritt. Ok?? Du machst das schon. Und lass mal was von Dir hören, wie es gelaufen ist. Ok??
Der Flo