Problem von Anni - 18 Jahre

Abschied - Opa wird bald sterben

Hallo liebes Team,
mein Opa leidet an Krebs und musste die Chemo abbrechen, weil er es gesundheitlich nicht schafft. Der Arzt hatte auch gesagt, dass er ohne Chemo wahrscheinlich nur noch ein paar Monate hat und sein Zustand hat sich nochmal ein wenig verschlechtert. Er hatte auch davor schon gesundheitliche Probleme - abgesehen vom Krebs. Jetzt wird er nur noch palliativ behandelt.
Ich weiß, dass es schwierig für mich und alle in der Familie wird, wenn er tatsächlich stirbt. Bei anderen passiert es ja zum Teil unvorhergesehener, da fällt der Angehörige eines Tages quasi einfach tot um.
Meine Großeltern wohnen nur fünf Minuten von uns entfernt, und da ich gerade die Schule abgeschlossen habe und ich erst im September mit einer neuen Beschäftigung anfange, hab ich natürlich ideale Voraussetzungen, um sie oft zu besuchen. Ich nutze diese Gelegenheit natürlich auch gerade jetzt relativ häufig.
Meine Fragen wäre jetzt: Was kann ich tun, um mich optimal zu verabschieden? Gibt es wichtige Dinge, die ich vielleicht sagen sollte oder was ich meinen Opa fragen sollte? (Also natürlich kennt ihr meine Familie nicht, aber vielleicht gibt es die ein oder andere allgemeine Sache, die wichtig wäre.) Kann ich mich irgendwie darauf vorbereiten/einstellen, dass mein Opa nicht mehr lange da sein wird?
Mein Opa ist zwar in körperlich eher schlechter Verfassung, aber geistig noch voll da - also mit ihm reden ist kein Problem.
Vielen Dank im Voraus.

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Zur zweiten Zuschrift: http://mein-kummerkasten.de/325816/2-Schreiben-zu-Abschied-Opa-wird-bald-sterben-An-JuliaZ.html






Hallo liebe Anni,

Es freut mich, das Du dich an uns gewandt hast und Ich hoffe, das Ich deinem Problem mit meiner Antwort gerecht werden kann :)

Wir alle erleben das früher oder später - Wir kommen mit dem Tod in Verbindung. Menschen um uns herum die wir kennen, mögen, brauchen - die gehen eventuell vor uns und so müssen wir uns alle Irgendwann mit dem Sterben und dieser Verarbeitung auseinandersetzen.

Ich hoffe nun, das Es nicht schon "soweit war", da Ich leider erst jetzt dazu komme deine Anfrage zu Beantworten. Du schriebst von ein paar Monaten, die der Arzt deinem Opa noch "gibt", von daher gehe Ich in diesem Schreiben nun davon aus, das dein Opa noch lebt - Obwohl natürlich kein Arzt dieser Welt eine vollkommen genaue Zeit nennen kann, wann es wirklich "zuende" geht.

Dein Opa ist auf dem Weg zum Sterben, so wie wir alle irgendwann. Dein Opa ist näher dran. Natürlich ist das zum einen Altersbedingt, aber da Er an Krebs leidet, ist es letztendlich so, das eine Krankheit ihm das Leben nimmt. Aber er hat gelebt!

Klar, es wird schlimm werden, wenn der Moment da sein wird und man kann deinem Opa nur wünschen, das Er nicht lange leiden muss, bevor Es soweit sein wird. Die Palliativmedizin ist zum Glück schon sehr weit und Ich hoffe, das Die Ärzte ihm das ganze so schmerzfrei wie nur möglich machen können. Aber dazu sind Sie ja auch ausgebildet. Habe da Vertrauen in das, was noch geht.

Es ist gut, das Du aktuell die Zeit sehr oft nutzt um deine Großeltern zu besuchen - Sie werden Sich sicher freuen und deine Besuche zu schätzen wissen, habe Ich Recht? Es ist toll von dir! Ich habe einige Zeit überlegt, wie Ich am besten auf deine Fragen eingehen kann und Ich habe mich entschieden ganz chronologisch jede einzelne zu Beantworten, nach meinem Besten Wissen und Gewissen, aus meiner Erfahrung und meinen Gedanken dazu.

