Problem von Lukas - 18 Jahre

Niemand wird mir dabei zur Seite stehen können

liebes kummerkasten-team,

vielleicht ist es falsch, mich an euch zu wenden, aber mein aktueller zustand - den ich selbst der festgefahrenheit beschuldige - erlaubt mir einfach kein alleiniges entscheidungsrecht über die entstandene situation.

ich möchte sie kurz schildern:
vor etwa eindreiviertel jahren lernte ich (damals fast 17 j.) ein mädchen (damals 14 j.) kennen, mit dem ich dann auch prompt zusammen war. für uns beide war es wohl die liebe auf den ersten blick, jedenfalls fühlte es sich unglaublich intensiv an. denn sie war anders als jedes mädchen, das ich zuvor kennen gelernt hatte. das ganze sollte allerdings auch genauso schnell wieder enden; nach einem monat schlief sie mit ihrem ex-freund, den sie im alkoholisierten zustand, nach dem besuch des geburtstages eines freundes, mit nach hause genommen hatte. anzumerken ist hier, dass wir in diesem monat, in dem wir zusammen waren, nicht miteinander geschlafen hatten.

für uns beide bedeutete das das ende unserer beziehung und freundschaft. die darauf folgenden sieben monate waren, wie ich später erfahren sollte, für uns beide nicht leicht gewesen, trotzdem wir unter anderem auch neue sexualpartner kennen lernten.
diese monate hatte ich vor allem dazu genutzt, um meine depressionen und aggressionen im sport abzubauen und mich weiterzubilden, doch nichts konnte meine nächtlichen heulkrämpfe unterbinden.
gesehen haben wir uns in dieser zeit niemals, auch wenn ich geradezu jede minute an sie denken musste - was, wie ich später erfuhr, auf gegenseitig beruhte.

schließlich war es die unendliche sehnsucht, die mich vor zehn monaten eine an sie adressierte e-mail verfassen ließ und dank derer wir wieder kontakt miteinander hatten.
es brach die zeit an, in der ich einiges erfahren sollte, jedoch aber längst nicht alles.
sie entschuldigte sich für ihre taten (das hatte sie nämlich zuvor nicht getan..), für die schmerzen, die sie uns beiden zugefügt hatte und - was mich erschrickte und nachdenken ließ - sie schwor, damals nicht mit ihrem ex-freund geschlafen zu haben. natürlich habe ich ihr das nicht geglaubt (ich glaube es auch heute noch nicht..), doch ich nahm es hin. mein vertrauen zu ihr war verschwunden, dennoch wollte ich nichts sehnlicher, als mit diesem mädchen zusammen sein. vielleicht hatte ich gehofft, sie würde eines tages wieder das unschuldige mädchen für mich sein, als das ich sie kennen gelernt hatte. doch ich wusste, ich würde ihr vorerst nicht glauben können - und dabei sollte es auch bleiben..
wir waren also wieder zusammen, aber glücklich war ich nicht. und ich weiß, dass es mein fehler ist, das nie zugegeben zu haben.
die monate vergingen, aber kaum einer ohne ernsthafte zwischenfälle, an denen ich, vor allem aber meine eifersucht, schuld war. für mich war klar, sie hatte damals mit ihrem ex-freund geschlafen und der gedanke, sie würde mich nun deswegen belügen, zerfraß mich aufs neue. ich konnte mir einfach nicht erklären, wieso sie es damals soweit hatte kommen lassen, wieso sie das ende für uns wollte und wieso sie dafür das fragliche gerücht aufstellen musste, dass sie mit ihrem ex geschlafen habe. sie versicherte mir auf meine fragen hin nur immer wieder, dass sie zwar mit ihm in einem bett gelegen habe, aber nichts weiter geschehen wäre. aber ich konnte ihr nicht glauben.
natürlich überschattete mein nicht-verzeihen-können unsere beziehung und mein nicht-vorhandenes vertrauen zweifelte jedes ihrer worte an und stellte zuletzt den sinn unserer beziehung in frage. an diesem punkt sollte ich wieder einige dinge erfahren, die mir bis dahin verheimlicht wurden:
zwei jahre bevor wir uns kennen lernten hatte sie mitansehen müssen, wie ihre beste freundin von einem außer kontrolle geratenen pkw eines betrunkenen fahrers erfasst und vor ihren augen getötet wurde. auch heute scheint sie im bezug auf dieses oder zusammenhängende themen wie traumatisiert und trauert noch immer.
sie erzählte damals niemandem davon, dass sie es mitangesehen hatte; weder den eltern des opfers, noch ihren eigenen.
natürlich brachte ich für ihre situation verständnis auf. ich konnte mir nun auch ihr empfinden und handeln im bezug auf bestimmte sachverhalte in der vergangenheit sowie zukunft besser erklären, aber vertrauen konnte ich ihr dennoch nicht.
das aufdecken diverser ihrer lügen (oft ging es darum, dass sie das erneute treffen ihres ex-freundes abstritt) verschlechterten zeitweise unsere beziehung aufs neue und brachten jene schließlich wieder nahe ans ende. auch jetzt sollte ich wieder etwas erfahren, dass mir bisher verheimlich wurde:
etwa ein jahr nach dem schrecklichen unfall, dem ihre freundin unterlag, besuchte sie immer noch regelmäßig ihren lieblingsplatz, den sie auch schon mit ihrer freundin genoss. an einem abend sollte ihr jedoch erneut ein schreckliches schicksal widerfahren; sexueller missbrauch.

