Problem von Anonym - 21 Jahre

Verlange ich zu viel?

Hallo liebes Kummerkasten Team,

Ich lese schon seit ein paar Monaten bei euch mit und habe mir immer überlegt ob ich mich auch an euch wenden soll. Oft habe ich angefangen etwas hier zu schreiben und mich dann am Ende doch minutenlang mit dem Absenden Buttons befasst und bissher hat es damit geendet, dass ich die Seite einfach geschlossen habe ohne es zu senden. Sorry wenn der Text länger wird, doch ich muss wenn schon alles erklären.

Vielleicht schaffe ich es ja dieses mal, doch so langsam brauche ich mal die Meinung von jemanden der mich nicht kennt, jemand der unparteisch ist. Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee. Ich frage mich schon seit mehreren Monaten ob ich zu viel verlange. Von meiner Mutter, meiner Familie, meinem Freund oder ob ich vielleicht zu viel vom Leben selber verlange? Ich hatte eine recht komische Kindheit. Mein Vater war nur am Wochenende daheim und meine Mutter ist Gehbehindert und sitzt im Rollstuhl und ging ebenso so lange Arbeiten, dass sie erst abends nach Hause kam. Es endete immer gleich, wenn ich aus der Schule kam, musste ich den Haushalt machen, mir Essen kochen und dann Hausaufgaben machen und danach alleine in meinem Zimmer Fernsehen schauen. Denn meine Mutter wollte einfach nur ihre Ruhe Abends. Meine Schwester war immer nur unterwegs, brauchte kaum was im Haushalt helfen und kam Abends meist erst spät heim, was meine Mutter nie störte!

Meine Familie ist insgesamt etwas anders, sie verhöhnen zusammen mit Bekannten bei Feiern meinen neusten Freund oder Freunde auf Geburtstagsfeiern. Sie können sich kaum benehmen und ziehen so gut wie alles ins Sexuelle Thema. Am Wochenende war es so, dass meine Schwester überall hin durfte, ich aber in meinem Zimmer saß und gelesen habe, und sich eigentlich nie jemand dafür interessiert hat ob ich nicht vielleicht auch gerne was machen würde. Freude hatte ich nie wirklich, denn es war mir peinlich Sie mit nachhause zu nehmen wegen diesen ausschweifungen meiner Familie, die mich in Gegenwart meiner Freunde total nieder machten und mich sogar anschrien. Als ich meinen ersten Freund hatte, durfte ich nichts mit ihm unternehmen, wir hatten auch nie Zeit für uns, denn immer musste ich hier und da haushalt machen wenn ich Besuch hatte.

Nun ist mein Vater seit 2 Jahren tod, die wohl einzige Person mit der ich wenigstens etwas klar kam, denn mit ihm hatte ich wenigstens am Wochenende immer die Möglichkeit gemeinsam zu Kochen. Auch habe ich leider 2 Ausbildungen abgebrochen. Ich weiß selber wie dumm das ist, aber ich wollte die nur machen wegen meiner Familie. Denn wenn ich keine mache, bin ich anscheinend nichts wert und ich werd nicht beachtet. (Nur wenn ich etwas machen soll.) Meine Mutter wohnt alleine und ich bin mit 18 Jahren von zu Hause ausgezogen weil meine Eltern das so wollten, sie stellten mir die Wahl, zwischen du bleibst bei uns und machst das was wir dir sagen (Weiter nur Haushalt, kein Ausgehen u.s.w) oder halt ausziehen. Da meine Eltern mir damals beide gesagt haben das ich eine große enttäuschung für sie wäre, war meine Entscheidung also vorgeprägt. Meine Mutter wohnt wie gesagt alleine und kurz vor dem Tod meines Vaters habe ich meinen Heutigen Freund kennen gelernt und habe das sogar 2 Monate vor meiner Familie verheimlicht. Wir waren schon am Anfang unserer Beziehung uns drauf und dran zu trennen, denn er kam nicht mit meiner Familie klar, was ich verstehen kann.

Meine Mutter wohnt heute wie gesagt alleine, genauso wie ich. Vor einem Jahr hat meine Schwester einen Sohn bekommen und macht nun eine Ausbildung und sie ist der lieblling der ganzen Familie, Mutter und Oma. Sie kriegt echt alles, wird angerufen, eingeladen, kriegt die Wohnungsrenovierung bezahlt und noch vieles mehr! Weil sie ja kein Geld dafür habe. Ich habe ebenso wenig Geld, doch ich bin ja nichts wert, denn ich habe keine Ausbildung und bin nur zum Arbeiten gut genug, denn dann werde ich angerufen und zum Shoppen eingeladen. Ich bin auch so nett und gehe gerne mit, weil ich denke WOW meine Mutter hat mich lieb und will Zeit mit mir verbringen, doch das ganze endet darin dass sie mir Arbeit aufzwängt. Versteht es bitte nicht falsch trotz allem liebe ich meine Mum irgendwie.