Du fragst mich:

Was Du tun kannst um dich optimal zu verabschieden:
Den optimalen Abschied von einer Person gibt es nicht wirklich. Ich weiß nicht woran Du glaubst und demnach möchte Ich da auf keinen "religiösen Abschied" hinaus, der eventuell heißt, das Ihr euch wiedersehen würdet. Letztendlich ist es denke Ich ganz gut, wenn Du die Zeit davor nutzt und möglichst viel versuchst daraus zu lernen und mitzunehmen. Du bist 18 und das Leben steht vor dir, nachdem dein Opa seines bald ein Ende finden wird. Er wird viel aus seinem Leben gelernt haben und Du tust sicher auch Ihm einen Gefallen, wenn Du viel mit ihm redest. Geistig ist er ja noch voll und ganz da, also nutze das. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung machen dürfen, das Menschen die vorm Sterben sind oft selbst die ein oder andere Sache loswerden wollen. Den ein oder anderen Tipp an die Jüngeren Generationen weitergeben möchte oder vielleicht auch über Unsicherheiten und Ängste sprechen möchten - Da können wirklich tolle Gespräche entstehen. Soweit muss Es gar nicht kommen, aber weißt Du:
Gib die Chance dazu, das Ihr 2 möglichst viel voneinander lernt. So kann man später nicht bereuen.Sicher hast Du nun 18 Jahre (vielleicht weniger) deinen Opa kennengelernt und weißt um seine Interessen und vielleicht auch um seine Jugend? Was ist er eigentlich für ein Mensch? Was hat er erlebt? Was bereut er? Du darfst Ihn sicher auch alles Fragen, was Du wissen möchtest.

Kommen wir zu deiner Nächsten Frage: Ob es wichtige Dinge gibt, die Du vielleicht sagen oder fragen solltest?

Das obliegt ganz dir. Ich kenne euer Verhältnis zueinander nicht. Aber hinterfrage dich doch mal selbst: Weißt Du wirklich, wer er ist? Was hat er erlebt? Was hat ihn geprägt? Es gibt viele Fragen, die einen unter den Fingern brennen könnten - die einen sehr interessieren können. Sicher hat dein Opa viel zu berichten. Was ist sein Beruf gewesen? Warum hat er diesen Gewählt? Wie hat er seine Frau, deine Oma eigentlich kennengelernt? Wie waren seine Kinder, als Sie jünger waren? Wie warst Du eigentlich? Frag ihn, was Du wissen möchtest. Es gibt kein Richtig, oder Falsch, Es gibt kein Genug, oder zu wenig?

Ob man sich darauf vorbereiten oder einstellen kann, das ein geliebter Mensch geht?

Ich denke nicht! Natürlich, Ihr wisst nun schon, das Das Ende bevor steht. Aber wirklich einfacher wird es dadurch nicht. Man kann die Zeit nur nutzen abzuschließen mit allem was War. Dieser Mensch muss niemals aus deinen Gedanken, oder deinem Herzen verschwinden. Er bleibt! Aber er ist eben körperlich nicht mehr bei dir, antwortet Dir nicht mehr, ist nicht mehr für Dich sichtbar. Nutze Die Zeit!!! Die Zeit ist ein wichtiges Gut, besonders die Zeit für andere Menschen. Andere Dinge können manchmal warten!

Du selbst hast es gut erkannt: Reden ist kein Problem! :)

Vielleicht meldest Du dich ja erneut, wie es mit euch weitergeht, wie es Dir dann geht. Ich gebe Dir hier noch 2 Links dazu:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/13/Wie-gehe-ich-mit-dem-Tod-um.html
http://telefonseelsorge.de/

Ich wünsche euch aufjedenfall Alles Liebe und Gute für die Nächste Zeit und für dein weiteres Leben!

Julia