auch zu diesem zeitpunkt siegte wieder das mitgefühl, wieder lag es mir fern, sie endgültig fortzuschicken. statt auf sie und ihre lügen sauer zu sein, empfand ich endlose scham für das eigene geschlecht.

verlorene liebe:
dies alles liegt nun wieder einige monate zurück, die wir trotz höhen und tiefen in der beziehung überstanden. jedenfalls ist es das, was mein mittlerweile verschlossenes bewusstsein ihr zu verstehen gibt. ich will nicht gewollt kalt klingen, jedoch schreit mein unterbewusstsein längst nach aufklärung, nach der wahrheit und nicht nach weiteren monaten, die ich mit ihr zusammen sein werde, weil ich ihrem herzen keinen weiteren schmerz zufügen möchte. es ist die zeit, die erfahrung und enttäuschung, die meine liebe und vertrauen zu ihr dahinrafften. ich wünschte, es wäre nicht so weit gekommen. nichts in meinem bisherigen leben ist vergleichbar mit dieser gefühlskalten leere, die sich mittlerweile in meiner seele niederlegt und meine sicht zum wanken bringt, wenn ich daran denke, dass ich ihr niemals die wahrheit sagen kann. ich will ihr helfen, ihr zur seite stehen und dafür sorgen, dass sie nicht in die falschen arme fällt, aber ich weiß, dass ich mich selbst damit zerstöre, weil ich sie nicht liebe und sie eine andere art der freundschaft ausschließt.

niemand wird mir dabei zur seite stehen können, und dennoch ersuche ich hilfe.
bitte antwortet, ich fühle mich verloren..

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Lukas!

Ich fasse mal zusammen: Du liebst sie nicht und Du möchtest die Beziehung beenden. Sind dann nicht Deine Arme die falschen, in die sie sinkt? Eine Trennung wird sie erneut verletzen - aber eines Tages zu erfahren, dass sie in einer Traumwelt lebte, dass Du Dich innerlich schon längst von ihr entfernt hast, wird noch viel mehr weh tun.

Du kannst ihr für das Erlebte Deine Hilfe anbieten - ob sie sie haben will, bleibt ihre Entscheidung. Du kannst ihr die Freundschaft bieten - ob sie das will, bleibt bei ihr. Aber es liegt weder in Deiner noch in ihrer Macht, ob Du sie liebst oder nicht.

Alles Gute!
Dana