Problem von Nicole - 19 Jahre

Er, die Bundeswehr und ich

Liebes Kuka-Team, vorab möchte ich sagen, wie toll ich eure Arbeit finde und wie viel Respekt ich euch deswegen entgegenbringe. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich euch schreiben soll, einerseits, weil ihr genug andere ? dringendere und wichtigere ? Probleme zu beantworten habt, und andererseits, weil ich sonst nach Möglichkeit meine Probleme weitestgehend selbst zu lösen versuche. Aber allmählich läuft mir alles aus dem Ruder und da dachte ich, es sei vielleicht an der Zeit, über meinen Schatten zu springen und endlich mal einen Rat von außerhalb zu holen.
Ich habe euch schon einmal wegen des gleichen Typen geschrieben, wobei ich den Begriff ?Typ? verwende, um mich beim Schreiben von ihm zu distanzieren. Wir kennen uns seit fast vier Jahren, waren, wie es so oft der Fall ist, nicht nur Freunde, sondern sind uns auch körperlich nahe gekommen. Insgeheim wusste ich die ganze Zeit, dass ich mir mehr erhoffte, habe meinen Wunsch aber mehr oder minder erfolgreich verdrängt bzw. unterdrückt. Seit Anfang diesen Jahres, so um den März herum, hat sich unsere ?Freundschaft? gewandelt, das Körperliche hörte auf und wir verstanden uns noch besser als vorher. Dazwischen kam dann sein und mein Abi, weswegen wir uns seltener gesehen haben, aber trotzdem regelmäßig in Kontakt standen. Nach dem schriftlichen hatten wir dann ein Treffen, was wohl unter den Bereich Date fällt, und er erzählte mir von seinen Plänen sich für mehr als zehn Jahre bei der BW verpflichten zu lassen, was auch bedeutete, dass uns nunmehr vierhundert Kilometer trennen würden. Wir sprachen beide darüber, ob und wie es auf die Distanz hin eine Beziehung geben könnte, da er von vorneherein recht deutlich sagte, er wolle eigentlich keine Fernbeziehung. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt schon ein großer Fortschritt, dass er überhaupt eine Beziehung in Erwägung zog, zumal ich mich ziemlich von seinen bisherigen Freundinnen unterscheide, und auf keinen Fall in die Reiher derer gestellt werden möchte, mit denen er bisher zusammen war. Er schob dann die Frage, was in Zukunft aus uns wird, auf den Beginn seines Dienstes (was vor knapp einem Monat war), versicherte mir aber, dass er selbst ebenfalls ständig darüber, wie es laufen kann und über uns nachdachte. Also ließ ich mich, wenn auch eher widerwillig, auf dieses Hinausschieben ein. Jetzt ist er seit knapp fünf Wochen dort, kommt scheinbar fast jedes Wochenende nach Hause...und da beginnt mein Problem. Zuerst meldete er sich, wenn er angekommen war, unter der Woche ? sagte er ? ginge das nicht, weil sie dort die ersten zwei Monate nicht telefonieren dürften. Auf meine Frage hin, warum er mich aus seinem neuen Leben ausschließt (dadurch, dass er sich bei mir kaum noch meldet), antwortete er, dass er sich an sein neues Leben gewöhnen müsste und mich nicht belasten will. Gut, das sehe ich ein. Aber jetzt ist es seit einigen Wochen so, dass ich weiß, dass er zu Hause sein muss (online im Icq), er sich aber bei mir nicht meldet, um mir zu sagen, dass er da ist. Das mag jetzt vielleicht nach übertriebenem Stolz klingen...aber er ist derjenige, der wegfährt, also sollte er mir auch Bescheid sagen, dass er wieder da ist, auch wenn er Stress hat und für Tests lernen muss, wie er sagt. Deshalb sitze ich an den Wochenenden stundenlang am PC und warte darauf, dass er sich meldet, starre auf mein Handy, das mich stumm ansieht, weil er es aus irgendeinem Grund nicht für nötig hält, sich bei mir zu melden. Wir sind beide sture Menschen, das weiß ich, aber wie kann er mir sagen, ich solle nicht mit