Problem von Anonym - 18 Jahre

Mein Leben ist beschissen

Hallo,
Ich bin achtzehn Jahre alt und habe das Gefühl, dass alles nur scheiße ist, ich selbst inbegriffen.
Meine Mutter verlor ich im Alter von zwei Jahren, sie hatte Krebs und ließ meinen Vater, meinen Bruder und mich zurück. Mein Vater hat diesen Verlust nie überwunden, davon bin ich überzeugt. Er hat trotzdem nach vier Jahren wieder geheiratet. Meine Stiefmutter hatte bereits eine Tochter aus erster Ehe sodass wir drei Kinder in etwa gleichem Alter waren. Zur Krönung des Familienglücks wurde meine kleine Schwester geboren.
Ich kam mit meinem Leben nie klar. Mein Vater arbeitet sehr viel und ist fast nie zuhause, mit meiner Stiefmutter komme ich nicht wirklich klar, da sie ein sehr inniges Verhältnis zu ihren leibl. Kindern pflegt und ich mich immer als schlechteres Kind gesehen habe, das keine Liebe verdient, das zu schlecht ist um geliebt zu werden.
Mittlerweile bin ich achtzehn, mir fehlt jegliche weibliche Identifikationsmöglichkeit, ich habe absolut kein selbstvertrauen oder körperbewusstsein.
Mein Vater verdrängt alles was mit meiner mutter zu tun hat, so auch unsere gemeinsame Vergangenheit und kontakt zu ihren Verwandten.
Ich weiß fast nichts über meine Mutter und noch viel weniger über mich selbst.
Ich stehe immer im Schatten meiner Stiefschwester und bin aber nie so "gut" wie sie. nicht so schlank, nicht so beliebt, nicht so musikalisch, schlechter in der Schule, ohne Freund.
Vor einem Jahr wollte ich sie wenigstens in einem übertreffen: ich wurde schlanker als sie. Meine Eltern haben das Problem meiner Anorexie erkannt und ich habe eine Therapie angefangen. Das Problem ist, dass sich gar nichts ändert! Ich esse schon lange wieder normal aber meine Eltern verstehen mich überhaupt nicht. Ich komme mir immer noch wie das ungeliebte Kind vor, es findet praktisch keine Kommunikation statt. Ich fühle mich so schlecht. Meine Eltern leben Familie ohne mich. Keiner redet mit mir, interessiert sich für mich, versteht mich.
Ich fühle mich hässlich, zu dick, zu blöd, zu einsam, einfach ungeliebt. Ich hatte noch nie einen Freund, da mich nicht mal außerhalb der Familie jemand liebt.
Ich würde so gerne leben, genießen, Spass haben. Das kann ich aber nicht, weil ich ein niemand bin. Wie soll ich mein Leben jemals in den Griff bekommen, oder Beziehungen führen, wenn ich gar nicht weiß, wie das geht?

Anwort von Jana

Hallo.
Erstmal muss ich sagen, dass du wirklich schon viel durchgemacht zu haben scheinst und das tut mir leid. Aber Mitleid hilft dir vielleicht in einem Moment aber nicht bei der Problembewältigung.
Selbstbewusstsein erlangt man einerseits, indem man nach außen hin zeigt,dass man Erfolge erzielt und auf eigenen Füßen steht. Dann bekommt man Lob und "wächst".
Andererseits muss man sich das von innen erkämpfen. Und damit solltest du anfangen. Ich möchte behaupten, dass du die Vorurteile mit schlank, dumm etc. einfach von außen übernommen hast weil du keine Kraft hattest dir ein eigenes Bild von dir zu machen. Doch nun bist du 18 Jahre alt und reflektierst dein bisheriges Leben.
Das ist ein guter Anfang, denn du traust dich, das einem fremden Menschen zu schreiben und überlegst, wie du bist.
Doch hier ist der entscheidende Punkt: ´Du darfst nicht länger die Vorurteile der anderen übernehmen. Setz dich hin und versuch klar zu denken. Ich bin davon überzeugt, dass du Qualitäten hast, und es ist an dir sie anzuerkennen. Es reicht, wenn dich andere nicht beachten. Jetzt hör du auf damit, dich wie die anderen zu benehmen und sei ehrlich zu dir selbst. Selbstmitleid hilft dir auch nicht, gestehe dir deine guten Eigenschaften ein. Und wenn du an diesem Punkt angekommen bist, was ich dir sehr wünsche, dann kannst du diese Eigenschaften versuchen auszubauen bzw. in Schule oder Job zeigen und Erfolge erzielen.
Wenn dir das alles so weit weg vorkommt musst du an dich selbst glauben. Du bist wie du bist und es gibt auch Männer,die dich ganz bestimmt attraktiv finden. Aber nicht, wenn du nicht lächelst.
Also lächel zunächst dein Spiegelbild an, dann wird es dir bald auch gelingen in der Öffentlichkeit mal wieder zu lachen.
Ich wünsche dir, komm von dem Negativen weg und bilde dir deine eigene Meinung. Es ist nämlich dein Leben und du solltest es nicht wegschmeißen. Viel Erfolg, Jana