Problem von Markus - 35 Jahre

Ich bin mein Leben leid

Hallo !

Ich bin froh, endlich eine Möglichkeit gefunden zu haben mal
meine Probleme anderen mitzuteilen.
Ich bin nun schon seit mehreren Jahren in einer tiefen Depression
und es wird eigentlich immer schlimmer. Angefangen hat es vor ca.
4 Jahren, nachdem mir die Leitung einer Abteilung in meiner Firma
(Großes Autohaus) übertragen wurde. Die Arbeitsbelastung ist
seit damals von Jahr zu Jahr immer mehr angestiegen. Ich habe
das Gefühl, das mein Leben regelrecht aus mir herrausgesaugt
wird. Mein Privatleben ist quasi nicht mehr vorhanden. Ich
leide daraus bedingt auch unter Schlaflosigkeit und auch mein
Arzt sagt, das ich bald auch Gesundheitlich Probleme kriegen
werde (Herz macht mir jetzt schon Probleme - mit 35 !). Aber
damit nicht genug : Leider ist mein Verdienst auch nicht gerade
rosig (Kann ruhig jeder wissen : 1093 Euro Netto).
Ich möchte euch nicht mit den Einzelheiten langweilen, nur soviel :
Das was ich mache haben vorher 3 Leute erledigt.
Auch mein Privatleben leidet darunter, denn meine Laune ist ständig
auf dem Tiefpunkt. Ich wohne noch bei meinen Eltern, da beide
Pflegebedürftig sind und sie ohne mich nicht klar kommen würden.
Wir haben ein großes Haus, was mich in meiner kläglichen Freizeit
auch ständig auf Trapp hält. Ich muß dazu sagen, das ich mit
Fahrzeit eine Tägliche Arbeitszeit von 11 Stunden habe, was dann
mit meinen anderen Aufgaben Freunde und Beziehung von vornherein
ausschließt. Ich habe schon mehrmals versucht mit meinem Vorgesetzten
bzw mit meinem Chef zu sprechen, aber gebracht hat das auch nichts.
Man könnte jetzt sagen ich kann doch den Job wechseln - gut und schön -
Ich habe zwar einen sehr guten Realschulabschluß (1,2) und bin auch
nicht gerade dumm, aber man muß wissen, das es ich in einer Gegend
wohne, wo Arbeitsplätze in einem Umkreis von 100 km absolute
Mangelware sind (und nur Hungerlöhne bezahlt werden). Das wird von
den paar Firmen in der Region schamlos ausgenutzt.
Umziehen kommt nicht in Frage (wegen der Eltern und dem Haus).
Es ist mir leider auch nicht möglich mal auszuspannen und in Urlaub
zu fahren, denn
a. ich kann es mir nicht leisten
b. meine Eltern
c. ich bekomme nie mehr als eine Woche am Stück Urlaub
Ich würde gern eine Beziehung eingehen, doch es fehlt mir einfach die
Zeit jemanden kennen zu lernen und ich kann mir nicht vorstellen,
das mich jemand in meiner jetzigen Lage ertragen könnte.
Wenn ich mir vorstelle das es so weitergeht und es mit jedem neuen Jahr
immer noch schlimmer wird, kommen mir in letzter Zeit immer mehr die
Gedanken, ob es sich überhaupt noch lohnt, sich jeden neuen Tag wieder
nur abzuschuften und dann Abends totmüde ins Bett zu fallen und stunden
lang wach zu liegen. Ich sehe langsam bald nur noch einen Ausweg ...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Markus!

Ich bin schon seit langer Zeit auf 'dieser Seite' des Kummerkastens und so haben sich in den letzten Jahren mehr und mehr Sätze herauskristalliesiert, die ich immer und immer weider schreibe:

"Es wird sich dann etwas ändern, wenn Du etwas änderst"

"Depressionen sind eine Erkrankung und gehören daher in ärztliche Hände"

Nehme Dir die Zeit und denke über beide Sätze in Ruhe nach.

Da Du bereits mit einem Arzt gesprochen hast, werde ich darauf nicht weiter eingehen. Erzähle ihm -wie hier auch- wie es Dir geht und lasse Dich beraten, was Du tun kannst bzw. der Arzt für Dich tun kann.

Was soll sich ändern? Wie soll Dein Leben sein? Es hilft selten, wenn man all das, was belastet auflistet - der zweite Schritt ist der wichtige: Was will ich anders? Und wie kann ich das erreichen?

Hast Du z.B. mal versucht, eine Pflegehilfe über die Krankenkasse für Deine Eltern zu bekommen, damit Du das nicht allein auffangen musst? Damit könntest Du Dir selbst etwas Zeit freischaufeln - und genau dafür gibt es doch die Pflegeversicherung, oder?

Und so kannst Du jeden Stolperstein aus dem Weg räumen. Tu wieder auch etwas für Dich. Nicht nur für die Firma, für Deine Eltern - sondern kümmere Dich auch um Dich. Geh samstags, sonntags aus und schau, was Dir gut tut. Einfach mal irgendwo einen Kaffee trinken gehen? Oder ins Fitnessstudio? Auch in der wenigen Zeit kann man 'Leben' stattfinden lassen. Mag sein, dass es anstrengend ist - aber nicht unmachbar. Und es wird eben erst dann passieren, wenn Du es auch zulässt und anpackst.

Weißt Du, es ist nicht lange her, da hatte ich hier auf meinem Sofa eine ähnliche Diskussion mit einem guten Freund. Er ist Bäcker und lange, lange Single. Er ist der festen Überzeugung, es liegt an seinen Arbeitszeiten, weil er ja immer dann in der Backstube steht oder schläft, wenn andere unterwegs sind. Aber es stimmt eben einfach nicht so ganz. Er hat sich so in sich zurückgezogen, aufgegeben, sagt, mit den Zeiten kann sich nichts ändern, dass es auch in der Realität so ist.

Alles Gute!
Dana