Problem von Amelie - 15 Jahre

Ich weiss nicht weiter und kann nicht mehr

Liebes Kummerkasten-Team,
Mein Problem bezieht sich nicht nur auf Schule, aber ich habe nicht gewusst, wo ich es sonst reinstellen soll, hoffe das passt so.
Das ist das erste mal, dass ich mein Problem ins Internet schreibe, deshalb kann es sein, dass ich etwas vergesse oder nicht ausführlich beschreibe. Wenn dies der Fall sein sollte, fragt einfach nach.
Ich beginne am besten ganz von vorn, auch wenn es dann etwas lang wird.

Vor ungefähr einem Jahr, also letzten Sommer, fehlte ich die letzten drei Wochen in der Schule, wegen einer "Sommergrippe". Wie sich, leider erst viel zu spät, herausstellte litt ich am Pfeifferschen Drüsenfieber. Da ich nach den Sommerferien sowieso aufs Gymnasium gehen konnte, störte es die Lehrer an meiner alten Schule auch nicht weiter. Die Matura zu machen und dann Sprachen ( Konnte mich noch nicht festlegen welche genau ) zu studieren, vielleicht sogar im Ausland, war schon immer mein grosser Traum gewesen. Die erste Woche auf dem Gymnasium lief dann auch eigentlich perfekt, bis ich wieder ständig fehlte. Ich konnte mir damals selbst nicht erklären wieso, denn die Ärtze taten es auch als ganz normalen grippalen Infekt ab, was auf den ersten Blick ja auch stimmte. Wegen meiner häufigen Absenzen lud uns, meine Mutter und mich, die Hauptlehrerin zu einem Gespräch vor, bei dem sich dann ganz klar ihr Wunsch herauskristallisierte, mich zu einem Psychologen zu schicken. Meine Mutter stimmte dann auch direkt zu, da sie es selbst für das beste hielt, vorallem weil sie Angst hatte, ich müsse mit dem Gymnasium andernfalls aufhören. Ich wurde dabei übergangen. Es fanden dann Gespräche bei einigen Psychologen statt, die alle völlig unterschiedliche Diagnosen stellten. Einmal sollte ich sogar in eine Jugenpsychiatrie, weil ich mich angeblich nicht geöffnet hatte, was gar nicht stimmen konnte, da ich in dem besagten Gespräch mein ganzes bisheriges Leben offenbarte. Während ich einerseits solche Schock-Erlebnisse hatte, fanden andere überhaupt nichts negatives an mir. Als dann endlich mein Wunsch erfüllt wurde, zu einem "richtigen Arzt" zu gehen, das heisst zu einem Mediziner, stellte sich heraus, dass ich an akkutem Eisen- und Vitamin B12 Mangel litt, als Nachwirkung des Pfeifferschen Drüsenfiebers, was für ein ungeschultes Ohr vielleicht nicht sehr dramatisch klingt, doch die Symptome waren alles andere. Ich konnte den ganzen Tag nichts anderes tun als schlafen, obwohl ich sonst sehr wenig Schlaf brauche. Wenn ich mich dann einmal bewegt hatte, selbst wenn es nur eine Stunde war, lag ich die drei darauffolgenden Tage flach und es ging mir noch schlechter. Ich versuchte es dann mit Tabletten in den Griff zu bekommen, da ich damals noch Angst vor Nadeln hatte ( Alternative war Infusionen ). Das ganze half jedoch nicht viel und als ich am ersten Tag nach den Herbstferien wieder abwesend war, "drohte" ( Ich empfand es als Drohung ) mir der Direktor bei weiteren Absenzen mit einem Rauswurf. Der wichtigste Grund war wahrscheinlich, dass sie mich für eine Simulantin hielten, auch wenn das niemand offen sagte, und den zweiten Grund hatte eine meiner Mitschülerinnen zu verantworten, da sie intrigierte und mir nicht die Hälfte des verpassten Stoffes zukommen liess, während sie den Lehrern versicherte, dass ich alle Unterlagen erhielte. Der Rektor redete zuerst um den heissen Brei herum, bis ich die Sache beim Namen nannte. Ich traf dann eine meiner bisher schwierigsten Entscheidungen und verliess freiwillig die Schule, da mir in dem Moment meine Gesundheit einfach wichtiger war. Eigentlich hatte ich von einer solchen Schule viel mehr Verständnis erwartet. In diesem Punkt stimmten mir auch viele Bekannte und Verwandte zu, denn wenn ich einen Gips oder sonstige sichtbare Symptome gehabt hätte, dann hätte man höchstwahrscheinlich Mitleid gehabt. Jedenfalls war ich dann in einer sehr verzwickten Lage, da ich meine Pflichtschuljahre noch nicht beisammen hatte und deswegen in meine alte Schule zurückgemusst hätte, was für mich jedoch nicht in Frage kam, weil es mir dort relativ schlecht ging ( Ist eine andere Geschichte, hab ich aber überwunden ). Meine Mutter und ich machten uns dann auf die Suche nach einer Privatschule, da es in der Schweiz, wenigstens bei uns, nicht möglich ist einfach auf eine Schule in einer anderen Gemeinde zu gehen. Nach zwei erfolglosen Besichtigungen ( Die eine wollte mich nicht, weil ich denen zu klug war und die andere war ein Drecksloch für Schwererziehbare ) fanden wir dann auch eine sehr gute Schule, an der ich sogar meine Matura machen konnte ( Sogar die Internationale mit einigen sehr interessanten Extras, wie zB. Chinesischlektionen und das kleine Latinum + Spanisch, was an der anderen Schule nicht möglich war, da man sich für ein Hauptfach entscheiden musste ). Diese Schule besuche ich jetzt seit den Frühlingsferien. Und eigentlich läuft es super, die Lehrer mögen mich, die Schüler mögen mich, was auf Gegenseitigkeit beruht. Ich schreibe gute Noten und habe schon einige mit meinem Können beeindruckt, doch es droht alles wieder kaputt zu gehen, da sich die Absenzen erneut häufen. Mein Immunsystem ist natürlich sehr geschwächt, da die Krankheit und ihre Folgen viel zu lange nicht erkannt worden sind, was heisst, das mich praktisch jeder Virus runterziehen kann. Gerade jetzt zum Beispiel habe ich mich schon wieder erkältet. Letzte Woche waren wir im Lager und ich konnte an einem Abend meine Haare ( Sie sind seeehr lang und dicht ) nicht föhnen, da es sehr spät war und ich die anderen nicht aufwecken wollte. Am nächsten Morgen war die Erkältung da. Zum Glück passierte das erst gegen Schluss der Woche, aber das macht es nicht weniger Schlimm, da ich langsam Angst habe, dass meine Lehrer und vorallem meine Mitschüler von mir denken, ich würde simulieren. Ihr müsst wissen, dass ich einige Freunde verloren habe durch die Krankheit und es wäre schrecklich für mich, wenn ich die paar Freunde, die ich an der neuen Schule gefunden habe, wieder verlieren würde oder sogar von der Schule flöge. Deswegen streite ich mich täglich mit meiner Mutter, weil sie sich Sorgen macht, was ich ja auch verstehe, aber ich kann nicht mehr tun als Medikamente nehmen und auf baldige Besserung hoffen.

