Problem von Anonym - 39 Jahre

Mein Lebenspartner ist heroinabhängig

Mein Partner ist seit langem heroinabhängig in Form von Schnupfen und Rauchen des Stoffes. Ich habe es erst erfahren, als ich schon bis über beide Ohren in ihn verliebt war. Seit sechs Jahren sind wir zusammen und bislang waren alle Therapieversuche erfolglos. Ich habe aus einer früheren Beziehung drei Kinder. Seit Oktober letzten Jahres haben wir ein gemeinsames Kind. Bislang hat er in selbsständiger Tätigkeit gearbeitet und konnte sich seine Drogen selbst finanzieren und auch finanziell sich in die Familie einbringen. Doch nun hat er auch diese Firma (seine dritte) in die Pleite gefahren, in ehrlichen Momenten erzählte er, er gäbe 20 bis 30000 Euro pro Jahr nur für seine Drogen aus... Seit der Geburt unserer Tochter hat er sich beim Methadonprogramm angemeldet und kombiniert dieses mit Heroin. Er ist in letzter Zeit stark abgemagert und kommt mir immer abgedrehter vor. Als ob zwei Seelen in seiner Brust wohnten. Einmal ist er sehr lieb und ganz umgänglich, intelligent und humorvoll, dass ist der Mensch, in den ich mich mal verliebt habe, dann wieder sieht er aus wie ein Vampier und hat den schlimmsten Chargon drauf, mit eh Baby und A..lecken etc. Das tut weh und lässt das eigene Herz erkalten. Ich habe ihm nur einmal mit Geld ausgeholfen, das war ganz am Anfang, dann nie wieder. Ich weiss, dass man nicht helfen darf. Ich denke es ist auch ziemlich aussichtslos, alte Freunde hat er nicht mehr, so weiss auch keiner, wie lange er schon abhängig ist. Er ist 42 und man vermutet, er wäre schon zwanzig Jahre abhängig. Überlebt man das denn überhaupt? Ich weiß einfach nicht mehr weiter, getrennt habe ich mich schon an die zehn Mal in den ganzen Jahren und habe es nie durchgehalten, weil ich ihn liebe? Oder bin ich beziehungsabhängig. Wie finde ich zu mir zurück? Ich bin auch selbstständig und finanziell nur wenig abhängig von ihm, nur das schicke Haus, in dem wie wohnen, ist für mich allein schlecht haltbar. Am schlimmsten finde ich, vor anderen so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Mein engestes Umfeld weiß aber, was mit ihm los ist, dazu kann ich mich zu schlecht verstellen. Muss man Abhängige wirklich fallen lassen, damit sie wach werden?

Alexandra Anwort von Alexandra

Hallo,
Abhängikeit ist eine sehr, sehr schlimme Sache. Eine Co-Abhängigkeit ist aber ebenfalls schlimm - und in genau so einer befindest du dich. Auch wenn du nicht finanziell durch seine Sucht belastet wirst, nimmt es dich doch seelisch sehr mit. Ihr habt ein gemeinsames Kind, das Haus und klar: Ihr liebt euch auch. Ob es nur noch eine "Beziehungs-Abhängikeit" ist, kann ich dir nicht sagen, ein Stückchen Liebe ist aber auch da meistens noch vorhanden. Und das schlechte Gewissen "Ich kann ihn in seiner SItuation doch nicht im Stich lassen"...
"Muss man Abhängige wirklich fallen lassen, damit sie wach werden?" fragst du. Ich fürchte fast: Ja. Es kann natürlich funktionieren, dass man den Partner unterstützt, ihm aus der Sucht hilft. Doch oft zeigt sich: Die Unterstützung fruchtet nicht, du kommst an deine Grenzen und es ändert sich einfach nichts.
Ich will dir jetzt nicht raten: Trenne dich sofort. Die Entsheidung solltest du selber treffen, wenn du bereit dafür bist. Doch ich denke, es ist wahrscheinlich das Beste. Du hast ein Kind, für das du die Verantwortung trägst. Mit einem heroinabhängigen Vater aufzuwachsen (und die Sucht scheint ja auch immer schlimmer zu werden), ist keine schöne Sache. Auch für deine anderen Kinder ist es sicherlich nicht die beste Situation, oder?
Setz dich einmal ausführlich mit deinen Gedanken und Gefühlen auseinander. Überlege genau, wie viel Schaden die Beziehung euch (also dir und deinen Kindern) zufügt und wie viel Positives es noch gibt. Natürlich ist es nicht einfach, von so einer Beziehung los zu kommen. Und natürlich plagt dich dein Gewissen: Doch las dir eins gesagt sein: Wenn du dich trennst, lässt du ihn NICHT im Stich - es dein Recht und dein Pflicht (als Mutter und als Mensch) an dich un deine Kinder zu denken. Er ist derjenige, der die Verantworung für seine Taten und für ihre Konsequenzen trägt.
Wichtig ist, denke ich, auch, dass du dich endlich öffnest und mit jemandem über deine Lage sprichst. Hast du das bisher schon einmal versucht oder veheimlichst du das Problem vor allen Freunden und Verwandten? Lass auch andere Sichtweisen zu - mit so einer schwierigen Situation alleine klarzukommen, ist fast unmöglich. Hol dir Hilfe, von Freunden oder Verwandten, rede mit ihnen. Wenn du denkst, dass es dir hilft, kann auch ein Gespräch mit einem Therapeuten sinnvoll sein.
Versuch dich zu einer Entscheidung durchzuringen, hinter der du auch stehen kannst. Du kannst deinem Partner ja auch die Option lassen, es mit ihm zu versuchen, wenn er clean - und zwar wirklich clean - ist. Doch so weitermachen, kannst du nicht. Es zerstört dich - versuch, das in dein Bewusstsein zu lassen, so wirst du vielleicht allmählich dem Schritt, dich zu trennen, näher kommen.
Ich wünsche dir alles, alles Gute und hoffe, dass du eine Entscheidung treffen und durchziehen kannst.
Alles Liebe,
Alexandra