Problem von Nina - 21 Jahre

Ich kann ihn einfach nicht vergessen (5)

Hallo Dana,

es macht gar nichts, dass deine nachricht nicht so einfühlsam war. du hilfst mir trotzdem sehr.
zum teil hast du recht, dass ich dennis einerseits sagen möchte wie leid mir alles tut und andererseits einem telefongespräch aus dem weg gehen möchte.

aber ich glaube ich habe die situation nicht richtig beschrieben. 1. ich weiss nicht ob er noch zu hause wohnt. davon gehe ich aber ganz stark aus. ich habe nur diese festnetznummer von seinen eltern. keine handynummer mehr, weil er seine handys wechselt wie seine unterwäsche. (er kauft sich ständig neue handys, also nix kriminelles oder so ;) )
naja auf jeden fall habe ich diese angst da auf dem festnetz seiner eltern anzurufen. die haben doch damals auch alles mitbekommen und ich kenne seine eltern, da kommt sowas wie "welche nina?" dann erkläre ich wer ich bin und dann kommt "dennis ist nicht da. ruf hier nicht mehr an, er ruft zurück."

ich glaub da schon dran, weil ich ihrem sohn ja irgendwie unrecht getan habe. und auf sone abfuhr kann ich verzichten. wenn ich seine handynummer hätte würde ich da schon eher anrufen. aber ich habe sie nicht und weiss auch keine möglichkeit sie zu bekommen.
ausserdem ist das immer so eine sache. stell dir mal vor ich ruf in einem völlig ungelegenen moment an...


ich weiss du denkst das sind alles nur ausreden, wenn ich es wirklich wollen würde würde ich das inkauf nehmen. aber nein eben nicht. ich kenne mich und weiss das ich sowas dann wieder als vorwand nehme. wenn er nicht zurück ruft oder unfreundlich ist, dann denke ich wieder, vielleicht haben ihm seine eltern nicht gesagt, dass ich angerufen habe oder vielleicht war der moment schlecht, er ist im stress und dann kam auch noch ich.


sag mal bitte ehrlich, du warst in deiner geschichte mit dem mann der dich verlassen hat ja eigentlich die geschädigte, falls man das so sagen kann.
wie hast du reagiert, als plötzlich dein ex am telefon war? und was hast du darüber gedacht? und hat es dir irgendwas gebracht, dass er dich anrief?

ich als aussenstehende, denke natürlich oh das war aber dann doch noch nett von ihm, dass er sich gemeldet hat. aber vielleicht dachtest du ja auch, er will nur sein gewissen beruhigen und meldet sich aus reinem egoismus.

weisst du was ich meine?

ich würd ihm gerne eine lange nachricht im internet schreiben und ihm auch schreiben dass ich nicht einfach bei ihm anrufen wollte. weil ich mir halt nicht vorstellen kann das es gut angekommen wäre.

alles liebe sendet dir mal wieder

die nina

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Nina!

ich habe seit meiner letzten Antwort oft daran gedacht, sie noch einmal zurückzuholen und noch etwas hinzufügen, weil ich dachte, ich bin Dir auf die Füße getreten. Das wollte ich ganz und gar nicht. Dieses "Ich kann das doch nicht machen, weil..." ist eine Ursache des großen Stresses, den ich hatte und habe. Und deshalb war ich da auch etwas fuchtig. Nicht wegen Dir und Deiner Situation, sondern die Wut gehörte allein mir... Das, was man Leben wirklich falsch machen kann, ist, es sein zu lassen. Ein sehr schöner Satz, den ich von einer Therapeutin habe und versuche, für mich und meine Familie in die Köpfe zu bekommen. Aber genug von mir...

Okay. Du möchtest nicht anrufen. Das ist Fakt und ich nehme es einfach mal so an. Nun hast Du die Wahl, ihm eine Nachricht über das Netz zukommen zu lassen oder aber, für Dich daran zu arbeiten und Dir zu verzeihen. Ich bin schon der Meinung, dass das auch ohne seine Absolution geht. Schau hin, warum Du so gehandelt hast. Nicht, weil Du verletzen wolltest, nicht aus purer Wut, sondern aus Angst um etwas, was Dir so teuer und wichtig war. Verstehe Dich selbst ein Stück und verzeihe. Das kannst Du auch, weil Du heute fest sagst: Nie wieder würde ich mich so verhalten. Und das ist doch schon auch die Grundlage des Verzeihens. Ich kann nicht verzeihen, was immer und immer wieder passiert und mich dauernd verletzt. Aber ich kann einen Ausrutscher verzeihen, weil er nicht ohne Grund passierte.

Ja, ich war die "Geschädigte". Wie habe ich reagiert? Ich war perplex, wortlos, als ich die vertraute Stimme hörte. Konnte es erst mal gar nicht fassen. Und ich habe mich auch gefreut; die alte Wut gab es gar nicht mehr. Die Verletzung war lange verheilt, die Wut verflogen. Es blieb ein komischer Beigeschmack, weil etwas so vertrautes so fremd geworden ist und das Wissen: das ist vorbei. Da war nichts mehr; den alten Zauber hat er einfach nicht mehr ausgeübt.

Daran, dass er ja nur sein Gewissen bereinigen wollen, habe ich noch nie gedacht. Mag sein, das es so ist und war. Aber ist das schlimm? Vielleicht ging es ihm nicht um mich, sondern allein um sich selbst. Wie auch immer, es war okay. Wir haben beide unser Glück gefunden, warum sollte ich ihm etwas nachtragen? Und genau darum ging es bei dem Telefonat; das Wissen, dass alles gut geworden ist. Dass das, was er getan hat (eigentlich das, was er nicht tat) keine Wunden für immer verursacht hat; dass es mir gut geht.

Vielleicht kannst Du das ein wenig auf Dich übertragen? Dennis hat eine Freundin, er hat ein neues Glück gefunden. Mag sein, dass Dir das weh tut - aber ihm hast Du nicht für immer so weh getan. Er hat verwunden.

Alles Gute!
Dana