Problem von Anonym (m) - 15 Jahre

männlich und Magersucht?

Hallo liebes KuKa-Team,

Zu allererst finde ich es wirklich klasse, dass ihr -ehrenamtlich- diese Seite hier betreibt, ich habe mir schon oft einiges durchgelesen, als ich über mein Leben nachgedacht habe.

Zuerst möchte ich etwas von mir erzählen:
Ich war schon immer "stämmig", "pummelig" (Beschönigungen..) oder einfach nur dick, weswegen ich auch schon immer nicht wirklich -besonders in der Schule- akzeptiert wurde.

Am schlimmsten waren wohl die Klassen 6-8, dort war es besonders schlimm, was sich auch auf meine Noten ausgewirkt hat. Irgendwann, ich glaube es war September letzten Jahres, sah ich die Lösung vor mir wie noch nie zuvor: Ich muss abnehmen, um akzeptiert zu werden!

Oft habe ich es probiert, doch diesmal meinte ich es ernst. Ich habe mich sogut wie immer an mein Diätplan gehalten:
Morgens: Ein Vollkornbrot mit Butter und Putenbrust
Mittags: Das Mittagessen, das zubereitet wurde
Abends: Ebenfalls Vollkornbrot oder Obst/Gemüse
Sport: 30-60 Minuten auf dem Home- oder Crosstrainer
Genascht habe ich nur selten.

Soweit war alles geplant und es wurde durchgezogen: Ich nahm 9 Kilo ab - Von 70 auf 61 Kilo, worauf ich auch jetzt noch ziemlich stolz bin - Ich weiß, Eigenlob stinkt..
Vor ca. 3 Monaten habe ich dann einen Stopp gemacht und wollte mein Gewicht halten.

Ich wurde nicht mehr gehänselt, die Leute haben mich größtenteils in Ruhe gelassen - Ich wurde in letzter Zeit sogar recht oft von Mädchen bzgl. meiner Handynummer o.Ä. angesprochen. Es ist doch irgendwie motivierend, auch wenn ich schwul bin. Damit habe ich übrigens kein Problem, ich habe es einfach akzeptiert und musste mich auch nie dazu überwinden oder mich bekennen.. Irgendwie war es mir schon immer klar, zumindest ab der Zeit, wofür man sich -normalerweise- für das andere Geschlecht intressiert.
Genau wegen dieser Gewichtsabnahme denke ich darüber nach, dass viele Menschen viel zu oberflächlich sind und dass es eigentlich dumm ist, sich so anzupassen.. Aber es tut mir einfach irgendwie gut, nicht mehr andauernd geärgert zu werden oder irgendwelche Bemerkungen ertragen zu müssen.

Kommen wir nun zu meinem "Problem":
Vor einigen Wochen bemerkte ich, dass es mir nicht reichte - Ich fühle mich immernoch zu dick.
Wenn ich vor dem Spiegel stehe, sehe ich immer wieder überall zuviel. Ich würde es am liebsten einfach wegschneiden..
Manchmal bekomme ich auch Phasen.. Meist nachdem ich meiner Meinung nach zuviel gegessen hab. In diesen Phasen sitze ich einfach in meinem Zimmer und weine darüber, warum ich schon wieder zuviel gegessen habe und warum ich mich mal wieder nicht unter Kontrolle hatte. Ich denke schon, dass es teilweise auch an der Pubertät liegen kann, aber ich bin mir einfach nicht mehr sicher, ob es alles so normal ist oder krankhaft wird.
Und selbst wenn es krankhaft sein sollte, weiß ich nicht wirklich, wie ich so schnell wieder darauskommen soll.. Ich denke andauernd daran, wieviel Kalorien und wieviel Fett welches Essen hat, was ich eventuell essen könnte, ob es zuviel ist..
Wenn ich manchmal sehr verzweifelt bin, wenn ich z.B. kleinere Fress-"Attacken" hatte, hing ich danach sogar schon überm Klo und habe versucht es wieder auszukotzen. Es hat meist nur teilweise geklappt..
Normalerweise esse ich zurzeit nur noch das Mittagessen und trinke Wasser, den Rest lasse ich aus, sofern ich es durchhalte. Am Tag bin ich mittlerweise meist 60-90 Minuten auf unserem Crosstrainer.
Seitdem ich diese Meinung habe, habe ich 2-3 Kilo zusätzlich abgenommen: Zurzeit stehe ich zwischen 58-59 Kilo bei 1.76 Meter Größe und am liebsten würde ich noch ein paar Kilos abnehmen.

In letzter Zeit werde ich auch oft von Lehrern, Bekannten oder auch Freunden angeredet, ob alles in Ordnung sei und dass ich keinesfalls mehr abnehmen soll. Besonders mir sehr nahestehende Freundinnen reden in letzter Zeit oft davon, dass ich unbedingt damit aufhören soll, sowenig zu essen: Sie sagen, ich würde langsam zu dünn aussehen, dass es langsam nicht mehr schön sei..
Auch mein (erster) Freund, den ich jedoch erst seit ca. einem Monat kenne, sagt es mir. Aber selbst wenn ich es versuche, kann ich nicht einfach irgendwas essen, ohne vorher darüber nachzudenken, ob es zuviel ist.
Einzig und allein bei meinem Freund ist es manchmal so, dass ich es für einen Moment vergesse, weil er mich akzeptiert wie kein anderer.. Und dieses Gefühl hat mir so gefehlt..

Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Ob ich es mir einbilde, oder ob meine Bekanntschaft einfach überreagiert?!

Würde mich über eine Antwort sehr freuen.

Liebe Grüße,
...

Anwort von Sabine

Hallo!

Nein, dass ist kein Eigenlob. Du hast ein Ziel erreicht, welches Du Dir gesetzt hast und darauf kannst Du sehr stolz sein.


Um nun nicht in einen Zwang zu geraten oder das es wirklich zu einer Sucht wird, würde ich sagen, dass Du für Dich einen Essenplan aufstellst. Vielleicht mit Hilfe Deiner Mutter, da sie ja wohl den Einkauf bei euch erledigt. Sprich mit ihr über Deine Vorhaben und das Du Dich gesund ernähren willst um Dein Normalgewicht halten zu können. So, auch wenn Dein Mutter darüber Bescheid weiß, darf eigentlich nichts schief gehen. Deine Mutter könnte auf Deine Kochwünsche eingehen und Dich so unterstützen. Du bekommst so ausreichend Vitamine und ausreichend Flüssigkeit und rutscht nicht in einen Zwang oder eine Sucht, die Dich gefährden könnte. Mache Dir einen Plan. Ich denke mal, dass Du inzwischen genau weißt, was wo drin ist und wieviel man zu sich nehmen darf jeden Tag. Bedenke aber auch - und das ist sehr wichtig - dass Du immer noch im Wachstum bist und auf gar keinen Fall zu wenig essen darfst oder anfangen es auszubrechen. So störst Du Deinen Wachstum und es kann zu Folgeschäden kommen. Google mal ein wenig im Internet bzgl. gesunder Ernährung herum.

Lieben Gruß
Sabine