Problem von Anonym - 21 Jahre

Einfach unerträglich

Hallo zusammen,

ich bin vor 6 Monaten mit meinen Eltern umgezogen. ( Hätte ich es verhindern können das ich mit muss, ich hätte es getan.) Wir haben vorher in einem grossen Haus gewohnt und sind dann in eine kleine Wohnung mit 4 Zimmern gezogen. Also alles in allem hätte hier jeder sein eignes Zimmer haben können, was im Endeffekt auch besser wäre, dass man sich aus dem Weg gehen kann. Nur das eine Zimmer in unsrer Wohnung ist eigentlich noch unbrauchbar, da dort sehr viel drin steht und man einfach keine Ordnung rein bekommt, da ich das nicht alles allein schaffe und meine Eltern beide chronisch krank sind. Sie haben Probleme mit ihrem Rücken und dem entsprechend viele Schmerzen. Anfangs war noch alles okay, als wir hier frisch hergezogen sind, nur mittlerweile wird die Stimmung hier fast unerträglich, dass ich mittlerweile schon soweit bin mir einen Job 450 km weit weg von hier zu suchen. Ich kann es durch aus verstehen, das meine Mum ab und an mal schlechte Laune hat, wegen ihren Schmerzen, nur ich Blick da bald nicht mehr durch. Tagsüber ist alles super, naja meistens jedenfalls, aber abends wird sie einfach nur eklig und gemein und sie merkt es gar nicht. Mag vielleicht daran liegen das sie seit dem wir hier wohnen wirklich regelmässig Alkohol trinkt. Angefangen hat es bei einer Flasche Bier Abends. Mittlerweile sind es abends mittlerweile 5. Mag sein das ich zuviel hinein interpretiere, nur meiner Meinung nach hat sie ein Problem und das wird sie niemals eingestehen. Sie kann sich teilweise an nichts mehr erinnern, was abends war. Wenn ich mich abends mit ihr unterhalte, stellt sie mir teilweise 5 mal die selbe Frage.
Ich nenn jetzt einfach mal von gestern Abend ein Beispiel:

Mein Papa und ich kamen um ca 23 Uhr vom Spaziergang mit unsrem Hund zurück. Mein Papa kam rein sagte meiner Mutter gute Nacht, da sie in getrennten Zimmern schlafen. Meine Mutter schläft im Wohnzimmer auf dem Sofa. So mein Papa sagte also gute Nacht und geht schlafen. Keine 5 Minuten später, beschwert sich meine Mutter bei mir, das mein Papa ihr gar nicht mehr gute Nacht sagen würde.

Dann gibt es wieder Situationen da beschmipft meine Mutter meinen Vater als Arschlo** und ich denk mir dann auch und sag es ihr auch das sowas nicht sein muss. Aber sie wird halt einfach nur eklig und fies wenn sie ein bisschen was getrunken hat, zumal sie das meiner Meinung nach eh n icht so gut verträgt, wegen der Tabletten die sie nehmen muss.
Ich hab auch schon überlegt meine Eltern zu schnappen und zu einer Familien-Therapie zu gehen, nur dazu müsste meine Mutter mal einsehen, das es ein Problem gibt. Wenn ich ehrlich bin das Problem ist "Sie". Sie bezieht immer alles auf sich, egal was man sagt. Jeder meint es schlecht mit ihr. Das wichtigste ist natürlich, meine Mutter hat immer Recht. Wirklich immer. Man kann ihr gar nicht widersprechen. Es vergeht eigentlich kein Abend, an dem ich nicht in meinem Bett liege und weine, weil ich die Stimmung hier einfach mies finde. Manchmal denke ich mir das es auch besser wäre wenn meine Eltern sich trennen würden, nur weiss ich, dass ich dann 100 % zwischen den Stühlen sitzen würde. Zumal noch hinzukommt, dass sie beide allein niemals zurecht kommen würden. Das ist nicht negativ gemeint nur kommt das halt zu stande, weil beide ebend krank sind und sich nicht immer so bewegen können, wie sie wollen. Ich schmeiss hier eigentlich den gesamten Haushalt. Wenn ich evtl bald einen Job habe, weiss ich das meine Mutter irgendwann sagen wird, ich hab sie im Stich gelassen. Nur wieso grad ich? Wieso denn dann nicht meine andren Geschwister ? Bloss weil die es geschafft haben früher auszuziehen wie ich? Ich mein ich kann mich doch auch nicht mein Leben lang um meine Eltern kümmern. Sie sind mir beide echt wichtig nur ich muss mein Leben auch mal auf die Reihe bekommen, aber meine Mutter würde gern, dass ich mir hier in der Ecke einen Job suche nur weiss ich dass das Theater nie aufhören wird und das die Beziehung zwischen ihr und mir irgendwann kaputt geht, wenn ich jetzt nicht sage ich gehe.

Ich weiss langsam echt nicht mehr weiter. Und egal mit wem ich jetzt geredet habe kam, ich weiss nicht was ich dazu sagen soll oder oh das tut mir aber leid, hoffe das ändert sich bald.

