Problem von Anonym - 23 Jahre

Alles zu viel...

Hey,
Ich habe viel was mich beschäftigt. Ich hoffe, ich bin hier richtig.

1. Ich bin manisch depressiv. Ich war dieses Jahr (2022) 2x bei verschiedenen Psychologen.

2. Ich habe irgendwie so gar keine Lust auf Weihnachten. Ich mag nicht!!! Ich will einfach meine Ruhe haben.

3. Ich hatte einen heftigen Nervenzusammenbruch. Würde am liebsten in eine Klinik gehen für ein paar Wochen. Vielleicht 6-7. Vielleicht hilft mir das um Abstand von gewissen Dingen zu bekommen.

4. Mein bester und einziger Freund, mein Kater ist dieses Jahr im Dezember leider verstorben. Er fehlt mir so furchtbar. Ich kann nicht mehr. Ich glaube, es verschlimmert die Depression. Ich vermute aufgrund des Nervenzusammenbruches, dass es sogar schon burnout ist.

Meine jetzige Arbeit macht einfach keinen Spaß mehr. Ich bin mega lustlos. Denke auch am Wochenende, an kranken Tagen und im Urlaub sowie nach Feierabend noch immer an die Arbeit. Ausserdem muss ich all meinen balast herunterschlucken und mich verstellen. Ich habe oft gehört, dies ist nicht gesund. Aber ich kann nicht anders. Da arbeite ich schon in einer Werkstatt für Menschen mit Handicap und darf nicht mal meine Sorgen teilen. Habe keinen zum reden. Ich glaube, eine Last für alle zu sein.

Jetzt setzen mir auch noch bestimmte Leute in meinem Umfeld zu, die auch psychische Probleme haben. Ich kann nicht mehr. Und man kann auch nicht so einfach mit jemandem reden, weil man sonst gleich wieder Kritik bekommt, man würde lästern.

Ich wäre froh, wenn ich dieses verdammte Jahr einfach hinter mir lassen kann! Ich lache auch kaum noch auf der Arbeit, bin still. Sage meine Meinung nicht mehr. Keine Ahnung wie ich mich verhalten soll. Würde am liebsten kündigen. Ich denke sogar, da ich es von anderen Leuten kenne: wenn man überhaupt nicht arbeiten tut, muss man sich um nichts kümmern ausser sich selbst. Aber, ob das so einfach geht, eine richtige Pause von Monaten einzulegen? Darf ein Psychiater so etwas verordnen? Eine Krankschreibung über 3 Monate?

Ich versuche auch meine Gefühle zu verstecken aus Angst, Ärger von der Chefin zu bekommen, weil sie es anscheinend nicht abkann. So hole ich mir erstrecht einen Burnout. Wenn ich nicht schon einen habe. Wollte es mal meinem Leiter vom Bereich wo ich arbeite sagen, da ich das Gefühl hatte überhaupt nichts mehr machen zu wollen. Von ihm kommt, dass er mir neue Aufgaben einredet. Boah. Super.

Ich merke, ein Jobwechsel und dazu noch eine Pause würden wahrscheinlich gut tun. Wenn ich meine Chefin überzeugen kann und vielleicht was verordnet bekomme.

Liebe Grüße.

Ps: tut mir leid, falls wiederholungen vorhanden sind. Ich bin vollkommen durcheinander und muss dies alles einfach mal raus hauen. Ich fühle mich kaputt durch den ganzen Mist. Habe auch schuldgefühle, Alpträume, schlafstörungen, körperliche Schmerzen.

Lan Anwort von Lan

Liebe Ratsuchende,

danke, dass du dich uns anvertraut hast.

Es tut mir sehr leid zu lesen, dass du gerade eine schwere Zeit durchmachst und mit vielen Problemen kämpfst.

Ich hätte da einige Fragen an dich, die du mir nicht direkt aber für dich beantworten kannst:

Wie war es bei den verschiedenen Psychologen? Hat es etwas gebracht? Oder woran lag es, dass es dir nicht so geholfen hat, wie erwartet?

Die jetzige Arbeit macht dir keinen Spaß mehr. Seit wann ist das so? Und gab es einen Anlass dafür? Hängt das auch mit deinen psychischen Problemen zusammen?
Oder liegt es eher an deiner Arbeit selbst?
Was genau ist es, was dir absolut keine Lust auf die Arbeit macht? Kannst du die Ursachen benennen? Ist es die Tätigkeit? Die Kolleg*innen? Die Arbeitsbedingungen?

