Problem von Anonym - 18 Jahre

Mein Stiefvater droht mir und schlägt mich

Liebes Mein-Kummerkasten,
ich bedanke mich selbverständlich voraus und schätze eure Seite sehr. Ich glaube, ich bin heute Abend an den Punkt angekommen, wo ich absolut nicht mehr kann. Meine Schmerzen sind mittlerweile einfach nur noch zu groß geworden und immer mehr bricht die innere Verweiflung aus. Ich habe seit Jahren schon ein Problem mit meinem Stiefvater. Seitdem er hier bei uns lebt, hat sich mein Alltag komplett verändert. Anfangs war er noch freundlich und verständnissvoll. Aber mit der Zeit sind immer mehr Probleme entstanden, die er jetzt in Form von Gewalt umwandelt. Ich habe desweiteren schon oft versucht mit meiner Mutter über dieses Problem zu reden. Meiner Mutter zuliebe, habe ich mich oft mit ihm versöhnt. Nur ich wurde immer wieder von ihm geschlagen. Seitdem ich zudem noch einen Freund habe, wurde es immer nur noch schlimmer, sprich seit einem Jahr. Er hat mich oft geschlagen, wo ich bewußtlos auf dem Boden lag, und das aus unwirkürlichen Gründen. Unabhängig, was für ein Grund auch vorhanden wäre, keinen Menschen rechtfertigt es jemanden zu schlagen. Das letzte Mal hat er mr gedroht, mich Krankenhaus reif zu schlagen. Dies hat er dann auch wohl getan. Ich bin gegen den Schrank gefallen. Danach kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Mir kommen einfach nur die Tränen, ich zittere und habe große Angst vor diesem Menschen. Ich habe nicht einmal Hass für ihn, weil ich nur noch in Angst lebe. Ich bin damals nicht ins Krankenhaus gegangen oder auch zu einem Arzt. Mittlerweile denke ich nur noch, dass ich naiv war. Ich hätte mir so einen Report aushändigen lassen können. Ich hoffe, ich lerne demnächst aus meiner Dummheit oder aber auch großen Angst. Mein Problem ist einfach nur noch, dass ich nicht mehr weiterweiß. Die psychischen und physischen Schmerzen werden nur noch mehr und ich kann einfach nichts mehr realisieren. Ich würde ihn gerne anzeigen, nur zerstöre ich somit die Familie und das möchte ich einfach nicht. Ich war schon mit meiner Mutter bei einer Familienberaterin. Anfangs hat es auch super geholfen. Wir vertragen uns sonst eigentlich prima. Meinerseits zumindest. Aber wenn ich jetzt zur Polizei gehe und Anzeige erstatte, dann zerstöre ich einfach nur noch alles. Meine Mutter weiß auch, dass ich sehr darunter leide. Aber sie weiß selber nicht, was sie machen soll. Sie möchte sich nicht trennen, dies wäre ihre 2. Ehe, die in Brüche geht. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Meine Mutter ist leider auch noch psychisch krank. Ich kann und will sie niemals belasten. Es tut mir sehr weh, wenn ich sie verzweifelt sehe. Sie ist mein ein und alles. Nur kann ich langsam einfach nicht mehr. Ich möchte ihr Leben nicht zerstören, aber auch nicht meines. Ich möchte einfach nicht mehr in Angst leben wieder geschlagen zu werden oder auch nur einfach Drohungen bekommen. Wenn ich ihn sehe fange ich einfach nur noch an zu zittern, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.

Ich bedanke mich fürs zuhören/ lesen

:(

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Oft lese ich hier Mails, schüttele innerlich und äußerlich den Kopf und möchte dann und wann nur noch meine Koffer packen, um vor Ort zu helfen. Geht natürlich nicht. Ich möchte so viel sagen, so viel verdeutlichen, meinen Standpunkt erklären, unterstützen... kann ich das durch das schriftliche Antworten? Ich hoffe, es gelingt mir wenigstens ein Stückchen...