Ich habe jetzt nicht alles bis ins kleinste Detail geschrieben sonst wäre es zu lang. Alle sagen mir immer, dass ich eine starke Persönlichkeit und sehr klug wäre, doch langsam wird es mir einfach zu viel. Sogar mein Vater, der nicht bei uns lebt, fängt an sich einzumischen, was mich noch mehr unter Druck setzt. Ich hoffe ihr seht und versteht meine missliche Lage und könnt mir irgendeinen Lösungsvorschlag machen oder einen Tipp geben, denn das letzte Jahr war ein übler Schicksalsschlag und viel mehr kann ich wirklich nicht ertragen
( Andere wären schon lange daran kaputt gegangen ).

Gruss, eine starke, aber überlastete junge Frau, die auf Rat hofft.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Amelie!

Innere Stärke bringt oft einen Nachteil mit sich: Die anderen nehmen nicht wahr, wenn man auch mal schwach ist und selbst an die eigenen Grenzen stößt. Ich denke, das spürst Du gerade sehr genau. Da kann ich Dir nur raten, offen zu sagen, dass Du im Moment keine Kraft mehr hast und Dich das alles so runterzieht, dass Du kaum noch weißt, wo vorn und hinten ist.

Spreche doch mal mit Deiner Mutter und dann mit Deinem behandelnden Arzt darüber, ob er Dich nicht an einen Facharzt überweisen kann? Selbst würde ich mich zusätzlich an einen Heilpraktiker wenden, damit er sich um mein Immunsystem kümmert. Vor Jahren bekam ich mal Eigenblutglobuli (klingt schlimmer, als es ist), die mir sehr geholfen haben, meinen Körper wieder auf Vordermann zu bringen. Vielleicht wäre das ja etwas für Dich?

Alles Gute!
Dana