Problem von anonym (w) - 20 Jahre

Problem mit meinem Körper

Hallo,
ich hoffe, dass ich hier ein paar Dinge loswerden kann...
Als ich fast zwölf war, habe ich mir die Haare kurz schneiden lassen und war danach totunglücklich über das Ergebnis. Für mich war es so demütigend, so zur Schule zu gehen und schon meine Nachberin, die in meinem Englischkurs war, hat mich ausgelacht. Ich hab mich so geschämt. Auf ihrem Geburtstag, einer Übernachtungsparty, haben dann Jungen aus ihrer Klasse , die auch in meinem Kurs waren, mich, als ich schon halb geschlafen habe, mit Laserpointern geblendet und mich alle ausgelacht. Sie haben mich auch mit Nüssen beworden. Weil ich ja jetzt aussah wie ein Junge, kamen sie auf die Idee (keine Ahnung warum), mich Boris zu nennen. Ich hab das alles "über mich ergehen lassen". Ich bin auch davon ausgegangen, dass die Geschichte nach dem Geburtstag vergessen wäre..., nur dem war nicht so. Seit der Nacht wurde ich jeden morgen auf dem Schulgang mit einem "Boris"rufenden Jungschor empfangen. Am meisten hat mich erschüttert, dass Jungen aus meiner Grundschulklasse mit dazugehörten, obwohl ich mich früher gut mit ihnen verstanden hatte. Alle Bitten, damit aufzuhören, haben nichts gebracht. Stattdessen haben noch andere Jungen und Mädchen, die das natürlich mitgekriegt haben auch noch mit gemacht. Dadurch wurde ich sogar im Schwimmbad auf dem Einer plötzlich dumm angemacht (von Jungen, die ich auch kenne) und gefragt ob wir nicht mal ne schwule Nummer abziehen wollten. Auch auf dem Schützenfest im Autoscooter wurde nach mir gerufen.
Das ging ein halbes Jahr so, bis das Schuljahr zuende war und ich schließlich nach der Orientierungsstufe aufs Gymnasium gewechselt bin. Da waren die Drahtzieher dann nicht mehr und alles hat aufgehört. Seitdem kann ich nicht mehr in der Schule vorlesen oder Referate halten. Ich gehe nicht auf Partys und bin misstrauisch. Ich glaube auch, dass ich traumatiesiert bin, weil kein Tag vergeht, an dem ich nicht manche Szenen vor mir sehe. Ich habe völlig das Gefühl zu meinem Körper verloren und sehe ihn eher vor mir als zusammengehörig mit meiner Seele. Deshalb hatte ich auch noch nie einen Freund, obwohl ich merke, dass ich so langsam körperliche Nähe brauche, jetzt wo man sich von den Eltern als Erwachsene abgekoppelt hat. Das Problem ist, dass mir fast jede körperliche Nähe total unangenehm ist. Acht Jahre habe ich diese ganzen Erinnerungen mit mir herumgetragen ohne sie jemandem zu erzählen, aber ich will sie gern loswerden und verstanden werden. In den Therapiestunden, die ich bisher hatte, habe ich bis vor kurzem nur über andere Sachen geredet, weil ich mich auch so schäme und mich hässlich und schlecht fühle. Wenn ich meinen Kopf einschalte, weiß ich, dass ich liebenswert und nicht total unatraktiv bin aber ich bin total gebrandmarkt. Hilfe

ps: ich finde die Vorstellung, dass der Text hier öffentlich gemacht wird, irgendwie nicht gut. Ich schätze, dass das auch einge abschreckt, sich hier zu öffnen.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann Dir nur ans Herz legen, Dich Deinem Therapeuten wirklich zu öffen; sicher kann ich auch nachvollziehen, dass es schwer fällt, aber tu es für Dich. Ein vielleicht hinkendes Beispiel: Wenn ich mit Bauchschmerzen und einem gippalen Infekt zum Arzt gehe; nichts sage und die Bauchschmerzen nicht erwähne - was wird er dann behandeln?

Die Veröffentlichung gehört auf dieser Seite einfach dazu. Auf der einen Seite kann ich verstehen, was Du sagst - auf der anderen helfen die Themen und Beiträge auch anderen weiter. Und das gehört eben zu diesem Kummerkasten dazu.

Alles Gute!
Dana