Ich kann mir vorstellen, dass die Unlust auch mit deinen Depressionen zusammenhängt. Und der Tatsache, dass du dich verstellen musst und dich nicht akzeptiert fühlst, niemanden hast, mit dem du reden kannst. Das können Gründe sein.

Mein herzlichstes Beileid für den Verlust deines Katers. Das muss sehr schwer für dich sein, loszulassen und den Verlust zu verarbeiten. Fühl dich von mir gedrückt.
Das braucht auf jeden Fall Zeit, bis du darüber hinweg bist. Gib dir die Zeit, die du brauchst, um zu trauern. Alle Gefühle, die du jetzt fühlst, dürfen sein, du darfst trauern, auf deine Art und Weise.

Du schreibst darüber, dass du auch von den Sorgen anderer Menschen geplagt wirst. Da ist es wichtig, dass du dich abgrenzt und nicht noch mehr auf dich nimmst. Sage freundlich, aber bestimmt, dass dir das zu viel wird und du eine Auszeit und Abstand brauchst, damit es dir besser geht.

Ich würde dir raten, das Gespräch mit deiner Chefin zu suchen und ihr das mitzuteilen. Es mag sehr schwer sehr, aber vielleicht lässt sich da durchaus etwas machen. Wenn du ihr deine Bedenken und Probleme mitteilst, wird sie vielleicht auch anders darauf reagieren als von dir gedacht. Vielleicht findet ihr ja Lösungen, die dir besser tun.

Auf jeden Fall lege ich dir ans Herz, dir professionelle Hilfe zu suchen. Es mag nicht immer leicht sein, den passenden Therapeuten zu finden, aber es lohnt sich und ist vor allem in deiner Situation mehr als wichtig, dass du mit jemandem reden kannst, der dir helfen kann:
https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Sofern du lange auf einen Therapieplatz suchen musst, empfehle ich dir folgende Seite, auf der weitere Angebote aufgelistet sind, um die Wartezeit zu überbrücken:
https://www.die-inkognito-philosophin.de/blog/kein-therapieplatz?rq=Therapieplatz

Unbedingt würde ich an deiner Stelle zu deinem Hausarzt gehen und mit ihm darüber sprechen. Du kannst zu ihm gehen, wenn es dir körperlich wie auch seelisch nicht gut geht. Er wird medizinisch feststellen, was du brauchst, dir da weitere Möglichkeiten zur Hilfe anbieten und dich ggf. auch für eine Weile krankschreiben. Für eine Einweisung in die Psychiatrie ist ein Einweisungsschein vom Hausarzt erforderlich.

Du kannst aber auch eine psychiatrische Ambulanz aufsuchen, die es auch in deiner Nähe gibt. Das ist eine erste Anlaufstelle in einer akuten Krise. Diese sind zu einer Aufnahme verpflichtet, dort kann dann über die weitere Behandlung gesprochen werden.
Viele psychiatrische Ambulanzen haben auch Tageskliniken, die ebenfalls eine große Hilfe sein können.

Möglicherweise kannst du deine psychische Erkrankung nicht heilen, aber lernen, damit besser umzugehen und zu leben. Doch das ist kein Weltuntergang. Es gibt viele Menschen, die mit ihren psychischen Krankheiten leben und trotzdem gut klarkommen. Dabei helfen kann dir auch eine Selbsthilfegruppe, in der du dich mit Gleichbetroffenen austauschen kannst. Im Internet findest du sicherlich auf Webseiten zu entsprechenden Gruppen.

Erste Hilfe kann auch die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800.1110111 darstellen oder Beratungsstellen vor Ort, die Ihnen beim weiteren Vorgehen helfen:
https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe

Außerdem lege ich dir folgenden Beitrag zum Weiterlesen ans Herz:
https://mein-kummerkasten.de/316707/Bipolare-Stoerung.html


Ich hoffe, dass ich dir damit ein wenig weiterhelfen konnte.

Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe, ganz viel Kraft und alles Gute!
Melde dich gern, falls du noch Fragen oder Redebedarf hast. Wir sind für dich da.

Liebe Grüße,
Lan