ihm spielen und er würde mich gerne sehen, wenn er sich so ignorant mir gegenüber verhält? Nach dem letzten Wochenende, an dem er sich wieder nicht gemeldet hat, hab ich ihm im angetrunkenen Zustand eine Sms geschrieben, in der ich ihn das gefragt habe, weshalb er nicht Bescheid gibt, dass er zu Hause ist. Seine Antwort war, es tue ihm leid, er sei sehr im Stress gewesen. Ich bin vielleicht trotzig, aber mit Sicherheit nicht blöd, und wer behauptet, er hat keine Zeit um eine Sms zu schreiben, in der steht: ?Hey, ich bin da, mir geht?s gut/schlecht?, lügt einfach. Ich wollte ursprünglich mit ihm darüber reden, welche Erwartungen ich an ihn habe, weil es mir nicht reicht, wenn er sagt, er trifft sich nicht mit anderen Frauen (da wir ja eine ?Quasi-Beziehung? oder ?Versuchs-Beziehung? führen, damit er sehen kann, ob er mit der Entfernung klar kommt). Sein Verhalten verletzt mich und er gibt mir durch sein kontinuierliches Schweigen nicht einmal die Möglichkeit, darüber mit ihm zu sprechen. Mir ging und geht es schon so lange nicht gut seinetwegen, weil er mich ? bewusst oder unbewusst ? permanent durch sein Verhalten verletzt. Es gab bisher noch keinen Menschen, der diese negativen Gefühle in mir ausgelöst hat, und schon gar nicht mehrere Jahre lang. Ich mag ihn wirklich sehr...aber ich ertrage es einfach nicht, wie er mit mir umgeht. Ich habe schon sämtliche seiner Nummern gelöscht, um nicht in Versuchung zu kommen, ihn anzurufen oder ihm zu schreiben, bis heute ist er immer noch nicht wieder eingespeichert (nach einem Streit habe ich die Löschaktion durchgeführt, vor ca 7-8 Wochen). Ich habe schon das Gefühl, dass ihm etwas an mir zu liegen scheint, aber ich weiß einfach nicht, wie meine Gefühle und mein Stolz mit seinem Verhalten umgehen sollen. Vermutlich sollte ich mich von mir aus bei ihm melden und ihn um ein Gespräch bitten, aber eine Absage seinerseits ? sei es auf Grund von ?Stress? oder was auch immer ? würde mich mehr verletzen als alles andere. Was soll ich also machen? Meinen Stolz überwinden und ihn um ein Gespräch bitten (ich hasse es, Schwäche zu zeigen oder ihm nachzulaufen) oder ihn einfach abhaken?
Dazu kommt, dass ich mich für verschiedene Unis beworben habe und mein Favorit die Stadt ist, in der er sich auch aufhält. Allerdings will ich nicht wegen eines Typen auf eine Uni gehen, der mich gar nicht will (die Uni sehr gut, es hat also nicht nur etwas mit ihm zu tun). Was, wenn ich mich deshalb falsch entscheide?
Für einen Rat bezüglich meiner Fragen wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße
Nicole

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Nicole!

Es gibt Situationen, da hat Stolz nichts zu suchen; denn er steht einem oft genug nur im Weg rum. Die Situation jetzt ist für Dich kaum noch zu ertragen - also bleibt Dir nur, über Deinen Schatten zu springen. Es sei denn, Du möchtest es auf ungewisse Zeit so weiterlaufen lassen und die Wut und Verletzung noch tiefer werden lassen.

Und noch eine Überlegung kam mir in den Sinn: Anfangs hat er sich gemeldet, wenn er zu Hause angekommen war - was, wenn er denkt "Wenn ihr etwas an mir liegt, kommt sie auch auf mich zu"? Was, wenn er durch Dein abwartendes Verhalten das Gefühl bekommen hat, für Dich unwichtig zu sein. Ein Stück weit gebe ich Dir recht, dass es bei ihm als "Wiederkommender" liegt, sich zu melden. Aber ich kann eben auch verstehen, wenn man mal schaut, wer einen denn begrüsst...

Ich würde es in die Hand nehmen, um endlich mehr Klarheit zu bekommen. Und wenn es eine Absage ist, die Du hörst, tut es weh - aber diese Ungewissheit und das Warten können kaum besser sein.

Alles Gute!
Dana