Problem von Anonym - 29 Jahre

Gibt es eine zweite große Liebe oder hat man nur eine Chance?

Hallo Ihr Lieben,

ich stehe gerade vor der schwersten Entscheidung meines Lebens. In 4 Wochen habe ich vor zu heiraten, alles ist geplant, alle sind eingeladen, ich habe mich sehr darauf gefreut, habe mir das schönste Fest auf Erden vorgestellt, war glücklich, jemanden gefunden zu haben, der mich in jeder Lebenssituation liebt, immer für mich da ist, der mir die Geborgenheit geben konnte, die ich jahrelang vermisst hatte.

Nun ist es so, dass ich fast 10 Jahre mit meiner wirklich großen Liebe zusammen war, wir uns jedoch zwischenzeitlich immer wieder getrennt hatten, ich habe ihm wahnsinnig wehgetan, weil ich glaubte, dass, was er mir nicht geben konnte oder ich vielleicht zuviel brauchte, nämlich diese enorme Geborgenheit, dieses Gefühl, SEINE Frau zu sein. Ich hatte oft das Gefühl, es ist schön, wenn ich da bin, aber wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. Vielleicht trügt das in manchen Situationen und erscheint mehr als es tatsächlich ist oder gemeint war. Teils hat er mich weggeschickt, teils hab ich mich "ausprobiert". Wir waren sehr jung, das muss ich zugeben. Aber ich wollte ihn immer, er war der, den niemand toppen konnte. Es haben sich einige die Zähne daran ausgebissen und ich habe mich immer wieder für ihn entschieden.

Vor 6 Jahren kam das Aus, ich hatte mich in einen anderen verliebt, meinte, das sei es jetzt. Ich habe mich getäuscht. Eigentlich wollte ich doch nur ihn - mit den guten Eigenschaften der anderen. Ein dreiviertel Jahr lang ging es hin und her, dann bin ich in eine Stadt gezogen, weit weg von meinem Zuhause, was ich immernoch sehr vermisse. Teils aus beruflichen Gründen, teils wollte ich Abstand finden. Wenn ich mir nicht ständig Vernunft auferlegt hätte und es immernoch tue, wäre ich schon in Nacht-und-Nebelaktionen zurückgegangen. Aber mein Kopf hat immer gesagt, "du kehrst wieder zurück in diesen Strudel, der dich nicht richtig glücklich gemacht hat und reißt dich wieder mit". Mir geht es gut, aber ich lebe teilweise noch immer in der Vergangenheit.

Vor ein paar Wochen habe ich ihn angerufen, weil ich etwas brauchte, was er noch bei sich hatte. Er wollte seit 2 Jahren keinen Kontakt mehr. Weil es ihm wehtue, sagte er. Ich habe es trotzdem versucht. Bis er mich erneut ganz klar darum gebeten hat. Also habe ich mich daran gehalten. Und eine neue Beziehung aufgebaut mit jemandem, der mich über alles liebt und es mir auch zeigt. Ich war so glücklich! Und dankbar. Und ich habe - meine ich - alles darangesetzt, dass es diesmal gut wird. Und er tat mir so gut, war immer da, wenn ich ihn gebraucht habe, hat zu mir gehalten, wenn es schwierig war, ist auf mich eingegangen. Und ich konnte noch vor einem Vierteljahr ohne Bedenken sagen, dass ich ihn liebe. Aber den anderen habe ich doch immer in meinem Herzen und auch oft in meinem Gedanken gehabt. Habe mir sogar vorgestellt, er könne mich und meinen neuen Partner sehen und fühlen, was ich gemeint hatte mit "echter und inniger Liebe". Ich habe mir so gewünscht, dass er endlich versteht, was mir so gefehlt hat.