Morgen fahr ich mir ihr 4 Tage auf ein Seminar, sie sagt sie freut sich auf die Zeit mit mir und als ich sie fragte warum Ich, sagte sie weil ich mit dir fahren will. Doch das war eine Lüge, denn ich habe selber mitbekommen wie sie vor mir meine Oma und meine Schwester gefragt hat, ich war also die letzte weil die beiden keine Zeit hatten! Auch ist meine Mutter einfach 1 Woche in Urlaub gefahren, ohne mir das zu sagen und meine Schwester hat sogar noch für sie gelogen und gesagt dass sie nicht wüsste wo unsere Mutter ist und ich saß daheim und habe geheult wie so oft weil ich mir sorgen machte. Aber das war ihr total egal!
Genauso hat sich keienr um mich gelümmert als mein Dad starb und bis heute hat mich mal keiner gefragt wie ich mich nun fühle ohne Ihn. Der wohl einzige der mich versteht ist im moment mein Freund mit dem ich zusammen wohne.

Ich habe eine Ausbildungsstelle in aussicht obwohl ich diese Ausbildung eigentlich nicht machen will, weil ich halt was anderes machen möchte, muss ich das Praktikum machen und nur deswegen krieg ich wenigstens einen Anruf in 7 Tagen von meiner Mutter, wobei es nur um diese Ausbildung geht. Aber für mich interssiert sich keiner aus meiner Familie, was soll ich da nur tun? Ich mein mein Freund und ich denken an Heiraten und wollen jetzt gerne bis Dezember 08 Sparen um es dann eventuell im Sommer 09 zu realisieren und dann würden wir halt sehr gerne nach der Hochzeit ein Kind haben. Doch dafür würde ich gerne richtig arbeiten (hab mehrere Angebote) doch wenn ich das mache dann hasst mich meine Familie ganz und dabei lieb ich sie doch so sehr?

Verlange ich da zu viel, wenn ich eine Mutter,Schwester und Oma haben will die mich so nimmt wie ich bin? Das ich meine eigenen Entscheidungen treffen will? Ich habe einfach Angst mit Ihnen darüber zu reden, denn sie haben mehr als einmal gezeigt dass ich anscheinend nichts wert bin für Sie und ich habe große Angst auf die Nase zu fallen damit und dann noch nichtmal einen Anruf mehr zu kriegen unter der Woche, wie es vorher war! Vielleicht liegt darin auch mein Problem mit Freunde finden, denn ich weiß einfach nicht wie, durch meine Kindheit war ich immer alleine daheim und es war OK ich kenne es nicht anders, aber ich würde gerne welche haben mit denen man sich treffen kann!

Was soll oder kann ich also tun?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich denke, man verlangt immer dann zu viel, wenn es etwas ist, was man selbst nicht geben kann. Alles, was ich bereit bin zu tun, zu machen, zu sagen, zu geben - kann ich auch von anderen erwarten. So jedenfalls sieht meine Meinung aus; und bis heute fahre ich ganz gut damit.

Da Du das Verhalten Deiner Familie nicht verändern kannst, sondern nur ein Stück weit durch das eigene Verhalten beeinflussen kannst, bleibe ich mal bei Dir und auf Deiner Seite: Wie oft meldest Du Dich selbst? Du erzählst, dass einmal die Woche ein Anruf kommt - wie oft geht einer raus? Wie geht es Deiner Mutter nach dem Tod Deines Vaters? Hast Du ihr die Frage mal gestellt, die Du Dir selbst auch von ihr wünschst? Wenn es um gemeinsame Unternehmungen geht (wie z.B. das Seminar oder auch einfach mal zusammmen essen gehen), lag der Schritt dann auch mal bei Dir?

Versteh mich nicht falsch, es sind keine Vorwürfe, sondern nur Fragen. Denn alles, was wir uns vom anderen wünschen, können wir uns auch ein Stück weit holen.

Du hast Angst, die Dinge Deiner Mutter gegenüber auch auszusprechen - ich schreibe es oft: Nichts ist schlimmer, als die Angst davor. Ich würde es nicht in Vorwürfe verpacken, sondern einfach mal erzählen, wie ich mich fühle und was ich mir wünschen würde. Kein Fehlverhalten anprangern, sondern erzählen, wie es doch viel schöner wäre. Das macht im Gespräch schnell einen großen Unterschied.

Zum Thema "Freunde finden" findest Du eine Menge im Archiv. Wie gestaltest Du Deine Freizeit? Bist Du allein oder auch mit Deinem Freund inzwischen mehr unterwegs? Nur, wenn man sich auch zeigt, kann man gefunden werden. Und dass so viele Mails zu diesem Problem im Archiv sind, zeigt doch auch, dass so viele Menschen Freunde suchen.

Alles Gute!
Dana