Problem von anonym (w) - 21 Jahre

Heimweh wird immer stärker

Hallo,

ich bin nun 21 Jahre alt und vor 3 Jahren bin ich von Bayern nach NRW zu meinem Freund gezogen. Vorher führten wir ein Jahr lang eine Fernbeziehung, da die Liebe aber immer größer wurde bin ich zu ihm gezogen. Da ich zu Hause mit meinem Stiefvater sowieso überhaupt nicht gut klar gekommen bin, fiel es mir auch gar nicht so schwer, von zu Hause aus zu ziehen.
Ich sag mal, die ersten 1,5 Jahre hatte ich weiter auch kein größeres Problem damit, dass ich von meiner Familie ca. 600 km getrennt bin. Die Liebe war einfach noch zu frisch, dass ich da viel Zeit damit verbracht hätte Heimweh zu bekommen.
In den Ferien fahre ich jedesmal nach Hause zu Mama und Co., worauf ich mich auch jedesmal riesig freue. Am Anfang hat mir das auch locker gereicht, aber irgendwie bekam ich dann doch irgendwann plötzlich Heimweh, es schlich sich einfach so ein und wurde immer stärker und stärker und mittlerweile muss ich deswegen auch oft weinen und fühle mich regelrecht deprisiv und unmotiviert...
Ich telefoniere auch häufig mit meiner Familie und wenn ich dann beispielsweise im Hintergrund höre wie gerade jemand Heim kommt (altbekannte Situation, die ich auch von früher noch kenne), dann denk ich mir so, dass ich da gar kein Teil mehr davon bin und stelle mir vor wie es wäre jetzt gerade mittendrin wieder im Familienleben zu sein...das macht mich sehr traurig, will es aber auch nicht so offen zugeben um meiner Mama oder meiner Oma keine großen Sorgen zu bereiten.
Manchmal bekomme ich auch voll die Krise, weil ich denke ich verpasse was...was ist wenn mal mit meiner Oma was passiert, sie ist ja nicht mehr die Jüngste und ich konnte keine Zeit mehr mit ihr verbringen?? Ich käm mit meinem Gewissen nicht mehr klar!

Nun jetzt könnte man sagen, dass ich halt wieder zurück nach Hause ziehen soll, aber so leicht ist es auch wieder nicht. Mein Freund würde mitkommen, das ist gar keine Frage aber ich mache momentan eine Ausbildung die mir total Spaß macht und genau das ist was ich beruflich immer machen wollte...in Bayern gibt es keine Möglichkeit diese Ausbildung weiter zu führen.
Wie oben schon erwähnt, fühle ich mich wegen meinem Heimweh aber einerseits auch total unmotiviert und sacke langsam ab, was sich nicht gerade positiv auf die Ausbildung auswirkt...

Ich stehe richtig im Zwiespalt und weiss nicht so recht wie es weiter gehen kann. Ich möchte ja auch nicht daran zerbrechen...

Vielleicht kann mir ja jemand von euch weiterhelfen oder einen guten Rat geben.

Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Auch ich bin für die Liebe aus meiner Heimatstadt fortgezogen; es sind nicht ganz so viele Kilometer, aber genug, um nicht mal eben vorbeizuschauen oder die Wochenende dort zu verbringen. Mich hat -trotz des frischen Verliebtseins und der Freude, endlich keine Fernbeziehung mehr zu haben- das Heimweh schon in der ersten Woche gepackt. Deshalb kam ich bei Dir ins Grübeln, da es sich bei Dir erst nach über einem Jahr einstellte. Ich frage mich einfach, warum Du nicht schon vorher etwas vermisst hast? Denn auch wenn genug 'neue Reize' im Leben sind, hat man den alten festen Stand doch aufgegeben.

Wie ist denn Deine Situation in der neuen Stadt? Hast Du ein festes soziales Nest? Auch Freunde können eine Art Familie sein. Hast Du gute Kontakte, liebe Menschen neben Deinem Freund? Fängt er Dich ein Stück mit auf und kann Dir Geborgenheit geben, wie Du es auch früher erlebt hast? Sicher, es ist nicht das gleiche - aber dennoch kann es erfüllend sein.

Ihr telefoniert viel, erzählt euch vom Alltag usw. - warum fühlst Du Dich trotzdem so außen vor und nicht mehr dazugehörig? Gibt es Aussagen, Verhalten der anderen, die das auslösen? Dann spreche das einmal an. Sicher sind wir Menschen alle unterschiedlich, aber ich vergleiche Deine Situation trotzdem mit meiner. Meine Familie wohnt weit weg und auch viele Freunde kann ich oft über Monate nicht sehen. Aber der Kontakt steht, ich bin immer auf dem Laufenden und es gibt eine fühlbare Nähe. Und gerade deshalb frage ich mich, warum diese Nähe Dir so abhanden gekommen ist?

Eine schwierige Frage, aber vielleicht kannst Du sie für Dich beantworten. Was ist es, was fehlt? Bist Du wirklich nicht mehr im Geschehen der Familie und alten Heimat? Erzählen sie wenig; lassen Dich außen vor? Oder ist es eher etwas, was Dir in der neuen Stadt fehlt?

Ob Du die Ausbildung aufgeben möchtest und zurückgehst oder sie beendest und dann den Gedanken daran umsetzt oder auch in der neuen Stadt bleibst und dort Glück suchst - all das bleibt Deine Entscheidung. Ich kann nicht sagen, wie für Dich in dieser Hinsicht der richtige Weg liegt. Aber vielleicht habe ich ja die richtigen Gedankenansätze gegeben und Du findest die Ursache des Heimwehs?

Alles Gute!
Dana