Hoffe das mir hier mal ein paar hilfreiche Tipps gegeben werden können.

Danke schonmal.

Anwort von Michaela

Hallo,

erst einmal: Du hast eine ganz gesunde Haltung zu der Situation, und ich unterschreibe, dass du den Haushalt nicht alleine machen kannst und sollst - zumal deine Eltern ja auch noch da sind. Ja, sie haben chronische Rückenschmerzen, aber sie nehmen Tabletten, und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend ein Arzt auf der Welt ihnen geraten hat, sich tunlichst GAR nicht mehr zu bewegen. Es ist auch ihr Haushalt, und Kleinigkeiten können sie bestimmt auch ohne Beeinträchtigung ausführen. Das ist eine Sache der Organisation und der Arbeitsteilung.

Weiterhin haben deine Eltern ein Problem miteinander - und nicht du mit ihnen. Sicher wäre eine Familientherapie hilfreich. Aber das ist in der Regel schwierig, weil idR nicht alle Familienmitglieder einsehen, dass sie das in Anspruch nehmen sollten. Trotzdem musst du nicht zu Hause sitzen und weitergrübeln, denn du kannst etwas ganz Konkretes tun:

Rede mit deinem Vater. Vielleicht ist er bereit, eine FamBeratung aufzusuchen, zusammen mit dir. Das reicht für den Anfang. Sprecht mit dem Berater oder der Beraterin, legt ihr die Situation dar und klärt, wie ihr sie für euch so gestalten könnt, dass es erträglicher wird. Überlegt auch mit dem Berater zusammen, wie ihr eure Mutter dazu bewegen könnt, wenigstens einmal mitzukommen. Das heißt nicht, dass einmal reicht, aber sie hat das Problem dann offiziell zur Kenntnis genommen und kann sich dann nicht mehr so leicht herausreden. Was die Probleme deiner Eltern miteinander angeht, wird wahrscheinlich dann ein Einzelgespräch mit den beiden vereinbart. Denn - und das ist ganz wichtig - sie sind ALLEIN für ihre Beziehung verantwortlich, und du hast damit GAR nichts zu tun. Du bist halt zufällig ihre Tochter!

Es passiert oft, dass Kinder bewusst oder unbewusst die Verantwortung für ihre Eltern übernehmen, weil sie die FAmilie in jeder Form als beschützend wahrnehmen bzw. gelernt haben, dass das, was die Eltern ihnen vorleben, der Schutz ist. Und die Kinder wollen das nach Möglichkeit aufrecht erhalten und machen dann solche Sachen wie die komplette Haushaltsführung, Ehepartnerersatz etc. WEIL KINDER ES SO VON IHREN ELTERN LERNEN. Ganz wichtig. DAs heißt nicht, dass das den Rest deines LEbens so weitergehen soll, sondern, wie du richtig geschrieben hast, du willst irgendwann einen eigenen Job haben und dann auch weiter weg sein (vielleicht nicht gleich 450 km), und dein EIGENES Leben führen. Das ist normal und für dich wahrscheinlich auf die Dauer auch gesünder!

Dass deine Geschwister sich nicht reinstressen, was euren Haushalt angeht, kann ich nachvollziehen. Sie leben nicht dort, sie haben ihr eigenes Leben. Passt hier der Satz: Sieh zu, dass du Land gewinnst und stell dich auf eigene Füße? Ja. Anfangs wird das für diene Eltern nicht leicht sein, weil sie sich dann wieder miteinander beschäftigen müssen. Aber mal ganz ehrlich: Sie sind erwachsen und haben auch mehr Lebenserfahrung als du, also sollten sie in der Lage sein, das zu meistern. Wenn nicht, s. Familienberatung!

Nachdenklich stimmt mich, dass du von den Ausfallerscheinungen deiner Mutter erzählst. Wenn sie das nicth so sieht, geh zu ihrem Hausarzt - oder wer sie behandelt - und rede mit ihm darüber. Der Arzt wird dir wahrscheinlich keine Auskunft geben, jedoch deine Aussage in die laufende Behandlung mit einbeziehen. WEiterhin solltet ihr eurer Mutter klarmachen, dass ihr dieses Verhalten, also das übermäßige Biertrinken, für fragwürdig haltet und auf jeden Fall mit ihr deswegen zu einer Beratung gehen wollt. Sie kann zu Infozwecken mitkommen. WEnn sie sich weigert, könnt ihr nichts machen - aber das ist ganz alleine ihre Entscheidung, also hat sie auch die Konsequenzen zu tragen. GEnauso dein Vater: Wenn er das Verhalten mitträgt, ist es seine Sache. Niemals deine oder die deiner Geschwister!!!

ICh finde es ganz stark, dass du dich so um deine Eltern kümmerst. Und ich finde es auch toll, dass du erkannt hast, dass es Zeit ist, die Verantwortung für sie zurück zu geben und dein eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Der erste Schritt wird die Familienberatung sein, alles andere ergibt sich.

Viel Glück & viele Grüße,

Michaela

P. S.: Schreib uns bei Gelegenheit, wie es weitergegangen ist!