Problem von Anonym - 21 Jahre

Nicht gerne unter Menschen

Hallo!

Ich war bis zu meiner Puppertät überhaupt nicht schüchtern, aber als ich dann langsam reinkam fing ich an nicht mehr unter große Menschenmengen wie z.B private Feiern oder so zu gehen. Ich dachte immer das legt sich mit zunehmender Reife! aber es sollte nicht besser werden. Heute hängt es auch davon ab wohin wir (mein Freund) gehen und wieviele Leute da sind die ich nicht kenne. In die Disco gehe dagegen gerne so komisch es klingt, aber der Hacken ist wie meist auch das ich dann perfekt aussehen will, sonst fühle ich micht nicht wohl...finde ja selber das sich das gestört anhört!;-) und so ist es auch bei alltäglichen Dingen wie einkaufen oder tanken ect.
Ich selber habe überhaupt keine Freunde, aber ich vermisse sie auch nicht wirklich. In meinen gesamten Schuljahren hatte ich immer nur eine gute Freundin, mit anderen verstand ich mich nur weil ich nicht ganz als Außenseiterin da stehen wollte. Meine erste beste Freundin starb, dann lernte ich eine andere kennen die ich aber dann nach dem Abschluss nie wieder gesehen habe, in meiner Abizeit hatte ich dann auch bloß nur eine gute Freundin mit der ich mich aber mit der Zeit immer weniger verstand. Seit dem ich die Eltern meines Freundes kennengelernt habe ist es ganz schlimm geworden. Wenn Familientreffen seiner Seite sind will ich am liebsten in der Wand verschwinden und dann erst auftauchen wenn alle weg sind!
Es kostet mich jedesmal Überwindung irgendein Wort rauszubringen
weil ich denke "wenn du was sagst ist es eh komisch und es interessiert eh keinen". Bei Gleichaltrigen, die ich länger kenne bin ich wieder ein ganz anderer Mensch, aufgeschlossen, vorlaut und immer bemüht Stimmung zu machen. Treffe ich auf ältere Leute, versagt alles was ich mir vorgenommen habe zu sagen, ich fühle mich dann als hätte ich ein Brett quer im Hals und eins auf der Stirn, ich bin dann total verstockt und merke selber wie dumm das rüberkommt und je mehr ich merke das es dumm ist umso schlimmer wird es und wenn ich dann endlich aufstehen und gehen kann fühle ich mich wieder leicht und frei. Mein Freund hat mittlerweile kein Verständnis mehr für mein Verhalten, vorallem gegenüber seiner Familie und stellt mir schon ein Ultimatum!
Ich weiss nicht wie ich das in den Griff bekommen soll, muss ich echt zu einem Psychater?

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich denke nicht, dass Du zu einem Psychater mußt, aber wenn es Dich wirklich interessiert, was ein solcher dazu zu sagen hätte, dann würde ich ruhig mal einen Termin ausmachen und es ihm genauso vortragen. Ich kann mir schon vorstellen, dass er eine Erklärung dafür hat.
Ich selber erlebe Dein Verhalten bei anderen Menschen sehr oft und frage mich auch immer wieder wieso es so ist. Ich erlebe diese Menschen in Cliquen als heiter und froh und wenn ich sie dann im Familienkreis sehe, dann sind sie zwar gut zufrieden, aber bringen nichts heraus. Wenn man es als Außenstehender erkannt hat, dann kann man diese Menschen in Gespräche verwickeln um es ihnen einfacher zu machen, aber nicht jeder erkennt es und greift so ein. Ich kann mir genau vorstellen, wie die Situationen sind. Nur leider fällt mir dazu nichts ein, wie Du es abstellen könntest oder in den Griff bekommen könntest. Dein Freund sollte Dir kein Ultimatium stellen, er sollte vielmehr akzeptieren, dass Du so bist und ihr beide arbeitet evtl. daran. Ich kann mir vorstellen, dass es Dich noch mehr unter Druck setzt, wenn er Dir mit einem Ultimatum kommt.
Eine Möglichkeit - die mir gerade durch den Kopf schießt - wäre noch, dass Du offen und ehrlich bist (falls möglich) und dazu stehst. In irgendeiner Gesprächsrunde hatten wir vor kurzem dieses Thema. Wenn man einen Fehler an sich hat, welchen auch immer, dann sollte man offen dazu stehen, damit man am besten damit klar kommt und das Umfeld auch. Ich versuche es mal anhand eines Beispiels zu erklären. Jemand kommt in den Raum und hat eine lange Narbe im Gesicht. Jeder schaut ihn an und keiner mag darüber sprechen. Dieser Mensch mit der Narbe, der sieht diese Blicke und spürt die Gedanken förmlich. Es kann sein, dass er anfängt sich unwohl zu fühlen, weil jeder ihn anstarrt. Wenn sich dieser Mensch jetzt aus der Affähre ziehen will und diese Blicke nicht mehr möchte, weil sie ihn nervös machen, dann wäre es das Beste, wenn er sagt: "hey Leute, ich sehe eure Blicke auf meine Narbe. Die Narbe stammt von (z.B.) einem Unfall." Die Erklärung für die Leute ist da und sie brauchen nicht mehr komisch zu reagieren.
Verstehst Du ein wenig, was ich Dir damit sagen will?
Es wäre also auch eine Möglichkeit, wenn diese Situation wieder auftritt, offen zu dem Problem zu stehen. Ich denke, so wird es einfacher für Dich sein und auch das Umfeld. Sie wissen dann warum Du so still bist und warum es Dir unangenehm ist. Du brauchst es ja nicht unbedingt in einer großen Gesellschaft gerade von Dir zu geben, aber wenn Du es z.B. seiner Familie so nach und nach beibringen könntest, dann wäre es vielleicht eine Hilfe für Dich und sie können Dich verstehen.
War nur so ein Gedanke, aber vielleicht klappt es ja.

Lieben Gruß.