Er ist der Täter - Du das Opfer. Du würdest keine Familie zerstören - das tut er bereits. Du machst auch keine Ehe kaputt - das tut er. Du zerstörst nicht das Leben eines lieben Menschen - das tut er. Er ist es. Nicht Du. Deine Verantwortung ist, für Dich selbst zu sorgen, Dich selbst zu schützen. Das würde in anderen Familien vielleicht bei den Eltern liegen - und in einigen auch beim Stiefvater. Aber das tut er nicht.

Ich bin fassungslos, ob der Gewalt, die mir da zwischen den Zeilen entgegenschreit. Bewusstlosigkeit? Und dann sagt er, er schlägt Dich beim nächsten Mal krankenhausreif? Ist das nicht schon lange mit der Bewusstlosigkeit erreicht? Und egal, was Du tust - Du lieferst mit nichts nie und nimmer jemals einem anderen Menschen den Grund für diese Gewalt. Mach Dir das ganz bewusst. Die Schuld liegt beim Täter.

Fassungslos macht mich auch ein Stück weit Deine Mutter. Es wäre die zweite Ehe, die scheitert? Ja, und? Ich hätte lieber einen ganzen Aktenordner voller Heiratsurkunden, als dass ich bei einem Schläger bliebe. Jeder, der meine Lieben anfasst ("anfasst" das Wort passt irgendwie gar nicht) ist raus aus meinem Leben. Ich mag ja oft wie eine zarte, kleine, stille Frau rüberkommen - aber ich kann auch knallhart sein. Und es ist schade, dass Deine Mutter das nicht schafft. Aber das ist wahrscheinlich ein ganz eigenes Kapitel, mit ganz eigener Vergangenheit und ganz eigenen Problemen.

Genut kommentiert, oder? Die Frage ist ja, wie es weitergeht. Denn Fakt ist: Wie es ist, kann es nicht bleiben.
- ausziehen? Kannst Du zu Deinem Freund ziehen oder in eine eigene Wohnugn / WG-Zimmer o.ä.? Wie stehen die Finanzen? Oder könntest Du auf Unterstützung durch Deine Mutter bauen? Gibt es diese Möglichkeit?
- ansonsten: Gespräch mit dem Jugendamt. Auch wenn Du schon volljährig bist. Selbst wenn sie sich nicht mehr zuständig fühlen, können sie Dir eine andere Anlaufstelle nennen. Auf dem Weg kannst Du Dir eventuell die eigenen vier Wände leisten
- Anzeige? Würde ich an Deiner Stelle mit Deiner Mutter besprechen. Es ist ganz klar, was da schief läuft und dass es schief läuft. Aber ohne Attest vom Arzt oder ohne Aussage Deiner Mutter würde eine Anzeige wahrscheinlich im Sande verlaufen. So hart es ist. Ohne Beweise wirst Du nichts erreichen können.
- Frauenhaus kommt wohl auch in Frage. Du kannst anonym telefonisch bei der Polizeidienststelle das nächste erfragen (Adressen werden nicht veröffentlicht). Dort wirst Du Beratung erhalten, Beistand und auch viel erfahren, welche Wege und Möglichkeiten Dir offen stehen.

Will Deine Mutter wirklich bei diesem Mann bleiben? Oder hat sie nur Angst, wie es ohne ihn sein könnte? Oder davor, was passiert, wenn sie sich trennt? Für mich ist es recht unverständlich, warum sie an der Ehe festhalten möchte. Wenn sie Unterstützung wegen der Trennung sucht, dann reiche ihr die Hand. Die Familienberatung war schon ein erster, großer, richtiger Schritt. Aber die Schritte müssen weitergehen. Und solange er sein Verhalten nicht ändert, wird keine Beratung euch wirklich helfen können.

Ich wünsche Dir, dass Du einen der o.g. Wege einschlagen wirst. Sammele die Kraft, die Du noch hast dafür...

Alles Gute!
Dana