Vor knapp drei Monaten musste ich ihn anrufen, weil er noch etwas hatte, was ich nun brauchte. Einen Gegenstand. Vielleicht hätte ich es besser gelassen. Oder auch nicht? Er hat es mir geschickt und mich nochmals gebeten, ihn nun, da alles "erledigt" sei, endlich in Ruhe zu lassen, weil es ihn jedesmal zurückwerfen würde. Ich habe ihm einen letzten Brief geschrieben, dass mir alles leid tun würde und ich immernoch so oft daran denken würde und ihn immer in meinem Herzen behalten würde, auch wenn die Zukunft nun anders weitergeht. So in der Art. Er schrieb mir eine Nachricht, warum ich ihm wieder wehtun wolle. Ich wollte doch nichts Böses. Nur abschließen und ihm sagen, dass er - egal, was war - immer in meinem Herzen sein wird. Ich habe nur zurückgeschrieben, dass ich nicht mehr weiß, was ich sonst noch sagen sollte und ihm viel Glück wünsche. Ein paar Tage später rief er an und wir haben lange geredet. Und es tat gut. Ich war nicht traurig. Nur erleichtert. Dachte, ich würde ihn nicht verlieren. Nicht als Mensch verlieren. Das wollte ich nie. Wir haben nach ein paar Tagen wieder telefoniert. Wieder sehr lange. Und wieder war es schön. Wie richtig gute alte Freunde, die mehr verbindet. Es tat so gut. Aber ich wollte ehrlich und fair zu ihm sein. Also habe ich ihm, weil ich dachte, er sei enttäuscht, wenn er es - nach diesen guten Telefonaten - erst hinterher erfahren würde, gesagt, dass ich heiraten würde. Er war geschockt. Und wir haben beide sehr geweint über alles, was schief gelaufen ist und dass es jetzt wohl tatsächlich das Ende ist.

Jetzt begann er um mich zu kämpfen. Hat fast jeden Tag angerufen, wir haben stundenlang telefoniert und geweint und mir tat alles so leid, wie es gekommen war. Letzte Woche war er überraschend bei mir. 5 Stunden Fahrt. Ich glaube ihm, dass er mich immer geliebt hat und auch, dass es nie aufhören wird. Aber er bedrängt mich. Sagt mir, dass ich den anderen doch nicht wirklich lieben könne und dass ich alles wegwerfen würde und dass ich den anderen unglücklich machen würde, wenn ich nicht 100%ig hinter meiner Entscheidung mit der Hochzeit stehen würde. Vorgestern haben wir uns deswegen gestritten. Ich möchte nicht bedrängt werden. Ich möchte mir nicht einreden lassen, mit wem ich mein Leben verbringen soll. Und er warf mir vor, dass er extra so eine lange Fahrt auf sich genommen hat (wobei ein Teil geschäftlich war) und ich hätte diese Chance nicht genutzt. Ich bin verzweifelt. Und er sagt er könne nicht mit mir befreundet sein, wenn ich einen anderen Namen tragen würde. Ich verstehe das. Aber es ich fühle mich in die Ecke gedrängt und frage mich, ob so etwas mir wirklich gut tut. Meine Freunde sagen mir, ich soll auf mein Herz hören. Aber mein Herz ist verwundet, verwirrt, ein einziges Chaos. Und der Mann, den ich heiraten wollte, werde (?) ist auch diesmal für mich da. Er weiß alles. Ich wollte ihn nicht anlügen. Verletzen auch nicht. In keinem Fall! Aber ich hatte ja auch nichts getan. Ich könnte mich der alten Liebe körperlich nicht mehr annähern, wenn ich daran denke, stoße ich ihn jedes Mal unbewusst mit meinen Händen und aller Macht zurück. Ist das das Zeichen? Aber in meinem Herzen ist er fest verankert. Ich habe ihn gebeten, mich in Ruhe zu lassen. Ich möchte nicht bedrängt werden.

Ich könnte noch viel sagen, aber das will ich niemandem zumuten.

Vielleicht weiß jemand einen Rat?

Ich danke Euch!

Anwort von Sabine

Hallo!

Du stehst vor Deiner Hochzeit und hast Dich für einen Mann entschieden, der Dir gut tut und der Dir zur Seite steht.
Deine erste große Liebe ist einmal zuende gegangen und zwar aus bestimmten Gründen. Diese Gründe können immer wiederkommen.
Ich kann Dir nicht sagen, was Du tun sollst. Da haben Deine Freunde ganz Recht. Du solltest Deinem Herzen folgen und nicht zwiespaltig in die Ehe schreiten. Allerdings sollten Herz und Verstand übereinstimmen. Ich weiß, dass das gerade für Dich schwer ist und das viele, ob Mann oder Frau, vor der Ehe noch einmal Zweifel bekommen, aber ich finde, Du solltest wirklich noch einmal darüber nachdenken, was Dich glücklich macht in Deinem Leben. Zur Not sollte man von allem Abstand nehmen, wenn man so sehr zweifelt.
Dein zukünfitger Mann, der hat sich für dich entschieden und Du Dich für ihn. Jetzt kommt die alte große Liebe wieder und es soll wieder so werden, wie es einmal war? Ich weiß nicht, ob das klappen kann. Ich kenne Dich nicht und ihn nicht. Das Leben geht weiter und kann sich ändern, aber eine Person ändert sich nicht. Der Charakter wird bleiben, denn Menschen kann man nicht ändern.

Lieben Gruß