Problem von Anonym - 38 Jahre

Berührungsängste?

Hallo,

Ich liebe eine Frau mit der ich etwas über 2 Jahre zusammen bin und seit einem 3/4 Jahr zusammen mit ihr und ihren Kindern (4 an der Zahl) wohne.Sie hat wohl eine schwierige Beziehung hinter sich, über die und was dort passiert ist,sie nicht reden will. Genauso wenig will sie mit mir über Beziehungstechnische Probleme reden. Mir geht es nicht nur um Sex bei uns, sondern um das alltägliche Zwischenmenschliche, welches in jeder Partnerschaft vorhanden sein sollte....jedenfalls nach meiner Meinung. Es geht um das einfache Berühren, mal in den Arm genommen zu werden oder einfach mal einen Kuss zu bekommen. Sprech ich das Thema bei ihr an, meint sie, ich wolle nur immer Sex haben, sie bräuchte es nicht und will mir nicht immer am A**** hängen wollen. Sofern sie überhaupt mit mir darüber redet...meistens schaltet sie sowas von auf Stur, das sie nicht ein Wort mit mir redet. Mir sogar den Rücken zudreht oder einfach aus dem Raum geht und irgendwas macht, nur damit sie damit nicht konfrontiert wird. Ich kann dann nicht ablassen und will wissen, warum es bei ihr so ist und dann ist mal wieder der größte Stress ausgebrochen. Sie ist total launisch, selbst mit dem Sex. Es gibt Tage, da kann sie halbwegs nicht genug bekommen, wenn wir bei der Sache sind und dann auf einmal 2...3 Wochen garnicht mehr. Hat sie ihre Tage kuschelt sie sich im Bett an mich und sucht meine Nähe, mit Streicheleinheiten, hat sie sie nicht....läuft meist nix ( während der Tage auch nicht). Überhaupt nix...nicht mal geküßt oder gestreichelt werden will sie....weil sie immer der Meinung ist, mir geht es wieder mal nur um Sex. Dabei habe ich ihr schon oft gesagt, das das nicht so ist.Ich mag sie halt einfach nur gerne liebkosen...streicheln...kraulen...küssen...berühren. Das ich enttäuscht bin, wenn sie mir mal wieder in ihrer unnachahmlichen Art und Weise sagt, das sie keinen Bock darauf hat, ist, glaub ich, verständlich oder nicht? Besonders wenn es mal wieder 2 Wochen her ist und selbst in der Zwischenzeit keinerlei von Zuneigung gegeben hat, weil sie die immer abblockt. Ich habe ihre Haltung mir gegenüber schon oft kritisiert. Hilfe von mir will sie nicht im vollen Umfang annehmen. Habe ihr immer gesagt, das ich für sie da bin wenn irgendwas ist. Aber sie frisst es lieber in sich rein und läßt ihre Laune lieber an mir aus, indem sie einfach tagelang nicht mit mir redet oder mich nicht beachtet. Ansonsten ist sie immer der Meinung, es würde mich nichts angehen, es wäre ihre Sache. Ich weiß nicht wie ich mich am besten ihr gegenüber verhalten soll, weil eine Beziehung nicht einseitig laufen sollte. Sie verlangt aber von mir, das ich sie verstehen solle, wenn sie sagt, das sie keinen Bock auf Sex, Berührungen, Küsse oder zu reden hat, aber das sie es mal versteht, worum es mir eigentlich geht....das will sie nicht und läßt mich nicht an sich ran. Möchte doch nur spüren, das ihr wirklich was an mir liegt ....und nicht nur beim Sex hören, das sie mich liebt. Will ich zuviel? Oder hat sie Berührungsängste?

Gruß und Danke für ein offenes Ohr

Anwort von Michaela

Hallo,

Berührungsängste hin oder her - das, was du beschreibst, klingt ganz schön krass, und dieses Verhalten wird auch nicht durch eine vorangegangene "schwierige" Beziehung gerechtfertigt. Klar, das kann der Grund dafür sein - aber muss die alte Beziehung deshalb die neue bestimmen? NEIN!

Was kannst du tun? Du willst mit ihr reden, aber sie nicht. Dann kann dir eine Paar- oder Familienberatung weiterhelfen. Wer das macht, findest du im Telefonbuch deiner Stadt - meist bietet die Diakonie so etwas an, auch bei der Caritas kann man sich beraten lassen. In der Regel geht zunächst nur einer der beiden Partner zur Beratung, um für sich abzuklären, wo er steht und was er erreichen will - ob er noch Zukunft für die Beziehung sieht usw. Das abzuklären ist wichtig, um dich erst einmal zu entlasten.
Weiterhin kannst du mit dem Berater oder der Beraterin klären, wie du in Bezug auf deine Freundin vorgehen willst. Früher oder später wird sie wenigstens einmal bei der Beratung dabei sein müssen, bzw. das sollte sie. Wichtig ist, dass du ihr klarmachst, falls du ihr von Anfang an von der Beratung erzählst, wie wichtig dir diese Angelegenheit ist - dass du dir eine Beziehung ohne zwischenmenschliche Kontakte kaum oder nur schwer vorstellen kannst, und dass du dich dabei nicht wohl fühlst. UND - nicht vergessen - dass du GEMEINSAM mit ihr zusammen eine Lösung finden möchtest. Wie sie darauf reagiert, kann ich nicht sagen - auf jeden Fall hast du ihr damit signalisiert, dass du Handlungsbedarf siehst.

Noch mal zurück zu der letzten Beziehung deiner Freundin: Ich werde gerne dafür gescholten, wenn ich sage, dass die alte Beziehung nichts in der neuen zu suchen hat. Was ich damit meine, ist folgendes: Klar, man hat eine Beziehung beendet oder gar beenden müssen, weil es nicht mehr ging. Das heißt aber auch, Abschied zu nehmen davon - und die Erinnerungen dort zu lassen, wo sie hingehören, nämlich in der Vergangenheit. Dass man sich, gerade bei traumatischen Beziehungen, Schutzmechanismen zugelegt hat, ist legitim. Jedoch sind diese Mechanismen in der neuen Beziehung vielleicht völlig fehl am Platz! Ich muss mich nicht verstecken vor meinem Partner, wenn ich weiß, dass er mir nichts tun wird. Um diesen Selbstschutz wieder abzulegen, ist manchmal eine Therapie - oder auch nur eine Beratung nötig, die dann auch vom betroffenen Partner in irgend einer Form absolviert werden sollte, um zu heilen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wie man sich dann als Partner aufeinander abstimmt, ist sehr unterschiedlich. Es sollte jedoch klar sein, dass dieses Verharren in der alten Beziehung - eine Art Trotz, wenn du so willst - weder der Beziehung noch dem oder der Betroffenen selber etwas bringt, da so keine Entwicklung möglich ist.

Also schau dich erst mal nach einer Beratung vor Ort um, das wird dir auf jeden Fall Klarheit verschaffen!

Viele Grüße,

Michaela