Problem von Bert - 39 Jahre

Fremdgehen normal?

Ich (39) bin homosexuell und lebe seit fast drei Jahren mit einem jüngeren Mann (25) zusammen. In dieser Zeit ist er mir oft untreu geworden, also fremd gegangen. Nun stehen wir vor der Entscheidung, ob wir uns trennen oder nicht. Ich habe unsägliche Schmerzen daran, dass er seinen Körper anderen gibt, dass er ihn mit anderen teilt und nicht nur mit mir.
Ich habe aber auch mit einem anderen Schwulen im Internet gechattet. Er schrieb mir, dass der Körper meines Freundes nicht mir gehört und dass es völlig normal sei - gerade unter Homosexuellen - dass man Sex mit anderen hat. Zwischen Liebe und Sex gebe es einen großen Unterschied. Mein Freund sagt mir immer, er liebt mich über alles, aber er möchte auch diesen fremden Sex, der absolut nichts mit Liebe zu tun habe.
Ich komme damit aber nicht klar. Ich habe Bauchschmerzen, Depressionen und mir ist schwindlig. Ich möchte ihn aber nicht verlieren und finde aus dieser Situation einfach keinen Ausweg. Ich könnte natürlich dasselbe tun wie er, aber ich weiß nicht, ob die Schmerzen dadurch geringer werden.
Was kann ich tun? Bitte bitte helfen Sie mir!

Anwort von Michael

Hallo Bert,

offen gesagt kenne ich mich in der Schwulenszene nur wenig aus. Aber als Hetero empfinde ich bei diesem Thema genauso wie Du.
Wenn man eine Beziehung eingeht dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Treue (sofern nichts anderes vereinbart, gewünscht oder stillschweigend in Kauf genommen) oberstes Gebot ist. Und es sollte keine Rolle spielen, welche Sexualität man auslebt.
Ich kann sehr gut verstehen, dass Du über das Verhalten Deines Freundes sehr gekränkt bist. Ich wäre es an Deiner Stelle auch. Aber die Entscheidung, ob Du so weiterleben möchtest oder nicht, kann ich dir leider nicht abnehmen. Du musst für Dich entscheiden, ob Du diesen Mann mit anderen teilen willst oder ob Du Deinem Herzen, Gewissen und Deinen Beziehungsvorstellungen folgst und dir einen geeigneteren Partner suchst. Was ich dir aber verraten kann: wäre ich an Deiner Stelle würde ich noch einmal ein offenes Gespräch fordern und meine Wünsche, speziell was das Fremdgehen anbelangt, deutlich offenlegen. Gleichzeitig würde ich ihmganz klar sagen, dass ich so nicht weiterleben kann und will und sich eine Trennung (so schwer sie auch fallen mag) nicht vermeiden lässt, wenn er nicht augenblicklich mit dem Fremdgehen aufhört.
Was das Verlieren dieses Menschen angeht: Würdest Du genauso denken, wenn er Dich mit dem HI-Virus infiziert hätte?

Setz Deine Prioritäten und geh Deinen Weg. Als Mensch mit dieser Einstellung hast Du es nicht verdient, dass man so mit dir umgeht.

Alles Gute